Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
verschränkten Armen zu Boden.
»Du klingst nicht überrascht!«, stellte ich in scharfem Ton fest. »Warum nicht?«
Er schaute kurz auf und dann wieder zu Boden. »Weil er es mir erzählt hat.«
»Du weißt es? Seit wann?«
»Er weiß gar nichts!« Peter deutete mit dem Griff eines Schlägers auf Elliot. »Du weißt überhaupt nichts, stimmt’s?«
»Er hat es mir damals auf dem Golfplatz erzählt, kurz bevor ich aus dem Wagen geflogen bin.«
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Wie hätte ich das tun können? Das hätte ja ausgesehen, als wolle ich eure Ehe auseinanderbringen. Er hätte es geleugnet, und dann hätte sein Wort gegen meines gestanden. Außerdem stand es mir nicht zu, dir dieses Geheimnis zu offenbaren.«
»Du hättest es mir sagen sollen.« Wütend wischte ich mir mit der Hand den nassen Schnee vom Gesicht. »Ich komme mir wie eine Idiotin vor.«
»Aber es stimmt doch nicht.« Peter kam mit seiner Golftasche über der Schulter auf mich zu. Ich bemerkte, dass er wieder die Golfschuhe seines Vaters trug. Hatte er sie extra für diese Attacke angezogen? »Ich habe nicht mit Helen geschlafen. Ich mag Helen nicht mal. Ich liebe dich.« Er hatte mich fast erreicht. »Sag Elliot, dass du mich liebst«, nuschelte er. »Sag’s ihm, dann können wir alle nach Hause gehen.«
Mein Blick schoss zwischen den beiden Männern hin und her.
»Gwen«, sagte Elliot, »ich wollte es dir sagen, aber ich konnte nicht.«
»Du hättest es tun müssen !«, schrie ich ihn an. »Wie wär’s mit ein bisschen Ehrlichkeit?«
Ich lief zu meinem Wagen und stieg ein, steckte mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Zündschloss, startete und fuhr langsam los. Im Rückspiegel sah ich, wie Elliot sich zu dem sich unter dem Gewicht seiner Golftasche leicht zur Seite neigenden Peter umdrehte und ihm einen letzten Hieb in den Magen versetzte. Peter knickte in der Taille ein. Elliot schob die Hände in die Taschen und ging durch den jetzt dicht fallenden Schnee auf sein Haus zu.
28
I ch fuhr zu meinem Vater. Es war schon spät und das Haus dunkel. Ich hatte keinen Schlüssel und musste anklopfen wie eine Fremde, und das war vielleicht ganz passend. Ich fühlte mich plötzlich, als wäre ich von Fremden umgeben und mir selbst fremd. Im Schlafzimmer meines Vaters ging das Licht an und gleich darauf die Lampe über dem Eingang. Dann wurde zögernd die Haustür geöffnet, die altmodische Sperrkette blieb jedoch geschlossen. Als er mich sah, schloss er schnell die Tür, um sie zu entriegeln, und öffnete sie dann weit.
»Komm rein, komm rein«, sagte er und spähte an mir vorbei in den verschneiten Vorgarten. Er hatte einen abgetragenen, blauen Flanellmorgenmantel an. Gehörte so etwas nicht zu den Dingen, die Ehefrauen gegebenenfalls ausrangierten und ersetzten? Niemand hatte meinem Vater gesagt, dass es an der Zeit war, das Ding zu entsorgen. Sein Anblick, die dünnen nackten Beine und bloßen Füße, die unter dem Mantel hervorlugten, hatte etwas Rührendes. Ich war drauf und dran, mich für die Störung zu entschuldigen und wieder zu gehen. Aber wohin hätte ich gehen sollen?
Die geöffneten Kartons, der Stapel Strickmusterbücher, die Decke auf dem Boden – das Wohnzimmer sah noch genauso aus, wie ich es verlassen hatte. Ich erklärte meinem Vater nicht, warum ich gekommen war, und er sprach mich nicht darauf an. Stattdessen fragte er: »Brauchst du ein Quartier für heute Nacht?«
Ich nickte.
»Soll ich dir einen heißen Kakao machen? Irgendwo müssen noch ein paar Tütchen sein. Hast du Hunger?«
»Nein, danke. Ich will mich nur hinlegen. Das Sofa genügt mir.«
»Schlaf doch in deinem alten Zimmer. Ich muss nur schnell das Bett beziehen.«
»Lass es gut sein.« Ich setzte mich aufs Sofa. »Das hier ist genau das Richtige.« Ich legte mich hin und rollte mich zusammen.
Mein Vater stand unschlüssig da. Schließlich hob er die Decke meiner Mutter vom Boden auf und breitete sie über mich.
»Ist dir das warm genug, oder soll ich die Heizung höherdrehen?«
»Es ist okay.« Ich zog die Decke an den Quasten bis zum Kinn hoch. »Ich werde nicht frieren.«
Am Morgen rief ich Eila an. »Tut mir leid, Sie im Stich zu lassen – ich bin krank.«
»Erzählen Sie mir keinen Mist«, erwiderte sie, und da wusste ich, dass sie allein war: Das waren ihre Sheila-Ausdrucksweise und ihre Sheila-Stimme. Es war noch zu früh für ihre Eila-Rolle, wie ich erleichtert registrierte. Ich wollte Ehrlichkeit – von Lügen
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