Verliebt in den Feind?
meiner Rückkehr nicht mehr da sein wird …“
„Ist er dort gestorben?“
„Ja, in dem Bett, in dem er auch geboren wurde. In diesem Zimmer hat er mir auch eröffnet, dass ich nicht sein leiblicher Sohn bin, sondern …“, er schluckte, „… ein nicht ehelicher Spross Phillip Saxons.“
„Zuerst habe ich dir nicht geglaubt. Das tut mir leid. Bitte entschuldige, wenn ich dich damit verletzt habe. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Phillip Kay betrogen haben sollte.“
„Ich weiß schon, dass du die Saxons beschützen wolltest. Deine Loyalität finde ich einen bewundernswerten Charakterzug.“
Also hatte er ihr verziehen! Schließlich verdankte sie den Saxons ihren Arbeitsplatz, ihr Zuhause – und nach Tommys Übergriff einen Zufluchtsort.
Als er nach seinem Glas griff, berührte Rafael flüchtig ihren Handrücken. Schon diese Berührung reichte, um Caitlyn wohlig erschauern zu lassen.
„Der Marqués hat mich wie seinen eigenen Sohn aufgezogen. Jetzt erst weiß ich, wie großzügig das von ihm war.“ Nachdenklich drehte er sein Glas und betrachtete den Wein darin. „Für mich war das Weingut immer eine Selbstverständlichkeit. Als er starb, hat er meiner Mutter ein ansehnliches Vermögen hinterlassen – und mir das Haus, das Land und alles, was dazugehört.“
„Und erst auf dem Sterbebett hat er dir erzählt, dass du nicht sein leiblicher Sohn bist?“
Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, nickte Rafael. „Er wollte, dass ich die Möglichkeit habe, meinen biologischen Vater kennenzulernen.“ Um seine Lippen spielte ein bitterer Zug. „Einen Mann, der meine Mutter so schlecht behandelt hat.“
„Warst du neugierig auf Phillip? Oder auf mögliche Brüder und Schwestern?“
„Auf … Phillip nicht. Auf meine Halbgeschwister schon.“
In diesem Moment wurde das Essen gebracht, eine knusprige gebratene Ente. Doch Caitlyn interessierte sich mehr für ihr Gegenüber. „Und deine Mutter? Wollte sie auch, dass du die Wahrheit erfährst?“
„Zuerst hatte sie Angst, ich könnte schlecht über sie denken.“ Leise schüttelte er den Kopf. „Doch dann hat sie mir von ihrem Besuch in Neuseeland erzählt – und von den Aufzeichnungen ihres Großonkels, die sie dort entdeckt hat. Da wusste ich, dass ich einfach herkommen musste. Nächste Woche werde ich einen Tag lang Fernandos Spuren folgen. Begleite mich doch, wenn du Lust hast.“
„Oh ja, gern“, sagte sie, bereute es jedoch sofort. Ein ganzer Tag mit ihm … wie sollte sie ihre Sehnsucht nach ihm im Zaum halten?
Inzwischen spielte die Band lauter, und die Klänge des Saxofons drangen mit schmerzlicher Eindringlichkeit in Caitlyns Ohr.
„Die Tagebücher hat Mutter vom hiesigen Geschichtsverein bekommen. Ich möchte herausfinden, was mit ihnen geschehen ist, nachdem Phillip sie sich unter den Nagel gerissen hat.“
Beim Gedanken an die drei Lederbände in ihrer Nachttischschublade verspannte sich Caitlyn. Ich muss es ihm sagen. Doch sie hatte Phillip versprochen zu schweigen. Und ihm gehörten die Bücher.
„Meine Mutter war so glücklich gewesen, die Aufzeichnungen bekommen zu haben. Du musst wissen, sie ist ein sehr traditionsbewusster Mensch. Und dass Phillip sie ihr gestohlen hat, war natürlich sehr schlimm für sie.“
Caitlyn wollte ihm sagen, dass Maria Phillip die Bücher verkauft hatte, um ihren Rückflug zu bezahlen, doch wieder schwieg sie. Wenn seine Mutter ihm die Dinge so erklärt hatte, war es jetzt nicht ihre Aufgabe, ihm etwas anderes zu sagen. „Wie haben sich Maria und Phillip kennengelernt?“
„Durch den Vorsitzenden des Geschichtsvereins. Das frühere Kloster und die Ländereien gehörten inzwischen den Saxons, das Gebäude selbst war zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Der Vorsitzende glaubte, Phillip könnte Mutter etwas über die Geschichte der Mönche erzählen, und arrangierte ein Treffen in der Stadt. Maria war vom ersten Moment an beeindruckt. Sie war ja erst achtzehn und weit weg von Zuhause. Natürlich hat Saxon ihr gegenüber nie erwähnt, dass er bereits verheiratet war. Er hat sie verführt.“
„Geschah es gegen ihren Willen?“, fragte Caitlyn ernst, während sie befangen mit dem Stiel ihres Glases spielte. Unbehaglich rutschte sie hin und her. „Hasst du Phillip deshalb so?“
„Nein“, sagte er erschrocken. „Es war keine Vergewaltigung. Aber er war älter als sie und hätte es besser wissen müssen. Dios. Er hat sie sogar nach Saxon’s Folly mitgenommen und ihr alles
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