Verliebt in den Feind?
neuen Kleid.“
Reine Seide in Silbergrau. Eine Farbe, die Caitlyn an das Mondlicht in der Nacht erinnerte, als Rafael sie heimbegleitet hatte. Fast hätten sie sich geküsst – wenn sie nicht plötzlich Angst bekommen hätte.
„Megan, ich brauche keine …“
„Probier es doch einfach mal an. Jetzt, da wir schon mal da sind. Wer weiß, wann ich dich wieder zu einem Einkaufsbummel überreden kann.“
Caitlyn seufzte, gab nach und staunte. Der feine Stoff ließ beinah ihre Brustspitzen durchschimmern und umschmeichelte ihre Brüste auf erregende Weise. Auch der Slip wirkte fast transparent.
Heiser sagte sie: „Das kann ich nicht tragen.“ Auch wenn Rafael es niemals sehen würde, das Bewusstsein, so aufreizende Wäsche zu tragen, hätte sie stark verunsichert. Dazu fehlte ihr der Mut. Und den Abend konnte sie sich lebhaft vorstellen. Der weltgewandte Spanier und sie, linkisch und befangen. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Also weg damit.
„Ich nehme das Set in Apricot“, sagte sie und unterdrückte einen Rest von Bedauern.
Schnell schlüpfte sie in ihre vertraute Jeans und verließ die Kabine. Nach einem letzten wehmütigen Blick auf die silberfarbene Wäsche ging Caitlyn zur Kasse.
Plötzlich hatte sie den irrationalen Wunsch, Rafael zu erzählen, welch wichtigen Schritt in Richtung Zukunft sie an diesem Tag gemacht hatte. Was für ein verrückter Gedanke …
„Du siehst wundervoll aus, querida.“ Aus Rafaels Mund klang das Kompliment ganz anders als von Megan, die ihr beim Anziehen geholfen und ihr dabei das seidene silberne Wäscheset geschenkt hatte. „Einfach so. Für dich“, hatte sie gesagt und keinen Widerspruch geduldet.
Rafaels raue Stimme ließ Caitlyns Sehnsucht erwachen.
„Du aber auch.“
Das war mehr als untertrieben. Mit Designermarken kannte sich Caitlyn nicht aus, doch sein Anzug stand ihm einfach fabelhaft und wirkte ausgesprochen exklusiv. Das weiße Hemd bildete einen atemberaubenden Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut. Doch das allein war es nicht … Bewundernd sah er sie an. Seine Gesichtszüge wirkten männlich und entschlossen, doch die winzigen Fältchen um die Augen verrieten, dass sein Charakter auch andere Seiten hatte …
Er war etwas Besonderes. Einzigartig. Verwirrt atmete Caitlyn tief ein. Was hatte sie da eben nur gedacht? Hastig fragte sie: „Hoffentlich gefällt dir das Restaurant, das ich für uns ausgesucht habe.“
„Bestimmt.“
Zehn Minuten später parkte er den gemieteten BMW Z4, stieg aus und half auch Caitlyn beim Aussteigen. Der exklusive Wagen war überhaupt kein Vergleich zu dem Schrotthaufen, mit dem Rafael zum ersten Mal auf Saxon’s Folly vorgefahren war.
Als Caitlyn neben ihm stand, wurde ihm einmal mehr bewusst, dass sie beinah so groß wie er war. Ungewöhnlich für eine Frau …
„Wie gut du riechst“, sagte sie ein wenig atemlos.
Überrascht lachte er auf und atmete ihren Duft ein. Wiesenblumen. „Du auch.“
„Ich trage kein Parfüm.“
„Ich weiß. Aber ich rieche die Lavendelseife, die du benutzt.“
Nun lachte sie. „Ja, klar, Weinfachleute unter sich. Wir haben alle einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Darum benutze ich während der Arbeit auch kein Parfüm. Es würde meine Wahrnehmung stören. Und heute Abend habe ich es schlicht vergessen.“
„Du brauchst keines. Deine Haut riecht frisch und dezent … wie wenn der Wind über eine Blumenwiese streicht.“
Sie standen unter einer der Straßenlaternen im Art-déco-Stil, von denen es in der Innenstadt von Napier unzählige gab, und sahen sich in die Augen.
„Danke“, hauchte sie und ging dann mit langen Schritten voran. In dem silbernen Kleid bewegte sie sich unglaublich verführerisch, jedenfalls fühlte sie sich so.
Langsam folgte ihr Rafael.
Das Restaurant, das Megan ihr empfohlen hatte, entpuppte sich als schummriger Keller mit einer kleinen Tanzfläche. Auf der Bühne bereiteten sich ein paar Jazzmusiker aufs Spielen vor.
Tisch zwölf befand sich in einer separaten Nische, zu der einige Stufen führten, sodass ein Eindruck von Intimität entstand, der Caitlyn einschüchterte.
Als sie und Rafael Platz genommen hatten, breitete sie als Erstes ihre Stoffserviette auf ihrem Schoß aus. Mit zitternden Händen nahm Caitlyn ein Stück Brot. Beim Versuch, es zu bestreichen, rutschte ihr das Messer aus der Hand.
„Kein Grund zur Aufregung. Genieße einfach den Abend“, sagte Rafael mit dunkler Stimme.
„Ich bin gar nicht aufgeregt“, log
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