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Verliebe dich nie in einen Rockstar

Verliebe dich nie in einen Rockstar

Titel: Verliebe dich nie in einen Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Sporrer
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schrie ich frustriert und vergrub mich ein Stückchen weiter in meine neue, lebenserhaltende Hülle. »Er ist das Chaos in menschlicher Form, nur ohne Verstand.«
    Bevor er in meine Klasse gekommen war, hatte niemand mich beachtet, bis auf die Lehrer natürlich und meine besten Freundinnen. Ich war eines dieser Mädchen, das weder durch Taten noch durch Worte jemals aus der Menge heraus gestochen hatte. Wegen meiner Intelligenz war ich noch weniger beachtet worden. Ich hatte mich wohl gefühlt in dieser Rolle und nun war meine perfektes Äußeres brüchig geworden. Nur Violet, Nell und Serena hatten meine unkontrollierte Seite kennengelernt, aber nur, weil ich mit ihnen ab und zu einfach Lust bekam, Dummheiten zu begehen. Und ich wollte nicht, dass Alex diese Seite komplett zum Vorschein bringen konnte! Ich war glücklich damit, ein ganz normales Mädchen zu sein, das sich nicht von anderen abhob. Ich war gern das Mauerblümchen.
    Noch hatte mein Großvater nichts Alarmierendes mitbekommen, sonst wären meine Eltern gestern beim Abendessen nicht wie immer gewesen. Jederzeit könnte ein Lehrer melden, dass sich meine böse Seite hervordrängte. Meine Selbstbeherrschung war das Einzige, das meine Miss Hyde kontrollieren konnte und jetzt hing sie am seidenen Faden.
    Plötzlich wurde meine Zimmertür aufgerissen und jemand schritt wortlos auf mein Bett zu. Ich versuchte, durch den Laut der Schritte herauszufinden, wer sich in mein Zimmer gewagt hatte.
    »Aufstehen!« Bevor ich mich vor Ian in Sicherheit bringen konnte, zog er so kräftig an meiner Bettdecke, dass ich auf dem Boden landete. »Kleine Schwester, die Schule ruft nach dir.«
    »Lass mich!«, herrschte ich ihn an. Ich zog ihm die Decke aus der Hand und versuchte, meinen Kokon wiederherzustellen. »Ich gehe heute nicht in die Schule. Ich bin krank. Oder ich hab mir etwas gebrochen. Arme, Beine, Nase, egal! Von mir aus haben mich auch Aliens entführt oder das FBI benötigt meine Hilfe. Mir egal. Hauptsache plausibel.«
    »Mom hat gesagt, dass ich dich heute in die Schule bringen muss.« Ian warf mir ein Shirt und eine Jeans ins Gesicht. »Wenn ich dich nicht pünktlich abliefere, bekomme ich am Samstag nicht den Wagen. Zieh dich an, ich fahre dich.«
    Bei diesen Worten warf ich einen Blick auf meinen Bruder. Tatsächlich hatte er sich ein neues T-Shirt und eine Jeans angezogen.
    »Warum das?« Ich bedeutete ihm mit der Hand, dass er sich umdrehen sollte, während ich mich anzog. »Woher wusste Mom, dass ich heute nicht in die Schule gehen will?«
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Was, wenn Eltern wirklich einen sechsten Sinn hatten?
    »Weil du gestern beim Abendessen so eine Miene gezogen hast«, erklärte er mir. »Sie hatte so eine Ahnung, dass du dich heute gegen die Schule wehren würdest. Außerdem hast du beim
    Telefonieren in den Hörer geschrien. Der Satz Ich gehe morgen verdammt noch mal nicht in die Schule war sehr deutlich. Ach ja, sag Nell, sie soll sich demnächst selbst darum kümmern, was sie anziehen soll.«
    »Hmpf.«
    Meine Mutter hatte das gestrige Abendessen doch richtig interpretiert: Ich hatte meinen Kartoffelpüree mit einem Löffel und einer Gabel zu einer Alex-Figur geformt, ihn mit ordentlich viel Ketchup – Blut – übergossen und genüsslich verspeist, weil ich mir vorgestellt hatte, dass er dabei Höllenquallen erleiden würde. Außerdem hatte ich mich wie diese Hausfrauen in den Nachmittagssoaps über die heutigen Jugendlichen, zu denen ich mich nicht zählte, über meine neue Frisur aufgeregt und dass ich damit für immer, oder zumindest für zwei Monate, gezeichnet war. Nicht, dass ich mir solche Soaps öfter ansah ...
    »Wie kommen wir eigentlich zur Schule?«, fragte ich und ging an meinem Bruder vorbei aus dem Zimmer.
    Hinter mir hörte ich ihn mit Schlüsseln klimpern. »Motorrad.«
    Schon beim Gedanken an Ians Höllenmaschine schlingerte mein Magen.
    Als ich mich so an Ian festklammerte, dass man wahrscheinlich noch übermorgen die Abdrücke meiner Fingernägel sehen würde, betete ich zu dem nicht existierenden Gott, dass sich mein großer Bruder wenigstens einmal an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten würde.
    Ian hielt sich nicht daran.
    Beim Absteigen kippte ich fast um, wäre Violet, die mit meinen anderen Freundinnen vor der Schule auf mich gewartet hatte, nicht zu meiner Hilfe geeilt. Sie schlang einen Arm um meine Hüfte und hielt mich dadurch aufrecht. Dankbar klammerte ich mich an ihr fest. Mein

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