Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
verschlimmerte. Helen ließ den Ohrwurm zu Wort kommen, um sich abzulenken.
Irgendwann war sie in einen Dämmerschlaf gesunken. Sie träumte wirres Zeug von Richard, der ihr die Haare abrasierte und Fabian, der sie ihr wieder anklebte. Sie musste darüber schmunzeln, als sie erneut aufwachte. Diesmal ging es ihr erheblich besser. Allerdings war es auch bereits früher Abend.
Im Wohnzimmer fand Helen eine Nachricht von Yvonne, dass sie bei Titus sei. Sie konnte sich nicht helfen und wurde trübsinnig, obwohl sie ihrer Freundin das Glück von Herzen gönnte. In der Küche kochte sie sich eine Brühe, wickelte sich in eine Decke und setzte sich damit auf die Dachterrasse. Sofort waren ihre Gedanken wieder bei Fabian. Sie hätte mit ihm reden sollen. Nun war es zu spät. Selbst wenn er wirklich noch etwas von ihr gewollt hätte, so hatte ihn die Szene mit Richard sicherlich endgültig verschreckt. Sie fühlte müde Traurigkeit. Es war, als ob ihr Körper sich gegen die Heftigkeit der Gefühle abgestumpft hatte. Helen war das gerade recht.
In kleinen Schlucken trank sie die Suppe. Die salzige Flüssigkeit tat ihr gut. Langsam glitten die Bilder der letzten Nacht an ihrem inneren Auge vorbei. Ein leichter Ekel überfiel sie bei der Erinnerung an Richards Lüsternheit. Dann sah sie Yvonne, nervös aber glücklich neben Titus. Die Bilder wechselten sich schnell ab. Nur eines kehrte immer wieder. Fabian, wie er an der Tür stand, halb verdeckt von dem Türsteher. Seine Augen, die beschwörend auf sie gerichtet waren und dabei ihr herrlich goldenes Funkeln versprühten. Helen wurde klar, dass sie Fabian nicht vergessen konnte. Sie musste endlich lernen, mit ihrer unerfüllten Liebe zu leben.
Helens Blick wanderte über die Dächer von Zürich. Die untergehende Sonne tauchte die zwei Türme des Grossmünsters in glutrotes Licht. Heute reichte die Aussicht sogar bis zum Alpenrand, der ebenfalls rosa schimmerte. Erneut drängte sich ihr die Frage auf: Was wollte Fabian ihr so Wichtiges erzählen? Helen fasste einen Entschluss. Sie würde ihm einen Brief schreiben und diesen im Friseursalon abgeben. Nein, sie würde ihn nur in den Briefkasten werfen. Es wäre zu beschämend, Richard dort zu begegnen oder jemandem, der von der gestrigen Szene wusste.
Auf diese Weise konnte sie ein für alle Mal klären, was Fabian für sie empfand und danach half ihr hoffentlich die Zeit über ihn hinweg.
„Ich habe eine Überraschung für dich!“
Fabian schreckte auf. Er hatte seine Grosi überhaupt nicht bemerkt und stützte sich nun schwer atmend auf seine Hacke. „Versuch mich bitte nicht aufzuheitern. Die Arbeit, die du mir hier aufgebrummt hast, hebt zur Genüge meine Laune“, knurrte er.
„Hmm, sieht man!“ Vreni hielt ihm ein Glas gekühlte Limonade hin. „Du musst übrigens nicht alle Pflanzen zerstückeln. Die hübschen dürfen gerne stehen bleiben.“
Fabian schoss ihr einen bösen Blick zu, nahm aber dankend das Getränk entgegen.
„Ich wollte diese Ecke des Gartens schon lange umgestalten. Dann werde ich diesen Herbst einfach neue Zwiebeln pflanzen.“ Vreni begutachtete den aufgewühlten Boden. „Nur schade, dass ich bis zum Frühjahr warten muss, bis es hier wieder grün aussieht.“
Fabian bekam ein schlechtes Gewissen. „Hattest du nicht gesagt, alles muss raus?“
„Nur das Unkraut. Aber halb so wild“, tat Vreni seine Bedenken ab. „Ich glaube, momentan hilft der Garten eher dir, als du ihm. Vielleicht solltest du nachher lieber meinen Nachbarn beim Holzhacken zur Hand gehen.“
„Haben die auch genug Holz?“, fragte er grimmig.
Vreni grinste nur. „Zurück zu meiner Überraschung! Keine Widerrede!“, verhinderte sie barsch Fabians nächsten Einwand. „Du kannst dir später in Ruhe überlegen, ob du mein Angebot annehmen willst oder nicht. Jetzt räum hier auf und dann komm auf die Terrasse. Da können wir alles Weitere besprechen.“ Damit schnappte Vreni das leere Glas aus Fabians Hand und marschierte zum Haus.
Fabian sah ihr nach. Hoffentlich hatte sie nicht hinter seinem Rücken einen Job für ihn organisiert. Er wusste, dass er bald wieder etwas verdienen sollte, aber ein paar Wochen rein körperliche Arbeit täten ihm gut. Das hielt ihn von der Grübelei ab, die ihn sonst überfiel, wenn er irgendwo still herumsaß. Nur lag er so auf der Tasche seiner Grosi, was ihm auch nicht recht war. Immerhin hatte er noch am gleichen Wochenende des Gala-Abends seine Wohnung ausgeräumt und
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