Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
Familie«, sagte ich.
Elliot schaute zum Himmel hinauf. »Ja, sie ist großartig.«
»Hast du dich je mit deinem Vater versöhnt?«, fragte ich ihn und dachte daran, wie verletzt er damals auf dem College gewesen war, als er zum ersten Mal bewusst registrierte, dass er wütend auf seinen Vater war und auch allen Grund dazu hatte. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte der Vater die Familie wegen einer anderen Frau verlassen und sich danach so gut wie gar nicht mehr um Elliot gekümmert.
»Ich habe ihm ein paar Jahre nach dem College geschrieben, dass er sich scheiße benommen hätte, ich ihn aber trotzdem noch lieben würde.«
»Hat er reagiert?«
Elliot nickte. »Mit einem netten Brief. Aber wir reden trotzdem nicht wirklich miteinander.«
»Tut mir leid.«
»Es ist okay.« Er schaute zu den Kindern hinüber, die jetzt mit den Armen ruderten. Helle Kreise blitzten in der Dunkelheit auf. »Ich war vorhin echt überrascht, dass du meiner Mutter so offen geantwortet hast. Im College hast du solche Fragen immer abgeblockt.«
»Ehrlich?«
»Ehrlich.« Er klang leicht pikiert.
Ich sah uns im Geist wieder in dem eiskalten Wasser am seichten Ende des Universitätspools stehen. Elliot hatte mir all die Fragen gestellt, auf die ich keine Antworten wusste. »Deine Fragen waren schwierig, und ich war völlig überfordert.«
»Bist du jetzt bereit?«
Das klang unheilverkündend. »Ich weiß nicht«, wich ich aus.
»Soll ich dir die Frage noch einmal stellen?«
»Welche Frage?«
»Die Frage, die dich dazu veranlasst hat, mich in der Bar bei den Wangen zu packen und ab dem Abend nicht mehr mit mir zu sprechen.«
»Ich erinnere mich gar nicht an diese Frage«, erwiderte ich, aber mein Herz begann zu klopfen, als erinnerte sich ein Teil von mir sehr wohl daran, wenn auch nicht an den Wortlaut, so doch an das Gefühl – es war das gleiche wie damals, als in mein Apartment eingebrochen worden war und ich mich nicht so sehr wegen der gestohlenen Dinge grämte, sondern in erster Linie mit der Verletzung meiner Privatsphäre zu kämpfen hatte, als ich mir vorstellte, wie der Dieb meine Sachen durchwühlte.
»Nein?«
Ich schüttelte den Kopf, schaute Elliot an und gleich wieder weg.
»Soll ich dir auf die Sprünge helfen?«
Ich wollte es nicht, aber ich konnte nicht zugeben, dass ich Angst hatte – wovor, wusste ich nicht genau. »Ja.« Ein kühler Wind kam auf, und ich schlang die Arme um mich und drückte mein Kinn an die Brust.
»Als wir an dem Tag aufwachten, dämmerte mir plötzlich, dass du mit im Auto warst, als deine Mutter den Unfall hatte – und mir wurde klar, warum du so panisch auf Wasser reagiert, warum du in dem Pool geweint hattest. Ich sprach dich darauf an, und du wurdest wütend. Schließlich gabst du zu, dass ich recht hatte, doch ich sollte nie wieder davon anfangen.«
»Und du fingst in der Bar davon an.« Jetzt erinnerte ich mich. Wir waren mit einer ganzen Gruppe dort gewesen, aber wie üblich am Ende allein übrig geblieben.
»Heute hat meine Mutter dich gefragt, ob du deiner Mutter verziehen hättest, dass sie gestorben ist. Du hast gesagt, du wüsstest es nicht. Damals hatte ich einen anderen Eindruck. Du erwecktest nicht den Anschein, als könntest du deiner Mutter nicht verzeihen. Du machtest vielmehr den Eindruck, als könntest du dir nicht verzeihen.«
Der Wind machte das Wasser kabbelig, und ich hielt mich am Rand des schaukelnden Bootes fest. »Wie kamst du darauf?«
»Du erinnerst dich tatsächlich nicht? Müssen wir die ganze Auseinandersetzung wiederholen?«
»Offenbar. Ich habe nämlich keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Ich fragte dich, ob du dir die Schuld am Tod deiner Mutter geben würdest.«
»Wieso hätte ich das tun sollen? Ich war nicht schuld daran. Ich war gerade mal fünf Jahre alt.«
»Das hast du damals auch geantwortet. Du sagtest: ›Fünfjährige geben sich nicht die Schuld an so etwas. Sie begreifen gar nicht, was passiert ist.‹ Und ich sagte, inzwischen wärest du ja erwachsen und müsstest es irgendwann begriffen haben.«
»Begriffen? Was?«
»Dass du überlebt hast und sie nicht, dass jemand kam und dich rettete – ein Fremder, der auf derselben Straße unterwegs gewesen war –, dich als Erste aus dem Auto holte und deine Mutter dann nicht mehr retten konnte. Er musste eine Entscheidung treffen, und er entschied sich für dich.«
Elliot hatte recht. Ich dachte daran, wie Vivian gesagt hatte, Kinder kämen immer an erster Stelle. In meinem Fall
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