Verliebt in eine Diebin - Roman
machtlos. Es liegt dir im Blut. So sehr du dich auch bemühst, sauber zu werden - du schaffst es nicht.«
»Das versuche ich ja gar nicht«, entgegnete Michael entgeistert.
»Ich schon. Der springende Punkt ist - es funktioniert nicht. Du musst jemanden aufs Korn nehmen, allein, damit du
dich lebendig fühlst. Also wirst du Sophie ruinieren - mit den besten Absichten von der Welt.«
»Jetzt übertreibst du. Gehen wir wieder rein...«
»Wie viel willst du ihr abluchsen?« Zum ersten Mal im Leben sah Davy seinen Vater erröten. »Nur eine kleine Leihgabe?«
»Für einen Einsatz im Wettbüro. Nicht viel.«
Davy zog ein Kuvert aus seiner Hosentasche. »Da drin sind hunderttausend.« Reglos stand Michael da. »Dieses Geld wollte ich dir heute geben, damit du verschwindest. Jetzt kriegst du’s, wenn du versprichst, nie mehr ohne mich hierher zu kommen.«
»In dieser Stadt lebt meine Familie«, entgegnete Michael empört. »Gerade hab ich meinen Enkel im Arm gehalten...«
»Hör mir zu. In den letzten zwei Tagen habe ich viel gelernt. Vor allem in den letzten zwei Nächten. Unter anderem, dass alles stimmt, was du mir vergangene Woche gesagt hast. Wenn ich nicht akzeptiere, wer ich wirklich bin, haut’s nicht hin. Und ich bin nun mal dein Sohn.«
»Du sagst das so, als sei das eine Tragödie. Immerhin verdankst du mir eine Erziehung, die dir kein anderer Vater auf dieser Welt geboten hätte.«
»Ja, und ich weiß es auch zu schätzen. Aber meine Schwester ist mir wichtiger. Nach Moms Tod hat sie uns gerettet, hat sie mich gerettet und um sie zu schützen, werde ich alles tun. Notfalls binde ich dir einen Ziegelstein an den Hals und werfe dich in den Fluss.« Davy hielt seinem Vater das Kuvert hin. »Das bekommst du, wenn du abreist und Sophie in Ruhe lässt. Zähl’s nach, wenn du willst.«
»Nein, ich vertraue dir.«
»Welch eine Ironie...«
»Niemals würde ein Dieb den anderen betrügen.«
»Nimm das Geld. Wenn’s dich noch mal nach Ohio verschlägt,
komm zu mir. Und versuch nicht, Sophies Familie ohne mich zu besuchen.«
»Du bleibst hier ?« Michaels Miene verriet deutlich, was er von Temptation hielt.
»In Columbus. Vielleicht gelingt dir mit diesen hunderttausend der große Coup. Wenn nicht, kannst du wenigstens eine Zeit lang in Saus und Braus leben.«
Michael ergriff das Kuvert. »Allzu lange wollte ich mich ohnehin nicht in Ohio rumtreiben, ich wollte einfach nur meine Töchter sehen - und den kleinen Dempsey.« Wehmütig grinste er Davy an. »Ein Glück, dass der Name nicht ausstirbt.«
»Das wird er nicht. Dafür werde ich schon sorgen.«
»Ah, Tilda.« Michael nickte. »Gut für dich.« Mit schief gelegtem Kopf blickte er seinen Sohn an. »Vielleicht kann ich ja zu Weihnachten wiederkommen und feststellen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Ruf vorher an. Wahrscheinlich sind wir beschäftigt.«
»Was für ein grausamer Schurke du bist...« Michael steckte das Kuvert in die Tasche seines Jacketts. »Das hast du von der Seite deiner Mutter geerbt. Eine Pfarrersfamilie. Von solchen Leuten wird man sogar dann gerettet, wenn’s einen umbringt.«
»Du kannst heute Abend mit Dorcas nach Columbus zurückfahren.«
»Leider will sie jetzt schon aufbrechen. Sie meint, der Ausflug mache ihr zwar Spaß, aber sie möchte malen. Sicher wird sie mich bis Weihnachten vermissen. Aber ich muss noch hier bleiben...« Als Davy sich vorbeugte, wich Michael hastig zurück. »Wirklich! Für morgen hat Amy uns zum Dinner eingeladen, und sie freut sich so drauf. Und ich habe Dillie versprochen, mir morgen Nachmittag ihr Softballmatch anzuschauen. Keine Bange, mein Junge, ich werde nichts anstellen«, beteuerte
er und klopfte auf seine Brusttasche. »Jetzt hab ich’s nicht mehr nötig. Gönn mir noch diesen Tag und den nächsten.«
»Nur wenn du mit Dillie nicht Monte spielst.«
»Großes Ehrenwort.«
»Also gut.«
In diesem Moment kam Sophie auf die hintere Veranda gerannt. »Oh Davy, das Bett ist himmlisch...« Dann sah sie Michaels Gesicht und unterbrach sich. »Was ist los?«
»Nichts.« Lächelnd wandte sich Davy zu ihr. »Wie ich höre, schauen wir uns morgen Dillies Softballmatch an, und dann essen wir bei Amy.« Über ihren Kopf hinweg sah er Phin in der Tür stehen. »Und am Sonntag verabschieden wir uns«, fuhr er etwas lauter fort.
»Schon so bald?« Sophies prüfender Blick galt nicht Michael, sondern Davy. »Wie geht’s deiner Vermieterin?«
»Sie heißt Matilda, und ich werde dir alles
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