Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
Finger über die Buchstaben und fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Gleichzeitig zerrte etwas an ihrem Unterbewusstsein. Sie versuchte es zu greifen, aber gerade in diesem Moment stürmte Yvonne herein.
„Ich hab's!“, rief sie.
„Was hast du?“ Verdattert blinzelte Helen sie an.
„Oh, du bist schon wieder gefühlsduselig. Leugne es nicht!“, mahnte sie Yvonne und überflog selbst kurz die Nachricht von Fabian. „Umso besser!“, stellte sie fest, als sie das Geld in Helens Händen sah. „Du bist doch noch immer sauer auf ihn, oder?“
Helen horchte einen Moment in sich hinein. In ihrem Inneren herrschte mal wieder Chaos. Neben vielen anderen Gefühlen entdeckte sie aber auch die lodernde Wut und nickte kräftig.
„Und dieser Job hier macht dir Spaß?“
„Komm zum Punkt. Du weißt, warum ich hier bin.“ Helen stemmte die Hände in die Hüften.
„Oh gut!“ Yvonne deutete auf Helens angriffslustige Geste. „Du hast also noch genug Kampflust. Das musste ich erst klären“, entschuldigte sich Yvonne. „Das hier ist jedenfalls die Gelegenheit dich auszutoben“, erklärte sie endlich.
Es dauerte einen Moment, bis Helen verstand. „Rache?“ Sie ließ die Arme sinken.
„Wenn du so willst.“ Yvonne zwinkerte verschwörerisch. „Wichtig ist nur, dass es dir dabei besser geht. Ob du ihm schadest oder nicht, kannst du ja nicht wissen, oder?“
„Aber ich habe ihm mein Versprechen gegeben“, wehrte Helen sich.
„Musst du doch nicht brechen.“ Yvonne zog Helen wieder in den Hauptraum zurück. „Was ist dein größtes Problem mit ihm? Warum seid ihr nicht in der Kiste gelandet?“
Helens Gedanken drifteten ab. Fabians Atem in ihrem Nacken ...
„Erde an Helen! Er ist schwul! Und er hat dir falsche Hoffnungen gemacht! Er hat eine Abreibung verdient“, ereiferte sich Yvonne.
Der Zorn flackerte wieder in Helen auf. Ihre Freundin hatte recht. Fabian war unfair gewesen. Mehrmals sogar. „Was für eine Idee hast du?“, fragte sie kühl.
„Pink!“
„Pink?“ Helen riss die Augen auf.
„Na ja, schwul eben! Alles, was du willst! Du könntest Plüschvorhänge mit Quasten machen und Pomponpuschel an die Spiegel. Vielleicht ein Glasperlenvorhang zum hinteren Bereich“, legte Yvonne los.
„Und da er ja tatsächlich schwul ist, könnte ich ja gedacht haben, dass es ihm gefällt!“ Helen grinste hinterlistig. Fabian würde sein blaues Wunder erleben. Nein, sein pinkes, verbesserte sich Helen in Gedanken. Sie fühlte, wie Kraft sie durchströmte und ihre Hemmung verpuffte. Sie schürzte die Lippen, nahm den Raum nochmals in Augenschein und nickte bedächtig. Das war ein Plan.
15
Fabian pfiff „It's the final countdown“, das er eben im Autoradio gehört hatte, und lief die Straße zu seinem Salon hinunter. Die Prüfung war hervorragend gelaufen, aber seine Nervosität ließ leider nicht nach. Er hatte Helen geschrieben, dass er erst morgen vorbeikäme. Noch eine schlaflose Nacht würde er nicht überleben. Also hatte er beschlossen, bereits an diesem Freitag in den Salon zu schauen.
Er hatte den Gedanken an die Konfrontation mit Helen bis zu seiner Prüfung versucht zu verdrängen. Das war ihm immerhin teilweise gelungen. Jetzt stürmten alle Sorgen auf ihn ein. Er stand vor den riesigen Fenstern, die mit Packpapier zugeklebt waren. Dahinter war Licht, soviel konnte er erkennen. Helen war demnach da. Fabian bemerkte, dass sein Atem schneller ging, und versuchte sich zu beruhigen. Was würde passieren, wenn er nun hineinging? Helen würde ihn umbringen oder flüchten, schoss es ihm durch den Kopf. Eine andere Stimme redete ihm gut zu, dass sie doch erwachsen waren und bestimmt eine Lösung fänden. Irgendwie konnte Fabian dieser Stimme nicht glauben. Dies war vielleicht seine letzte Chance mit Helen zu reden, bevor sie ihn möglicherweise wegen Belästigung anzeigte. Er musste also lieber auf Nummer sicher gehen.
Vorsichtig drückte Fabian die Türklinke hinunter. Es war abgeschlossen. Schnell hatte er seinen Zweitschlüssel zur Hand und schloss auf.
War da ein Geräusch. Sofort hatte Helen das Radio ausgeschaltet und blickte zur Tür. Sie hörte das Schloss knacken und sah, wie in Zeitlupe die Tür aufging. Ihr wurde schlecht. Sie wollte wegrennen, aber ihre Schuhe schienen mit Beton gefüllt zu sein. Keinen Millimeter konnte sie sich rühren. Warum hatte sie hier nur nachts alleine arbeiten wollen? Natürlich, damit alles fertig war, bevor Fabian zur
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