Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
ich in dich verliebt bin und das seit unserer ersten Begegnung. Daran hat sich auch nichts geändert, seit ich sicher weiß, dass du schwul bist.
Es zerreißt mich, wenn du in meiner Nähe bist und für mich unerreichbar bleibst. Deshalb hatte ich den Kontakt zu dir abgebrochen und ich hoffe, du hast Verständnis dafür. Dennoch muss ich ständig an unseren Kuss denken und jedes Mal spüre ich wieder diese irrige Hoffnung in mir.
Ich brauche Gewissheit, daher meine Frage: Empfindest du mehr als freundschaftliche Gefühle für mich? Sollte das möglich sein, melde dich bitte innerhalb der nächsten Woche!
Anderenfalls werde ich versuchen, dich zu vergessen. Dann melde dich nie mehr. Du tust mir sonst nur unnötig weh. Bitte akzeptiere das.
Sie liebte ihn noch! Erst jetzt bemerkte Fabian, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, und atmete tief ein. Wann hatte sie das geschrieben? Sein Blick wanderte zum Briefrand. Sofort spürte er Panik aufkommen. Der Brief war auf den Tag nach dem Gala-Abend datiert. Damals arbeitete er bereits nicht mehr bei Renk und deshalb hatte der Brief ihn nicht gleich erreicht. Nun ging Helen davon aus, dass er keine Gefühle für sie hegte. Fabians Kehle schnürte sich zu. Wie und zu welchem Zeitpunkt sollte er sich bloß bei ihr melden? Tagsüber war er im Kurs und danach büffelte er die Kursunterlagen durch. Morgen Nachmittag würde er den Vertrag für den kleinen Salon unterschreiben.
Fabian dachte an die perfekten Räume, die in einem tollen Viertel lagen und richtig Flair hatten. Allerdings mussten sie neu gestrichen und etwas peppiger gestaltet werden. Darum musste er sich direkt nach seiner Prüfung, die in zwei Tagen war, kümmern. Ihm wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Die Prüfung war nicht das Problem. Eher die Gestaltung der Räumlichkeiten. Schließlich war die Einweihungsfeier bereits für die kommende Woche geplant.
Das alles war nun unwichtig geworden. Einzig Helen zählte. Fabian schaute auf die Uhr. Es war schon spät, aber noch konnte er es wagen. Er wischte seine schwitzige Hand am Hosenbein ab, bevor er nach dem Telefon griff. Diesmal wollte er nicht zu lange zögern, um Helen die Wahrheit zu sagen. Er würde alle Register ziehen, damit es diesmal klappte.
Helen setzte sich in den Hängesessel und rutschte hin und her, um eine angenehme Position zu finden. Die Premiere war gut verlaufen und sie hatte vom Schauspielhaus einen Anschlussvertrag bekommen. Bis gestern war sie auch ziemlich zufrieden gewesen. Nun hatte sie allerdings eine Woche Zwangspause, bis das nächste Projekt durchstartete. Helen war das gar nicht recht. Sie wollte arbeiten! Am besten von morgens um sieben bis abends um sieben, dann noch eine Runde joggen und ab ins Bett. So blieb ihr am wenigsten Zeit zum Nachdenken. Die letzte Nacht hatte sie schlecht geschlafen und ihr graute vor der kommenden. Sie wusste nicht, was sie mit ihrer Freizeit anfangen sollte. Heute hatte sie die Wohnung auf Vordermann gebracht. Sogar die Fenster waren geputzt. Jetzt versuchte sie sich zu entspannen, aber das untätige Herumsitzen machte sie ganz aggressiv. Sie sollte sich irgendetwas zu tun suchen. Nur was?
Sie stand auf, hämmerte auf das Radio ein, bis das Liebeslied verstummte, und schaltete stattdessen den Fernseher an. Das war schon besser, dennoch wanderten ihre Gedanken in die Richtung, die sie vermeiden wollte. Sie wünschte sich, mit Yvonne reden zu können, die momentan bei Titus war. Sie wurde zwar regelmäßig eingeladen, sie zu begleiten oder mit ihnen auszugehen, aber auf beides hatte Helen keine Lust. Ein turtelndes Liebespaar fehlte ihr gerade noch. Wobei Yvonne sich redlich Mühe gab, nicht zu viel von Titus zu erzählen oder an ihm zu hängen, wenn Helen in der Nähe war. Das war ihr wiederum unangenehm. Yvonne sollte sich doch ihretwegen nicht verstellen.
Im Fernsehen zeigten sie eine Talkshow, bei der sich nun alle in die Arme nahmen. Genervt schaltete Helen das Gerät aus und schnappte sich ein Buch. Als sie es sich bequem machen wollte, klingelte das Telefon und sie hob ab.
„Hallo, hier ist Fabian.“
Helen fiel die Kinnlade herunter.
„Helen? Bist du dran?“
Seine Stimme klang vergnügt, ja geradezu aufgekratzt. Das war das i-Tüpfelchen, das ihr gefehlt hatte, um richtig auszurasten. Wie konnte er es wagen, jetzt noch anzurufen? Helen hatte gute Lust, gleich wieder aufzulegen. Aber sie überlegte es sich anders. Wenn er schon anrief, sollte er auch etwas zu hören
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