Verliebt in den Feind?
gezeigt – und damit ihre Hoffnung genährt, sie könnten länger zusammenbleiben und vielleicht sogar heiraten. Seine Frau hat er nie erwähnt. Und auch nicht, dass er dabei war, ein Kind zu adoptieren.“
Caitlyn dachte an das, was Kay ihr erzählt hatte: Als der kleine Roland erst einmal da gewesen war, hatte sie sich fast nur noch um ihn gekümmert, und Phillip hatte sich verständlicherweise zurückgesetzt gefühlt. Ohne aufzublicken, sagte sie: „Der Marqués muss ein gütiger Mann gewesen sein …“
„Ja, das war er.“ Rafaels Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Meine Mutter hat ihn geliebt. Ich glaube, das mit Phillip war nur eine … Jugendsünde. Reines Begehren.“
Verständnisvoll nickte Caitlyn. Erleichtert stellte sie fest, dass Rafael nun nicht mehr allein Phillip die Schuld an allem gab. Doch auf ein Gespräch über Begehren wollte sie sich lieber nicht einlassen. Nicht mit Rafael. „Wie geht es deiner Mutter jetzt?“
„Sie geht ganz und gar im Geschäft auf. In Spanien hat Vino de Jerez, wie wir den Sherry nennen, eine lange Tradition und große Bedeutung. Dass du Kellermeisterin bist, würde Mutter sehr beeindrucken. Sie würde dich mögen.“
Stolz lächelte Caitlyn. „Ich glaube, ich sie auch.“
„Du musst unbedingt einmal zu Besuch kommen.“
„Vielleicht mache ich das mal. Wer weiß …“, sagte Caitlyn verträumt. „Andalusien, und vor allem das Gebiet um die Stadt Jerez de la Frontera, hat mich schon immer ausgesprochen fasziniert. Und natürlich authentischer Sherry aus der Gegend, wo das Verfahren entwickelt wurde.“
Sie hatte sogar daran gedacht, für ein Jahr nach Spanien zu gehen, und Phillip gebeten, ihr dafür freizugeben. Doch als damals Heath das Gut Chosen Valley gekauft hatte, hatte ihre Arbeit auf Saxon’s Folly ihr keine Zeit mehr dafür gelassen.
Mit angehaltenem Atem wartete sie, wie Rafael auf das Wort „Sherry“ reagieren würde. Nach einem Augenblick des Schweigens wechselte er zu ihrer Überraschung das Thema, indem er fragte: „Und deine Eltern? Kommen sie auch aus der Weinbranche?“
„Nein, nichts dergleichen.“ Jetzt war sie fast froh, dass Rafael kein echter blaublütiger Marqués war, obwohl er den Titel trug. Tapfer hob sie das Kinn und stieß hastig hervor: „Meine Eltern arbeiteten als Helfer in der Landwirtschaft. Wir sind fünf Kinder. Ich bin das mittlere.“
Nachdenklich sah er sie an, doch erschrocken wirkte er nicht. „Als einzigem Sohn eines reichen Mannes wurde mir als Kind jeder Wunsch erfüllt. Du hattest es sicher schwerer …“
„Ja, kann man sagen.“ Schon als sie noch klein war, hatte sie sich geschworen, nicht ihr ganzes Leben lang arm zu bleiben. „Zum Glück machte die Schule mir Spaß. Schon früh wurde mir klar, dass gute Noten meine Chance waren. Dad glaubte offenbar, Pferdewetten würden ihm helfen, unsere Finanzlage zu verbessern, was natürlich nicht der Fall war.“
„Du warst anscheinend ein kluges Kind“, sagte er ernst.
„Mein ältester Bruder hat es auch geschafft. Er hat eine kleine Baufirma. Zusammen haben wir den Eltern eine kleine Farm gekauft, damit sie ihr Auskommen haben.“
„Und die anderen Geschwister?“, wollte Rafael wissen.
„James ist Arbeiter. Shannon und Rhiannon arbeiten auf einer Schaffarm im Süden. Rhiannon ist wunderschön, sie sieht wie ein Model aus.“
Sie trank einen Schluck. Weder Shannon noch Rhiannon würden diesen edlen Tropfen zu schätzen wissen.
„Alles ehrliche Arbeit. Du musst stolz auf sie sein.“
„Klar.“ Sie blinzelte. Warum nur erzählte sie ihm das alles? Normalerweise sprach sie nie über ihre Kindheit. Ein unerquickliches Thema. Es kam sogar ab und zu vor, dass sie wegen ihrer Herkunft von oben herab behandelt wurde.
Doch Rafael sagte anerkennend: „Du musst hart gearbeitet haben, um dorthin zu gelangen, wo du heute stehst, Caitlyn.“
„Ja. Während meiner Teenagerzeit habe ich immer viel gelernt.“ Und später an der Universität war sie nur selten ausgegangen. Um ihre Stipendien, mit denen sie ihr Studium finanzierte, nicht zu verlieren, hatte sie gute Ergebnisse vorweisen müssen.
„Du musstest sicher einige Opfer bringen.“
Sie nickte nur. Der Mann konnte Gedanken lesen … Damals hatte ihr das nichts ausgemacht. Doch heute wünschte sie, sie hätte einige Erfahrungen sammeln können, um mit dem weltgewandten Rafael mithalten zu können.
Die Band spielte nun ein lebhafteres Stück, und die Tanzfläche war schon recht
Weitere Kostenlose Bücher