Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
gekündigt. Vorübergehend wohnte er wieder bei Vreni, womit seine Nebenkosten relativ gering waren.
Das Geld, was er angespart hatte, um sich irgendwann selbstständig zu machen, ging jetzt an Richard Renk. Durch seine eigene Kündigung hatte Fabian den Arbeitsvertrag frühzeitig beendet und war damit verpflichtet, all seine Ausbildungskosten an Renk zurückzuzahlen. Sofort überfiel Fabian eine unbändige Wut bei dem Gedanken, dass er seinem ehemaligen Chef das mühsam ersparte Geld in den Rachen werfen musste. Ein letztes Mal drosch er mit der Hacke auf die Erde ein, bevor er die Gartengeräte zurück zum Schuppen brachte.
Vreni erwartete ihn bereits. Neben ihr lag ein Stapel mit wichtig aussehenden Papieren. „Kaffee oder was Kaltes? Bedien dich.“
Fabian goss sich Wasser ein und setzte sich dann ebenfalls. Glücklicherweise redete Vreni nie um den heißen Brei. Gleich würde er wissen, um was es ging. Erwartungsvoll schaute er zu ihr hinüber. Vreni schwieg sich allerdings aus. Fabian rutschte auf seinem Stuhl herum, um eine bequemere Position zu finden. „Grosi, was gibt's?“, fragte er nach geraumer Weile.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig wird“, gestand sie. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Sie klemmte ihre rote Haarsträhne hinters Ohr. „Du willst doch weiterhin als Friseur arbeiten, oder?“, wollte sie endlich wissen.
Das ging wenigstens in die bereits vermutete Richtung, stellte Fabian erleichtert fest. „Grundsätzlich ja. Aber ich kann nicht noch einmal bei einem Chef wie Renk arbeiten.“ Er dachte eine Weile nach, während Vreni ihn beäugte. Es schien ihm, als ob seine Worte und Gesten auf die Goldwaage gelegt wurden. Das war sonst nicht Vrenis Art. „Ich glaube, ich brauche etwas Zeit, um wieder als Friseur zu arbeiten. Keine Sorge, ich suche mir einen anderen Job in der Zwischenzeit und zahle dir Miete.“
„Darum geht's mir nicht. Ich frage mich nur, was dich glücklich macht, beruflich meine ich. Denn was deine Herzensangelegenheit angeht, ist die Sache ja klar“, fügte Vreni hinzu.
Fabian sah wieder Helens Gesicht vor seinem inneren Auge, verletzlich und gleichzeitig bestimmt, und er hörte ihre Worte: „Ich ertrage deine Nähe nicht.“ Als nächstes sah er, wie sie sich Richard entgegenstreckte und ihn küsste. Energisch verscheuchte er die Erinnerung. „Alles verkorkster Mist!“, schimpfte Fabian lauthals. „Wenn ich nicht gekündigt hätte ...“ Weiter kam er nicht.
„Dann wärst du ein noch größerer Dummkopf, als du eh schon bist!“, beendete Vreni leicht verärgert den Satz. „Das war die einzig richtige Entscheidung und das weißt du! Nur so warst du frei, um der Liebe eine echte Chance zu geben. Du hast es versucht! Traurig, dass es nicht geklappt hat, aber so ist das Leben manchmal!“
Fabian wusste, dass sie recht hatte. Wenn er in Gedanken den Tag seiner Kündigung durchging, stellte er fest, dass er immer wieder so gehandelt hätte. Besonders bitter war es nur, Helen doch an Renk verloren zu haben.
„Hör auf zu grübeln!“, befahl Vreni. „Schau lieber nach vorn!“
„Wohin denn?“, brach es erneut aus Fabian heraus. „Da ist nichts mehr. Keine Liebe und auch keine Karriere! Aus der Traum!“
„Du gibst zu schnell auf“, erwiderte Vreni beschwichtigend. „Willst du überhaupt noch einen eigenen Salon?“
„Natürlich!“, gab Fabian verärgert zurück. „Nur sind meine Hoffnungen darauf geplatzt, wie eine Seifenblase. Vielleicht wäre es möglich, wenn ich mich nochmals versklaven würde. Aber das kommt nicht infrage!“
Vreni lächelte wissend. „Gut! Immerhin scheinst du etwas gelernt zu haben.“ Bevor Fabian wieder aufbrauste, redete sie eilig weiter. „Kommen wir jetzt zum Eigentlichen. Als deine Mutter dich zur Welt brachte, war sie selbst fast noch ein Kind.“
Fabian war völlig überrumpelt von der plötzlichen Wendung des Gespräches. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen. Skeptisch lauschte er Vrenis Worten.
„Damals hatten wir noch Raten auf das Haus zu zahlen und ich konnte deiner Mutter nichts als meine Zeit zur Verfügung stellen. Ich hätte ihr gerne mehr geboten.“ Vreni stockte kurz. „Den Rest kennst du. Deine Mutter verliebte sich und wählte einen Neuanfang in den USA. Du bist hiergeblieben. Ich frage mich bis heute, ob es die richtige Entscheidung war, deine Mutter auf diese Weise unterstützt zu haben.“
Sie schaute verunsichert zu ihm, als ob sie eine
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