Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
Gefühl, dass sie zu mir zurückkamen, um meinetwillen. Mir fiel Elliots Begegnung mit seinem ehemaligen Klassenkameraden aus der Highschool ein, den er mit einem vollen Einkaufswagen und Kindern im Supermarkt getroffen hatte. Jetzt kam er auf mich zu, mit ausgreifenden Schritten, als gleite er auf Langlaufskiern dahin. Er sah glücklich aus. Genau das hatte er gewollt, oder? Auch Bib, die zwei Brottüten schwenkte, sah glücklich aus.
»Hier sind wir!«, rief sie. »Hier sind wir!«
Hier – das war dieser wunderschöne, einfache Augenblick, das verschwitzte Baby auf meinem Arm, das kleine Mädchen mit den Gummistiefeln und Elliot und ich, die irrtümlich für eine Familie gehalten wurden. In meiner Kindheit hatte ein gähnendes Loch geklafft. In meinen Jobs hatte ich mich nie richtig in meinem Element gefühlt. Und war ich bei Peter jemals wirklich ich selbst gewesen? In diesem Moment, als ich vorgab, die Frau eines anderen zu sein, für eine Mutter gehalten wurde, die ich nicht war, hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein, wo ich hingehörte.
20
D en restlichen Tag verbrachte ich mit der Zubereitung von verschiedenen Lasagnen, einem Kürbisauflauf, Quiches und einem Katoffeleintopf. Elliot schnippelte Gemüse. Bib maß ab und rührte um. Jennifer ging aus und ein. Manchmal war Porcupines Kopf über ihrer Schulter zu sehen, manchmal über Elliots und manchmal sogar über meiner, obwohl die Hände, mit denen ich ihn festhielt, staubig waren von Mehl oder Kartoffelschalen. Irgendwann erinnerte ich mich, wie es gewesen war, an einem Sonntag in der Küche von Mrs. Fogelman herumzuwirtschaften, für Leute zu kochen, die gerade ein Baby bekommen oder einen Verlust erlitten hatten oder nach einer Operation aus der Klinik kommen würden. Es herrschte eine Atmosphäre hehrer Wohltätigkeit. Dr. Fogelman verzog sich, und Mrs. Fogelman und ich entwickelten uns zu einer gut geölten Maschine, bewegten uns umeinander herum, ohne uns zu behindern, schlugen Eier auf, schlugen Eischnee, stellten Wecker für verschiedene Gerichte. Manchmal machte ich mir vor, sie wäre meine Mutter. Dann schaute ich nicht in ihr Gesicht, sondern konzentrierte mich auf ihre weißen, sommersprossigen Arme und die Schürze, die sie um die Taille gebunden hatte. Am schönsten fand ich es, wenn es ganz still war, abgesehen von dem Radio, das sie auf einer Arbeitsplatte hinten an die Wand geschoben hatte, damit es keinen Schaden nahm. In einem solchen Moment dachte ich, jetzt wüsste ich, wie es war, eine Mutter zu haben, doch dann sagte sie etwas, und ich schaute hoch und sah, dass sie Mrs. Fogelman war und nicht meine Mutter.
Ich konnte mich nicht erinnern, jemals mit Peter gekocht zu haben. Wir waren hin und wieder gleichzeitig in der Küche gewesen, doch jeder hatte sich mit einem eigenen Gericht beschäftigt. Hier war es anders. Elliot und ich schlugen scherzhaft nacheinander und hielten inne, um zu sagen: »Riech mal an der frischen Minze!« Wir streiften einander in dem engen Raum zwischen Arbeitsplatte, Mittelinsel und Herd, wenn wir aneinander vorbeimussten. Bisher war mir nie aufgefallen, wie viel Erotik im Kochen lag – in dem Neigen, dem Balancieren, dem Eischneeschlagen, dem zur Eile mahnenden Ticken von Küchenweckern und der nachfolgenden Entspannung, dem Bücken und Aufrichten, dem Sich-wieder-und-wieder-über- das-Essen-Beugen. Mit Elliot in der Küche war Kochen nicht nur eine Tätigkeit. Es war mehr eine Kunst, etwas, das man mit Liebe und Aufmerksamkeit fürs Detail tun konnte. Es war sinnlich.
Bettina und Shweers fielen mir ein. War das ihr Geheimnis? War alles – sogar die einfachste Aufgabe wie Abtrocknen – für die beiden ein Erlebnis, weil sie zusammen waren? Der Gedanke kam mir, weil ich das Gefühl hatte, eins zu sein mit Elliot. Ich spürte nicht nur meinen Körper, sondern war mir auch des seinen deutlich bewusst. Ich spürte ihn, wenn er hinter mir vorbeiglitt oder neben mir nach vorne langte. Elliot in seinen unförmigen Shorts. Nach all dieser Zeit. Manchmal war mir, als würde ich ihn schon immer kennen.
Irgendwann hatte ich sämtliche feuerfesten Glasbehältnisse der Hulls gefüllt, alle Pasteten gedeckelt, und auf den Arbeitsplatten drängten sich Gerichte zum Auskühlen. Es war heiß und dampfig in der Küche, aber es duftete herrlich.
»Sie kann kochen!«, konstatierte Jennifer.
»Und sie kann viel kochen«, ergänzte Elliot.
»Ist es Quantität oder Qualität?« Jennifer näherte sich den
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