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Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife

Titel: Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridget Asher
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mein Gefühl sagte etwas anderes.
    Vivians Haus war ganz anders, als ich erwartet hatte. Aber was hatte ich denn erwartet? Von melancholischen Buckelwalgesängen empfangen zu werden? Von einem Mann mit Zopfmusterpullover und Kopfhörern? Hatte ich den geballten Kummer erwartet, vor dem ich mich immer fürchtete, wenn ich meinen Vater besuchte? Das Gespräch, das immer in der Luft lag und nie geführt wurde?
    Im Gegensatz zu Elliot war ich nicht im Geringsten genervt von Vivians Fragen. Im Gegenteil. Ich war noch nie gut in belanglosem Geplapper gewesen, wie Vivian es formulierte. Belangloses Geplapper war gefährlicher als ein ernsthaftes Gespräch.
    Irgendwann hörte ich Bib in der Küche mit Jennifer reden, das Klappern von Töpfen und Porcupines gelegentliches Quengeln. Ich hob den Blick von der Lektüre. Elliot saß, den Kopf in die Hand gestützt, in einem der Sessel und betrachtete mich mit dem gleichen Blick wie damals auf dem College, dem Blick, der mich jedes Mal veranlasste, verlegen auf meine Schuhe hinunterzuschauen. Doch es war eine unterschwellige Traurigkeit hinzugekommen, eine Traurigkeit, die meiner glich – der Traurigkeit, die ein Teil meines Wesens geworden zu sein schien. Noch immer strahlte die Sonne ins Zimmer. Vivians Atemzüge waren tief und gleichmäßig. Sie schlief.
    »Du bist wirklich hier«, sagte Elliot.
    Bei seinen Worten war mir, als flöge ihm mein Herz entgegen. Ich schaute wieder zu seiner Mutter, auf die leicht einwärtsgebogenen Finger ihrer hageren Hand. Mein Vater fiel mir ein. Er verbarg seine Traurigkeit nicht – er hatte einen dichten Nebelschleier daraus erschaffen und gelernt, sich darin zu verstecken. Seine Stimme klang hohl und blechern, als spreche er von weit weg durch ein Büchsentelefon. Und er war weit weg. »Du bist auch wirklich hier«, erwiderte ich, und damit meinte ich, dass dieses Haus voller mir fremder Menschen keinerlei Ähnlichkeit mit dem Ort aufwies, den ich mein Zuhause genannt hatte, oder mit dem Zuhause, das ich mir mit Peter geschaffen hatte, denn es waren alle so präsent, so innig, so hier.
    Mir war, als kehrte ich zu mir selbst zurück – als wäre ich so lange in der Fremde gewesen, dass ich mir selbst fremd geworden war, so lange, dass ich mein eigentliches Zuhause vergessen hatte –, als würde ich plötzlich um eine Ecke biegen und mit wildem Herzklopfen zu mir selbst sagen: Ich erinnere mich an diesen Ort. Als würde ich stehen bleiben, um meine Hand an einen vertrauten Baumstamm zu legen, und dann mit geschlossenen Augen bis zur nächsten Ecke weitergehen, während ich mir vorstellte, was ich dort vorzufinden glaubte. Als würde ich dann die Augen öffnen und genau das vorfinden – mein Zuhause, meinen Garten, meine von Früchten schweren Obstbäume –, als wäre all das gerade aus dem Boden aufgestiegen, um mich zu empfangen.
    Klingt das zu abwegig? Zu weit hergeholt? War es verrückt von mir zuzulassen, dass Elliot solche Gefühle in mir weckte? Damals stellte ich nichts infrage. In dem Moment akzeptierte ich einfach, dass es da war: Elliot Hull – das Zuhause, der Garten, die Obstbäume.

16

    I ch weiß nicht, in wen ich mich zuerst verliebte – in Elliot oder in seine Familie. Vielleicht geschah auch beides gleichzeitig. Ich liebte es, wie seine Mutter aus Gesprächen über Alltägliches etwas Besonderes machte – wenn nicht gar etwas seltsam Heiliges. Ich liebte es, wie Elliot und Jennifer sich in der Küche kabbelten, aus jedem Weinglas tranken, das auf dem Tisch stand, und einander Bissen vom Teller klauten, wie sie mit dem Finger aufeinander zeigten und lachten, wenn einer von ihnen etwas Komisches sagte, und wie aufmerksam sie Bib zuhörten, wenn die Kleine ausführlich von Tierchen erzählte, die sie draußen in der Natur entdeckt und eingesammelt hatte. Ich liebte es, wie Porcupine von einem zum anderen weitergereicht wurde – einschließlich Bib, die ihn um seinen runden Bauch fasste, wodurch seine Beine baumelten wie bei einer auf die Art gehaltenen Katze – und wie er kommentarlos sogar mir übergeben wurde und wie er mich, in meinem Arm liegend, Mund und Augen aufgesperrt, fasziniert fixierte.
    Elliot fütterte seine Mutter mit Süßkartoffeln, während Jennifer und ich in der Küche Shrimps kochten, deren dunkelgraue Körper sich dabei rosa färbten und an die Wasseroberfläche stiegen. Jennifer erzählte mir von ihrer Hochzeit mit Sonny in einem Park. Bib hatte ein blaues Kleid getragen, das sie und ihre

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