Verliebt bis in die Haarspitzen (German Edition)
leise.
Eine ältere Frau mit einer roten Haarsträhne im ergrauten Haar betrat den Raum und schaute sich um. „Oha!“, entfuhr es ihr. Dann entdeckte sie die zwei verschlungenen Gestalten in der Ecke und ihre Augen wurden weit. „Oha!“, wiederholte sie nochmals.
„Hallo Grosi!“ Verlegen lächelte Fabian.
„Du bist nicht nach Hause gekommen. Ich wollte doch nur wissen, wie die Prüfung ... Ich habe geklopft ...“, stammelte sie. „Verzeihung!“ Mit schnellen Schritten war sie wieder am Ausgang. Dort hielt sie inne, drehte sich kurz um und musterte Helen. Ein Strahlen lief über ihr Gesicht. „Braune Locken“, rief sie entzückt. Plötzlich schien ihr klar zu werden, dass sie eine fast nackte Frau anstarrte. Sie warf den Schlüssel auf den Boden und lief schnell hinaus.
Helen atmete erleichtert auf, als die Tür zufiel. Sie versuchte wieder etwas Abstand zwischen sich und Fabian zu bringen, aber der hielt sie fest umklammert.
„Vergiss es! Ich lass dich nicht wieder los“, entgegnete er auf ihren Befreiungsversuch. „Versuch dich zu entspannen. Bitte! Im Zweifelsfall stell dir vor, dass ich dich nur wärme. Aber ich werde dich ganz sicher nicht loslassen!“ Es klang unumstößlich. „Und ich bin nicht schwul!“
Helen machte noch einen halbherzigen Versuch, sich zu lösen aber Fabian wich keinen Millimeter. Tatsächlich war ihr überall dort kalt, wo sie nicht seinen Körper berührte. Sie zitterte leicht und wusste nicht, ob es von der Aufregung oder der Kälte kam. Er drückte sie noch weiter an sich und strich über ihren Rücken. Es funktionierte. Sie konnte selbst spüren, wie ihr Widerstand sich legte. Nach einer Weile schmiegte sie sich an ihn und suchte eine bequeme Position für ihren Kopf. In dieser engen Umarmung schien etwas in ihr zu schmelzen. Für eine Sekunde versuchte sie es aufzuhalten, obwohl sie eigentlich schon wusste, dass es zu spät war. Der Schmerz, den sie hinter dem Eis bewahrt hatte, brach über sie herein. Sie spürte Tränen ihre Wangen hinabfließen und versteifte sich wieder. Was würde Fabian von ihr denken, wenn sie jetzt heulte?
„Nicht! Bitte!“, flüsterte Fabian in ihr Ohr. „Lass es zu!“ Er hielt sie weiter fest und küsste sie auf die Stirn.
Die ganze Enttäuschung, die Anspannung und Angst wich einem Gefühl der Erleichterung. Es brauchte nicht viele Tränen, bis Helen das Gefühl hatte, endlich wieder im Gleichgewicht zu sein. Sie schaute auf. „Damals war ich schon im Salon, bevor du mich gesehen hast und Richard Renk“, sie schüttelte sich bei dem Namen, „mit mir geflirtet hat.“ Sie erzählte von ihren stressigen Jobs und ihrem Plan, Fabian danach zu überraschen und wie sie ihn dann versehentlich belauschte. „Warum hast du behauptet schwul zu sein?“ Helen legte ihren Kopf wieder an seine Schulter und wartete auf eine Antwort.
„Deshalb hast du den Kontakt abgebrochen, nicht wahr?“ Helen nickte nur. Fabian erklärte ihr, wie er an seinen Job gekommen war und warum Richard Renk nur einen schwulen Assistenten akzeptierte. „Damals wollte ich noch Starfriseur werden und so viele Möglichkeiten gibt es dafür nicht. Also nutzte ich die Chance. Richard stellte mir in Aussicht, nach meiner Assistentenzeit von drei Jahren, die Meisterschule zu bezahlen und mich als Geschäftsführer für eine seiner Filialen einzusetzen. Ich dachte, dass sich damit all meine Träume erfüllen würden und ich auf diese Weise zu meinem eigenen Salon käme. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass die Welt der Stars nicht meine ist.“ Er schien einen Moment in Gedanken zu sein. „Hast du denn nicht meine Rosen bekommen?“, wechselte er das Thema.
Helen runzelte die Stirn. „Die waren von dir?“
„Von wem sonst? Hattest du noch andere Verehrer?“, fragte er erstaunt.
„Richard.“
„Richard Renk?“ Fabian war völlig baff.
„Ich dachte es jedenfalls. Er hatte mir zum Abschied dieselbe Art Rose geschenkt, wie die, die danach immer vor der Tür lagen. Da glaubte ich, dass sie von ihm waren, schließlich warst du ja schwul. Und auf den Kärtchen stand kein Name.“ Plötzlich klatschte Helen sich mit einer Hand an die Stirn. „Die Schrift! Sie ist mir auf deinen Renovierungsanweisungen bekannt vorgekommen. Es war die gleiche, wie auf den Kärtchen!“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Wieso war ihr das nicht früher aufgefallen? Dann kam ihr ein neuer Gedanke. „Warum hast du dich erst jetzt gemeldet? Was war mit meinem Brief?“
Fabian
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