Verliebe dich nie in einen Rockstar
mischte sich Violet ein, die auf meinem Tisch saß – wahrscheinlich, um Alex aus nächster Nähe anschmachten zu können. »Bei Singstar zickt sie immer nur rum und trifft keinen einzigen Ton.«
»Serena verliert immer, wenn Zoey in Serenas Team ist.« Sie traute sich wieder hinter Alex‘ Rücken hervor und setzte sich auf den Tisch hinter uns.
»Alex!« Stephanie stöckelte auf ihren Dreizehn-Zentimeter-Absätzen herein. Wenn der Hausmeister die Schuhe sehen würde, dürfte sie einen Nachmittag lang schwarze Spuren vom Boden wegputzen. Violet und mir war diese Strafe einmal aufgebrummt worden, als wir in Straßenschuhen in der Klasse erwischt worden waren.
»Kommst du mit, eine rauchen?«
Ich hörte förmlich das Klimper-Klimper , als sie mit ihren falschen Plastikwimpern blinzelte – wenn man es überhaupt so nennen konnte. Sie streckte ihm eine Schachtel Zigaretten entgegen, woraufhin Alex sich gleich zwei herauszog.
»Danke, ähm ... äh ...«
»Stephanie«, half sie ihm auf die Sprünge. »Wir haben uns am Dienstag unterhalten.«
Auf Alex’ verwirrtes »Ach ja?« fingen meine Freundinnen an, schadenfroh zu kichern, besonders, als Stephanie trotz ihrer solariumbraunen Haut plötzlich blass erschien. Ihr Name war an unserer Schule genauso bekannt wie Violets. Während man aber bei Violet das Gesicht eines Mädchens mit unvergesslichen lilafarbenen Haaren im Kopf hatte, dachte man bei Stephanie an eine abgenutzte rosarote Matratze, die nach Zigaretten roch. Mit Playboy-Muster. Anscheinend mochte sie den kleinen Hasenkopf so sehr, dass sie immer irgendetwas davon tragen musste: Sonnenbrille, Shirt, Hose ... Angeblich hatte Stephanie nur ein Auge des Hasen auf ihrem Nacken, weil sie beim Tätowierer vor Schmerzen aufgesprungen war.
»Kommst du?«, fragte Stephanie noch mal.
»Nö, ich bleibe bei diesen Ladys.« Er deutete auf mich und meine Freundinnen. Ich schnaubte, meine Freundinnen quiekten glückselig wie Meerschweinchen beim Shisha-Rauchen.
»Aber danke für die Kippen.«
Stephanie fiel die vom Onkel Doktor gerichtete Kinnlade herunter, dann warf sie mir einen wütenden Terrier-Blick zu und stöckelte wieder von dannen.
»Und da rauscht die Möglichkeit auf ein warmes Bett davon«, sagte ich. »Musst du wohl heute ganz allein schlafen.«
Alex zuckte locker mit den Schultern. »Ich habe so viele Groupies, da wird mein Bett nie kalt.« Er beugte sich zu mir, so nah, dass ich wie beim Schularzt seinen warmen Atem auf meiner Wange spürte. »Es steht auch für dich offen. Wir müssen deinem Freund nichts sagen, Kali. Es würde unser kleines Geheimnis bleiben und wenn es dir gefällt ...«
Alex wich meiner Ohrfeige aus. Meine Freundinnen, die Alex‘ unmoralisches Angebot mitgehört hatten, schnappten hörbar nach Luft.
»Ich bin dann mal weg«, sagte Alex locker.
»Wo willst du hin?«, fragte ich. »Wir haben noch zwei Stunden!«
»Ich schwänze.« Er nahm seine schwarze Schultasche und warf sie sich über die Schulter. »Ich und die Jungs haben heute noch einen Auftritt und ich will mich davor noch ein wenig entspannen. Wenn du mich massierst, bleibe ich gern da.«
»Tschüss, Alex.« Ich winkte. »Soll ich dir noch einen Tritt in den Arsch geben, damit du schneller abhaust?«
»Bye-bye, Kalis Freunde und Kali, wir sehen uns morgen.«
Als er verschwunden war, kniff mir Violet in den Arm.
»Aua! Für was ist das?«
»Ich wollte nur sehen, ob du überhaupt noch etwas fühlst«, antwortete sie. »Wie kannst du in seiner Nähe nur so cool bleiben? Und seine ganzen Angebote! Zoey, bist du nicht neugierig, wie es ist, mit –«
»Nein!«, zischte ich dazwischen, bevor Violet es aussprach. »Ich brauche Alex nicht. Ich brauche nicht einmal so etwas wie einen Freund! Alex will mich doch nur ins Bett kriegen, mehr liegt ihm nicht an mir. Ihr wisst genauso wie ich, dass Jungs leicht zu durchschauen sind.«
Konnte der Tag noch schlimmer werden? Alex machte mich dauernd an, Stephanie würde mich wahrscheinlich töten und meine Freundinnen wollten mich höchstwahrscheinlich schrittweise umstylen!
Die Antwort folgte nach zwei Minuten mit einer SMS von Ian: Hole dich mit dem Motorrad ab. Wir müssen uns aber beeilen, weil ich halb drei einen Termin habe.
08. KAPITEL
MATHE IST ERREGEND
Eigentlich war zu erwarten gewesen, dass Alex keinen Eifer besaß, dieses Schuljahr zu schaffen. Darum war ich gar nicht enttäuscht, als ich am nächsten Tag um halb zwei immer noch allein vor der Bibliothek auf
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