Verliebe dich nie in einen Rockstar
Eltern ins Haus. Doch kaum wandten sie den Blick von mir und meinem Freund – in Anführungszeichen – ab, warf ich ihm todeswünschende Blicke zu und stieß stumme Drohungen aus. Er wirkte allerdings äußerst gut gelaunt. Wahrscheinlich war er es schon gewohnt, vor Eltern auf süß und niedlich zu machen. Ein Wolf im Teddybär-Pelz eben.
Während meine Mutter den Kaffee aufsetzte, beäugte mein Vater misstrauisch meine Eroberung. Alex schien das allerdings nicht zu stören. Er hatte sich in einen Ledersessel gesetzt und sah überaus entspannt aus.
»Ich schaue mal nach, ob ich Mom helfen kann.« Mit diesem Satz wollte ich mich wegschleichen, rechnete aber nicht mit Alex‘ Reaktion auf Dads Frage, wie ernst unsere Beziehung sei.
»Ach, ich liebe meine kleine Zoey über alles.« Er packte mich an der Taille und zog mich auf seinen Schoß. »Sie ist mein kleiner Sonnenschein!«
»Ach Alex.« Ich schlang meine Arme um seinen Hals, so dass sich meine Fingernägel in seinen Nacken gruben. Meine sadistische Natur genoss es zu sehen, wie er vor Schmerzen die Lippen ein wenig nach unten verzog. »Wenn es dich nicht gäbe, wäre mein Leben so anders!« Ruhiger, normaler und vor allem langweiliger – aber das würde ich nicht zugeben.
Meine Mutter brachte den Kaffee und mein Vater nutzte die Situation, um einen dummen Witz loszulassen.
»Manche Leute raten mir dazu, meine Frau nicht länger als meine Sekretärin zu beschäftigen, aber so entgehe ich der Strafe der stärksten Macht der Welt.« Er beugte sich grinsend ein wenig vor. »Eine eifersüchtige Frau.«
Ich verzog das Gesicht, während Alex sich zu einem schwachen Grinsen durchrang. Der Witz war wirklich gut – und Ronnie Radke ein Schmusesänger.
Bevor meine Mutter das Wohnzimmer wieder verließ, nickte sie mir zu. Ich wand ich mich aus Alex’ Klammergriff und folgte ihr in die Küche, wo sie nur darauf wartete, mit mir allein zu reden.
»Zoey Maria!« Oha, mein Zweitname, das bedeutete, dass sie wütend war. »Warum schwänzt du die Schule?«
»Ich schwänze doch n-«, entgegnete ich, aber sie hob die Hand und schnitt meine Lüge ab. Ich senkte den Kopf. »Es tut mir leid.«
»Das tut es mir auch«, sagte sie harsch. »Diesen Monat kannst du auf Taschengeld verzichten. Hausarrest – ist klar, oder?«
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Als i-Tüpfelchen kam auch noch mein Vater in die Küche gelaufen. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken und starrte mich mit seinem durchdringenden Anwaltsblick an, der mir durch Mark und Bein fuhr.
»Wir mögen den Jungen nicht.« Meine Mutter legte eine Hand auf die Schulter meines Vaters. »Er hat dich doch überhaupt auf diesen dummen Gedanken gebracht, oder?«
Ich hasste es, dass meine Eltern mich manchmal besser durchschauten als ich mich selbst. Statt zu antworten, betrachtete ich die Fliesen in der Küche.
»Wir wollen, dass du dich von ihm trennst«, herrschte mein Vater. »Er tut dir nicht gut und –«
»Gut!« Ohne ein weiteres Wort verließ ich die Küche, packte Alex am Arm und zerrte ihn mit ganzer Kraft aus dem Raum. »Es ist aus!«, rief ich so laut, dass es meine Eltern in der Küche hören konnten.
»Wow«, sagte er. »Langsam, Kali. Was ist los?«
»Ich muss mich von dir trennen«, sagte ich eine Spur leiser. »Tut mir leid und so. Es liegt an dir, nicht an mir. Außerdem hier bitte billige Ausrede einfügen.«
»Und ich dachte immer, dass ich ein Elternliebling bin.« Alex seufzte und rollte mit den Augen. »Kein Wunder, dass kein Mädchen eine Beziehung mit mir wollte.«
»Du hattest noch nie eine Freundin?«
»Nö.« Er zuckte mit den Schultern. »Mir fällt auch gerade ein, dass ich noch nie mit einem Mädchen so viel geredet habe wie mit dir. Oder zählt Stöhnen und Schreien auch als Konversation? Also, ich erwarte dich am Samstag wieder im Pulse .«
»Warum?«, fragte ich. Noch immer verwirrte mich die Tatsache, dass Alex nie eine Freundin gehabt hatte.
»Umsonst spiele ich nicht deinen Freund und lasse mir einen Kuss entgehen.« Alex fuhr mit seinen Fingern die Kontur meiner Lippen nach. Meine Füße fühlten sich an wie Blei – Bleipudding, um genau zu sein – und ich konnte meinen Blick nicht von dem Blau seiner Augen abwenden. »Und dieses Mal ohne deine Freundinnen. Ich will, dass du allein zu mir kommst.«
»Ich werde kommen.«
Immer wieder geisterte eine Frage in meinen Kopf herum, die es mir unmöglich machte, ihm zu widersprechen: Konnte es sein, dass er einfach
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