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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridget Asher
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Augen geschlossen. Das weiche, weiße Haar seiner Mutter lag auf dem weißen Kissen. »Sie sieht nicht mehr aus wie eine Kennedy«, sagte Elliot leise. »Ich erkenne sie kaum noch – bis sie spricht. Dann weiß ich, dass sie es ist. Sie hat eine ganz spezielle Art, sich auszudrücken … aber von hier aus …« Zum ersten Mal erkannte ich das Ausmaß seines Kummers. Elliot liebte seine Mutter. Ihr Zustand brach ihm das Herz, und er verbarg es nicht. Wie würde Peter sich in dieser Situation verhalten? War es fair, Elliot mit Peter zu vergleichen? Es war nicht fair, aber ich tat es ganz automatisch. Ich hatte Peter nie wirklich traurig gesehen. Der Unterschied zwischen ihm und Elliot bestand darin, dass man bei dem einen das Gefühl hatte, eine Landkarte zu betrachten, während man beim anderen das ganze Land erlebte.
    »Gehen wir zu ihr«, flüsterte ich.
    Als hätte sie mich gehört, öffnete sie die Augen und schaute uns an, dann hob sie die Hand von der Decke und winkte uns mit einer kraftlosen Geste zu sich.
    Wir traten an ihr Bett. Sie drückte einen Knopf an einem der beidseitigen Sicherheitsgitter, und das Kopfteil der Matratze richtete sich summend bis in Sitzstellung auf.
    »Mom«, sagte Elliot, »das ist Elizabeth. Elizabeth – das ist meine Mutter Vivian.«
    Sie war schwach, doch ihre Augen leuchteten noch. Sie streckte mir ihre geöffneten Hände entgegen, und ich legte meine hinein und hatte das Gefühl, ihr mit dieser kleinen Geste einen wichtigen Teil von mir zu übergeben. Es war ein unglaublich intimer Moment, in dem ich ein tiefes Vertrauen zu ihr fasste.
    Sie betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen, und plötzlich erinnerte sie mich deutlich an ihre Enkelin Bib. Als sie ihre Musterung abgeschlossen hatte, sagte sie: »Sieh an! Er hat dich gefunden.« Eine Schrecksekunde lang dachte ich, sie hätte mich – Gwen Merchant – noch von dem Kekse-und-Punsch-Empfang vor mehr als zehn Jahren in Erinnerung. Panik packte mich, Angst, dass vielleicht schon alles vorbei war, dass wir aufgeflogen waren. Ich schaute zu Elliot, las die gleiche Panik in seinen Augen, doch als er gerade den Mund öffnen wollte, fuhr Vivian in einer Art Singsang fort: »Elizabeth, Elizabeth. Ich habe so auf dich gewartet.« Sie wandte sich an Elliot: »Gib mir meine Brille vom Beistelltisch. Ich will den Ring sehen.«
    Natürlich wollte sie den Ring sehen, aber aus irgendeinem Grund hatte ich nicht daran gedacht. Sie setzte ihre Brille auf und schaute durch die Bifokalgläser auf meine Hand hinunter. »Oh, er ist wirklich schön. Hast du ihn ausgesucht, mein Streifen-und-Karo-Sohn?«, fragte sie Elliot. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so einen guten Schmuck-Geschmack hast.«
    »Ich habe durchaus Geschmack«, spielte er gekonnt den Gekränkten.
    »Ich war beim Aussuchen behilflich«, sagte ich, und das stimmte. Es war unromantisch, aber Peter hatte es von der nüchternen Seite gesehen: Du wirst ihn für den Rest deines Lebens tragen, also sollten wir sicherstellen, dass er dir gefällt.
    »Und das hast du gut gemacht«, lobte Vivian. Dann nahm sie die Brille ab, faltete sie zusammen und legte sie auf ihre zarte Brust. »Lasst mich gleich zur Sache kommen. Ich bin nicht mehr interessiert an den Konversationen der Gesunden, die ihre Zeit mit belanglosem Geplapper vergeuden, das zu nichts führt als zu vagen Wettervorhersagen.« Elliot hatte recht – sie drückte sich wirklich auf ganz spezielle Weise aus. Aber auch ihre Sprechweise war ungewöhnlich. Sie betonte das eine oder andere Wort, um die Bedeutung hervorzuheben, doch da war auch eine leichte Sprachbehinderung zu erkennen. Möglich, dass ihre Medikation – das Morphium zum Beispiel – die Muskeln leicht erschlaffen ließ, doch es machte auch den Eindruck, als hätte sie die Aussprache gewisser schwieriger S- und R-Kombinationen üben müssen und trotzdem käme hin und wieder ein Konsonant undeutlich, wie mit Stoff umwickelt, heraus. Ihre Ausdrucksweise war gewählt und präzise und legte die Vermutung nahe, dass die Bücher im Haus ihr gehörten und sie auch alle gelesen hatte. Die Wände des Wohnzimmers waren mit Regalen bedeckt; Sessel mit Stehlampen daneben luden ein, Platz zu nehmen und sich in eine Lektüre zu vertiefen.
    Überall, wo Platz war, standen Vasen mit Blumen, aus deren Mitte Grußkarten in Plastikhaltern ragten. Sogar der gemauerte, offene Kamin war blockiert. Nur die Nachttische waren medizinischen Artikeln vorbehalten – Pillenflaschen,

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