Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
„Wo wir schon bei dem Thema sind: Wie geht es dir mit deinem schwulen Freund? Ich habe fürs Erste genug herumgejammert und du hast doch auch viel gelitten mit deinem Mistkerl, oder?“
Helen dachte an Fabian. Sie spürte förmlich seine Hände auf ihrem Rücken, seine Lippen auf ihrem Hals und sofort rauschte ihr das Blut in den Ohren. Nein, eigentlich konnte man dieses Gefühl nicht als Leid bezeichnen. Sollte sie Yvonne von ihrem Erlebnis erzählen oder würde es sie nur traurig machen, wenn sie hörte, dass sie endlich etwas Glück hatte? Andererseits war Yvonne ihre beste Freundin und wem sonst konnte sie sich anvertrauen? Um Zeit zu gewinnen, legte sich Helen ebenfalls aufs Bett und rutschte eine Weile herum, bis sie eine gemütliche Position fand. Sie hatte selbst bisher keine Ruhe gehabt, um über das Geschehene nachzudenken. So vieles war ungeklärt. Zum Beispiel, warum alle Welt dachte, er sei schwul. Sofort spürte Helen, wie Unsicherheit in ihr Herz einzog. Mit ganzer Kraft wehrte sie sich dagegen. Sie wollte einen Augenblick noch dieses andere Gefühl bewahren, diese pure Leidenschaft, die sie gespürt hatte, und diese Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird. Aber es war zu spät. Der Zweifel hatte sich bereits eingenistet.
Helen seufzte. „Wir haben uns geküsst“, nuschelte sie leise und wagte es nicht, Yvonne anzuschauen.
„Was?!“ Yvonne saß mit einem Schlag wieder senkrecht im Bett. „Wiederhol das!“
„Wir haben uns geküsst!“, sagte sie nun deutlicher und griff nach einem Kissen, um ihr Gesicht darin zu verbergen. Sie wollte nicht, dass Yvonne ihr seliges Lächeln sah.
„Du meinst wohl, du hast ihn geküsst!“, protestierte Yvonne. „Oh Helen, du bist ein hoffnungsloser Fall! Du hast dich ja total an ihn rangeschmissen. Aber vielleicht war das heilsam für dich und du hast es jetzt endlich begriffen.“ Yvonne redete in einem fort. „War's schlimm für dich, ich meine seine Reaktion darauf? Was hat er getan? Seid ihr überhaupt noch befreundet?“
Helen wurde zornig. Niemals würde sie sich so an einen Mann schmeißen, egal, wie sehr sie sich nach einem sehnte. Yvonne sollte sie besser kennen. Andererseits konnte sie nachvollziehen, warum Yvonne so dachte. Sie schluckte ihre Wut hinunter und überlegte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. „Eigentlich hat er mich geküsst. Zumindest hat er damit angefangen.“
Yvonne runzelte verständnislos ihre Stirn. „Was ist passiert?“
Knapp schilderte ihr Helen die Geschichte. Die herrlichen Gefühle, die sie allein bei der Erinnerung daran hatte, erwähnte sie nicht. Einerseits aus Rücksicht gegenüber ihrer Freundin, andererseits, weil sie Angst hatte, dass sie sonst wie Seifenblasen unter Yvonnes skeptischen Blicken zerplatzen würden.
„Das ist merkwürdig. Mach dir bloß nicht zu viel Hoffnung!“, ermahnte Yvonne sie. „Trau keinem Mann! Du selbst hast gesagt, dass es alle Idioten sind und ich kann das gerade nur bestätigen.“
Helen konnte sich zwar nicht erinnern, es genauso ausgedrückt zu haben, aber sie wusste, dass sich Yvonne nur Sorgen um sie machte. „Es war so wundervoll und intensiv. Ich glaube nicht, dass Fabian wissentlich meine Gefühle verletzten würde.“
Das schien das Stichwort gewesen zu sein, auf das Yvonne gewartet hatte. „So wird's sein! Er spielt nicht zu seinem Vergnügen mit dir. Er hat jedoch erkannt, dass du in ihn verliebt bist, und hat dir zum Gefallen ausprobiert, ob er nicht doch hetero ist. Was hast du vorher gesagt oder getan? Hast du ihm irgendein Zeichen gegeben? Und wie hat er auf dich während des Kusses gewirkt? War es natürlich oder war es eher wie ein Versuch?“, bedrängte sie Helen.
Helen gefiel die Richtung nicht, die Yvonne einschlug. Andererseits wusste sie, dass ihr früher oder später dieselben Gedanken kommen würden. Da konnte sie auch gleich mit der kritischen Yvonne darüber reden. Sie dachte nach. „Davor haben wir uns über Zukunftsplanung unterhalten.“
„Aha“, sagte Yvonne mit Doktorenstimme. „Etwas genauer bitte!“
Helen wurde klar, dass es ein Fehler gewesen war, jetzt Yvonne von ihrem Kuss zu erzählen. Voller Eifer stürzte die sich darauf, nur um sich von ihrem eigenen Kummer abzulenken. Aber nun war es zu spät für einen Rückzieher. Ergeben berichtete sie weiter, was geschehen war.
„Du hast ihm also gesagt, dass du momentan froh bist, keine Beziehung zu haben, sondern Karriere machen willst und ihn als guten Freund
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