Verlieb dich - Roman
geht’s los , dachte sie und nahm den Anruf entgegen.
»Tag, Onkel Jack!« Sie verließ die Küche, um Onkel Jack die Situation ungestört erklären zu können.
»Hallo, Prinzessin! Wie geht es dir?« Jacks laute Stimme dröhnte ihr in den Ohren. Sie dachte daran, wie sehr sie sich immer auf seine Besuche gefreut hatte, als sie noch klein war. Er hatte ihr Geschenke aus aller Welt mitgebracht. Sara hatte lange angenommen, er sei von Beruf Weltreisender, bis sie allmählich begriffen hatte, womit sich ein Agent des Drogendezernats seinen Lebensunterhalt verdient.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Anruf zu. »Es geht mir ausgezeichnet, danke. Und dir?«
»Du musst lauter reden, die Batterie meines Hörgeräts ist leer. Ich kann dich nicht hören«, schrie Onkel Jack Sara ins Ohr, obwohl sie ihn problemlos verstehen konnte.
Sie schüttelte lachend den Kopf. Onkel Jack hatte in Rente gehen müssen, weil er aufgrund einer Explosion praktisch taub war, und er hasste Hörgeräte. Er
behauptete stets, »diese verdammten Dinger« würden nicht funktionieren oder die Batterien wären leer. Lauter Ausreden, damit er keines tragen musste. Onkel Jack war nämlich eitel und befürchtete, er könnte mit einem Hörgerät weniger Chancen bei den Frauen haben.
Als würde es seine Chancen verbessern, wenn er sie anbrüllt , dachte Sara trocken. »ICH SAGTE, ES GEHT MIR AUSGEZEICHNET, DANKE!«, schrie sie ins Telefon.
»Lüg mich nicht an, Prinzessin. Dein Vater hat mir von deiner Knieverletzung erzählt. Aber über deine Zukunft können wir uns ein andermal unterhalten. Du hast mir eine Nachricht hinterlassen, dass du meine Hilfe brauchst.«
»Richtig … ich meine, RICHTIG!!!« Gar nicht so einfach, so laut zu sprechen.
Sie musste sich förmlich die Seele aus dem Leib brüllen, um Onkel Jack Pirros Situation zu erklären, aber irgendwann hatte er es endlich kapiert. Sie erzählte ihm auch gleich von der zündenden Idee, die Rafe und ihr als Lösung eingefallen war.
Onkel Jack versprach ihr, möglichst bald den Kontakt zu einem Agenten des Drogendezernats für sie herzustellen. Im Gegenzug versprach Sara ihm, dass sie ihn besuchen würde, sobald sie wieder in New York war, damit sie mal wieder ausgiebig plaudern konnten.
Nachdem sie aufgelegt hatte, kehrte sie in die Küche zurück.
»Er kümmert sich um die Angelegenheit«, berichtete sie Rafe.
Coop trat einen Schritt auf sie zu. »Habe ich das richtig verstanden? Rafes Onkel wird von Medikamentenschmugglern bedroht und ihr beide wollt einen Agenten der Drogenbekämpfungsbehörde hinzuziehen, der ihnen zum Schein Arzneimittel verkaufen soll?«, fragte er aufgeregt. Der Reporter in ihm witterte eine tolle Story.
Das würde er bestimmt vermissen, wenn er seinen Job erst einmal aufgegeben hatte. Bleibt nur zu hoffen, dass er einen anderen Weg findet, um nicht völlig auf den gelegentlichen Adrenalinkick verzichten zu müssen, wenn er nicht mehr als Journalist arbeitet , dachte Sara . Im selben Augenblick wurde ihr klar, dass für sie genau dasselbe galt.
Sie fröstelte und schob den Gedanken beiseite. Es gab Wichtigeres, auf das sie sich im Moment konzentrieren musste.
Sara nickte. »Stimmt, und das sind absolut vertrauliche Informationen , Coop, klar?« Sie hob drohend den Zeigefinger, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach, komm schon, Sara. Das ist eine große Story, und ich soll sie mir einfach so durch die Lappen gehen lassen, nur weil wir befreundet sind? Da musst du mir schon eine Entschädigung bieten, wenn ich die Sache auf sich beruhen lassen soll.«
Sara wusste, dass er das nur teilweise im Scherz gesagt
hatte. Er war eben mit Leib und Seele Journalist, und wenn ihm eine interessante Story zu Ohren kam, wollte er darüber berichten.
Sie blickte zu Rafe, dessen Miene sich verfinstert hatte. Er sah aus, als wollte er Coop gleich an die Gurgel gehen. Sie legte Rafe beruhigend eine Hand auf den Arm, als wollte sie sagen »Nicht aufregen«. Ihr war durchaus klar gewesen, dass Coop ihr Telefonat mit Onkel Jack Wort für Wort mitverfolgen konnte, weil sie so brüllen musste, damit ihr Onkel sie verstehen konnte. Aber Sara hätte Coop ohne mit der Wimper zu zucken ihr Leben anvertraut – oder in diesem Fall auch das Leben von Rafes Onkel.
Sie ging davon aus, dass die Bundespolizei Pirro Immunität gewähren würde, wenn durch seine Mithilfe ein New Yorker Drogenring aufflog und die Drahtzieher geschnappt
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