Verliebe dich nie in einen Rockstar
Alex’ Bettdecke eingewickelt, suchte ich mit meiner freien Hand die linke Seite des Bettes nach ihm ab.
»Alex?«
Ich bekam keine Antwort.
»Oh Gott, es ist so heiß«, jammerte ich und versuchte, mir die Bettdecke vom Leib zu zerren, aber ich war zu schwach dafür. »Was zum ...« Ich öffnete die Augen, aber sie waren wie zusammengeschweißt.
Okay, was hatten wir heute Nacht noch getrieben? Spontanausflug in die Sahara? Dampfwalzenbesichtigung?
Ich fühlte mich, als hätte ich mit einem Sumoringer geschlafen, der mir wie ein Vampir sämtliches Blut abgezapft und danach ganz sadomasomäßig die Augen mit Wachs zusammengeklebt hatte. War Alex ein hundert Kilo schwerer Vampir mit sadistischer Neigung?
»Alex, beweg deinen Arsch her!«, schrie ich wütend. Ich rieb mir die Kruste von den Augen und blinzelte ein paar Mal. Das gedämpfte Licht, dass in den blau gestrichenen Raum drang, tat meinen Augen gar nicht gut. Nur ein paar Sekunden später trabte er ins Zimmer. Im Gegensatz zu mir war er angezogen und frisiert, außerdem drang mir der frische Geruch nach Dusche und Deo in die Nase. »Guten Morgen, Kali«, begann er strahlend. Er hatte ja einen Grund zum Strahlen. Ich hatte ihm meine Unschuld geschenkt und was hatte ich dafür bekommen? Sogar als ich den Kater hatte fühlte ich mich weniger schlecht! Dem Anschein nach stand der Wechselkurs für meine Jungfräulichkeit wirklich schlecht.
»Was ist denn?«
»Was hast du mit mir gemacht?«, schrie ich. »Ich fühle mich wie ... wie ...«
»Neugeboren?«, schlug Alex vor.
Meiner Meinung nach viel zu gut gelaunt kam er zu mir geschlendert. Als er näher kam, sah er mich endlich richtig an. Ein entsetzter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Geht es dir gut?«
»Nein«, knurrte ich. »Ich fühle mich grauenhaft.«
»Du bist krank«, stellte Alex nüchtern fest. »Du hast anscheinend auch diese Grippe. Black war kürzlich auch krank und –«
»Ich bin nicht krank«, widersprach ich ihm mit krächzender Stimme. Ich hustete und fuhr ihn dann weiter an. »Ich kann nicht krank sein. Ich bin nie ernsthaft krank!« Jedenfalls körperlich. Um meine geistige Gesundheit konnte man sich stundenlang streiten, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen.
»Kali, du nuschelst.« Er legte seinen Handrücken auf meine Stirn. »Du fühlst dich so heiß an wie eine Herdplatte und du siehst echt scheiße aus.« Er machte eine Pause. »Du bist krank.«
Ich grummelte leise. »Danke für das Kompliment. Du bist ja auch nicht so der Hit mit deinen Schlabberhosen. Ich glaube, ich muss kotzen.« Das Gefühl, mich übergeben zu müssen, kam aber nicht durch Alex‘ schlechte Kleiderwahl.
Bevor ich wirklich realisieren konnte, was ich überhaupt gesagt hatte, hielt mir Alex einen Mülleimer unter die Nase. »Weißt du, wie schwer Kotzflecken aus der Bettwäsche rausgehen? Übergib dich bitte in den Kübel«, wies er mich an. »Den kann ich hinterher wenigstens wegwerfen.«
»Es ... es geht schon wieder«, sagte ich. Ich legte eine Hand auf meine Brust und die andere auf meinen Bauch und spürte, wie das Gefühl wieder abflaute, aber stattdessen schoss mir ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf. »Oh Gott, vielleicht bin ich ja schwanger!«
»Kann es sein, dass du, wenn du krank bist, leicht übertrieben reagierst?«, fragte mich Alex mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ach, ich vergaß. Das tust du ja immer. Erstens einmal bemerkt man eine Schwangerschaft nicht schon ein paar Stunden später, nachdem man Sex hatte, und zweitens haben wir verhütet. Hattest du keinen Aufklärungsunterricht oder was?«
»Aber was ist, wenn –«
Alex legte mir einen Finger auf die Lippen und brachte mich so zum Schweigen. »Kali, du bist krank und das macht dich noch ... spezieller als sonst. Soll ich deine Eltern anrufen?« Er wollte sein Handy schon aus der Hosentasche ziehen. »Sie könnten dich abhole...«
»Nein!«, schrie ich sofort. »Wenn die mitbekommen, dass ich bei einem Jungen übernachtet habe, legen die mir einen Keuschheitsgürtel um und bauen einen meterhohen Turm, in den sie mich einsperren, bis ich mich mit meinen eigenen Haaren erhänge.«
»Hm, nichts, das man mit einer Leiter und einem guten Schlüsseldienst nicht lösen könnte«, grinste Alex.
Hieß das, er wollte jetzt immer noch etwas von mir?
Da ist dein dummer Beweis, sagte mein Verstand. Jetzt sage ihm, dass du ihn liebst. Lass dich von ihm gesund pflegen und genieß den Rest deines Lebens, wer weiß,
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