Verliebe dich nie in einen Rockstar
dein Hemd nicht aus?«, fragte ich ihn leise.
Alex hörte plötzlich auf, mich am Hals zu küssen. »Nein«, presste er mit harter Stimme hervor. »Es ist besser so.«
»Warum nicht?«
»Du hast doch meine Narben gesehen«, sagte er. Er hob den Kopf und sah mich mit diesem seltenen, ernsten Ausdruck an. »Ich will nicht, dass sie dich verschrecken.«
»Alex.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe deine Narben gesehen, das stimmt.« Meine zittrigen Finger glitten zu den Knöpfen seines Hemdes und öffneten einen Knopf nach dem anderen. Langsam strich ich mit meiner Hand über die Narben. Seine Haut war so brennend heiß wie meine. »Warum sollten sie mich verschrecken? Glaubst du, dass es mich schockiert, dass dein Körper nicht perfekt ist? Niemand ist perfekt, Alex. Das ist nicht nur ein blöder Spruch.« Um meine Worte zu untermauern, küsste ich eine seiner großen Narben. Mir gefiel es irgendwie, ein Seelenpflaster für ihn zu sein.
»Kali ...« In seinen Augen blitzte kurz Verwunderung auf. Er küsste mich auf die Stirn. »Ich ... Du ... Du machst mich immer wieder sprachlos.«
Das wäre der perfekte Moment, sagte mein Verstand zu mir. In jedem Liebesfilm oder -roman würde sich das Paar jetzt seine Liebe gestehen.
Doch mein Leben war weder ein Film noch ein Buch und so wartete ich auf Alex‘ Liebesgeständnis vergeblich ...
Die ganze Zeit über hielt ich die Augen geschlossen, weil ich es nicht über das Herz gebracht hätte, ihm ins Gesicht zu sehen. Außerdem hatte ich unglaubliche Angst vor dem, was mich erwartete. Bei Achterbahnfahrten schloss ich auch immer die Augen. Genau dieses Prinzip wendete ich hier an.
Überraschenderweise musste ich feststellen, dass es ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte. Alex‘ Küsse und Berührungen ließen die Angst bald abflauen. Mit Alex zu schlafen und mit ihm auf der Bühne vor Publikum zu singen, hatte erschreckend viel gemeinsam: zuerst die Aufregung, die einen immer nervöser macht, dann der Moment, in dem man merkt, dass es genau das ist, was man immer wollte, und am Schluss der Endorphin-Rausch, der einen wie ein Drogenabhängiger vor sich hin grinsen lässt.
Ich klammerte mich an Alex fest, als würde ich irgendwo herunterfallen und mir das Genick brechen, wenn ich ihn nur kurz loslassen würde. Ab und zu flüsterte er mir ein paar gehauchte Sätze ins Ohr. Es war zwar kein Ich liebe dich dabei, aber diese Worte wären auch unpassend gewesen.
»Danke, Alex« war alles, was ich zu dem sagte, was gerade zwischen uns vorgefallen war. Ich drehte ihm meinen nackten Rücken zu und rutsche eine Armlänge von ihm weg. »Es war ganz ... schön.«
Wie sich das anhörte! Wie Danke, dass du mit mir geschlafen hast, weil sich sonst keiner darum erbarmt hat! Und schön ... Mir schoss all mein Blut in die Wangen. Ich hatte zwar wie bei meinem Kuss nichts, mit dem ich meine Erfahrung vergleichen konnte, aber ich glaubte, ich konnte mir ziemlich sicher sein, dass er meine Liebe erwiderte. Oder ich malte mir zu viel aus, weil ich verzweifelt war. Aber die Art, wie er mich berührt hatte!
Ich wollte Alex nichts lieber sagen, als dass ich ihn liebte und deshalb mit ihm hatte schlafen wollen. Nicht etwa, weil er der einzige Junge in meiner Nähe war, der bereitwillig mit mir ins Bett stieg.
Doch ich fühlte mich komisch. Schwach, müde und lustlos. Mir fehlte die Kraft, mit Alex über unsere Beziehung zu reden. Nur am Rande bekam ich noch ein wenig von seinem Gerede mit, bevor ich einschlief.
34. KAPITEL
FIEBER DER LIEBE. LEIDER WÖRTLICH GEMEINT
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich mich zuallererst fragen, ob mich nicht jemand mit einer Straßenwalze überrollt hatte. Meine Glieder schmerzten fürchterlich und meine Kehle war wie ausgedörrt, als hätte mir jemand die ganze Flüssigkeit entzogen.
Ich dachte angestrengt nach, aber das Letzte, an das ich mich erinnern konnte war ... Oha. Das war Sex mit Alex. Sex. Mit. Alex. Ich hatte meine Jungfräulichkeit tatsächlich an den Typen verloren, der hinter ihr her gewesen war wie Indiana Jones hinterm heiligen Gral.
Hätte ich die Kraft gehabt zu schreien, hätte ich es getan. Stattdessen kam nur ein Wimmern über meine trockenen Lippen.
Im Endeffekt hatte es absolut nichts gebracht, mit Alex ins Bett zu steigen – oder etwa doch? Ich würde mir später noch genug Gedanken darüber machen können. Jetzt musste ich aus diesem Schwitzkasten befreien.
In den höllisch heißen Kokon von
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