Verlieben war nicht abgemacht - Asher, B: Verlieben war nicht abgemacht - The Pretend Wife
hatte ich die Nase voll.
»Entschuldigung. Hier ist die Wahrheit: Ich habe meinen Mann verlassen und dann herausgefunden, dass er was mit meiner besten Freundin hatte.« Ich weinte nicht, und es erschien mir selbst seltsam, dass ich all das so gelassen erzählen konnte. Aber ich ahnte, dass ich irgendwann anfangen würde zu weinen und dass ich dann vielleicht nicht mehr aufhören könnte.
»Oh, verdammt«, sagte sie. »Tut mir leid.«
»Sie haben mir erklärt, dass man sein Leben nicht im Griff behalten kann, und im Moment habe ich das Gefühl, als wären mir alle Fäden aus der Hand geglitten.«
»Du lieber Himmel – Sie dürfen nicht auf mich hören, wenn ich ins Philosophieren gerate. Ich habe keine Ahnung, wie Beziehungen funktionieren. Mein Partner ist ein Pekinese. Zu mehr reicht es bei mir nicht.« Sie seufzte. »Kann ich irgendwas für Sie tun?«
Ich seufzte meinerseits. »Ja. Ich möchte etwas über Sie erfahren. Etwas Wahres – keine Eila-Story.«
»Etwas Wahres. Über mich.« Sie überlegte. »Mein Vater war ein Mistkerl. Meine Mutter arbeitete als Rezeptionistin bei einem Zahnarzt. Ich war ein hässliches Kind, und die meisten Leute hielten mich für einen Jungen. Das sind vier Wahrheiten. Hilft Ihnen das?«
»Merkwürdigerweise ja.«
»Wie viel Zeit brauchen Sie?«
»Zu viel kann ich mir nicht leisten.«
»Nehmen Sie sich eine Woche. Okay?«
»Ja. Danke.«
Nach dem Gespräch zog ich ein T-Shirt und eine Jogginghose meines Vaters an, wählte Faiths Büronummer und bat sie, mir nach der Arbeit ein paar Sachen aus meiner Wohnung zu bringen.
»Willst du reden?«, fragte sie leise.
»Nein.«
Ich wollte nicht reden. Mit niemandem. Peter hinterließ eine Nachricht nach der anderen. Offenbar hatte er kombiniert, wo ich war, denn er rief auch auf dem Festnetzanschluss an, doch ich hatte meinem Vater gesagt, dass ich mit niemandem sprechen wolle. Ich hörte ihn an dem Apparat in der Küche Peter genau das ausrichten. »Sie wird sich bei dir melden, wenn sie so weit ist.« Ich fragte mich, wann das wohl sein würde. Ich hatte das Gefühl, es könnten Jahre vergehen bis dahin. Ich hatte ihm nichts zu sagen. Den größten Teil des Tages verbrachte ich damit, unsere Beziehung Revue passieren zu lassen, zog jetzt jedoch alles in Zweifel. Ich fragte mich, ob Helen sein einziger Seitensprung war, ob er bei unserem Gelöbnis ernsthaft vorgehabt hatte, eine lebenslange Verpflichtung einzugehen, ob er mich jemals wirklich geliebt hatte. Ich war meiner Definition von Ehe nicht näher gekommen, und was das Vorhaben anging, mein Leben als Wissenschaftlerin zu betrachten, so schien das kleine Experiment gescheitert zu sein. Ich sah kein bisschen klarer.
Die Mailbox auf meinem Handy war randvoll mit Nachrichten von Peter, Helen und Faith. Ich löschte alles, sobald ich die Stimmen erkannte. Nein , sagte ich laut, lasst mich in Ruhe. Versucht nicht, es zu erklären.
Nur eine Nachricht hörte ich mir an.
Sie stammte von Elliot.
Er sagte: »Ich werde dich nicht wieder mit Anrufen verfolgen wie damals. Ich rufe nur dieses eine Mal an. Für mich hat sich nichts geändert. Ich liebe dich, und das tue ich schon sehr lange. Es ist die Art Liebe, die sich nicht stoppen lässt, obwohl ich mich wirklich bemüht habe.« Er seufzte. »Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich eine andere habe. Das ist nicht der Fall. Mit einem hast du allerdings recht – ich hätte dir sagen müssen, was Peter mir erzählt hat, aber ich fürchtete, damit jede eventuelle Chance für uns zu zerstören. Ich hätte mich für die Wahrheit entscheiden sollen, doch ich hatte zu große Angst, dich zu verlieren.« Er hielt inne und setzte dann hinzu: »Ich hätte dir noch viel zu sagen – aber mehr will ich dir jetzt nicht zumuten.«
Dann legte er auf.
In diesem Moment kamen die Tränen. Es war, als hätte sich eine Schleuse geöffnet, und ich konnte sie nicht mehr schließen. Ich dachte nicht an Elliot oder an Peter oder an Helen oder sonst jemand Speziellen. Ich weinte nur, schluchzte bitterlich, und die Tränen liefen und liefen.
Mein Vater sagte seine Vorlesungen ab, damit er einkaufen und ein Auge auf mich haben konnte. Während er unterwegs war, holte ich mir ein Paar Stricknadeln meiner Mutter und öffnete den Karton mit den Wollknäueln. Damals auf dem College hatte ich eine Decke gestrickt. Ich war nicht sicher, ob ich es noch konnte, aber offenbar war es wie mit dem Radfahren: Es ging ganz automatisch. Und während ich
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