Verliebt in eine Diebin - Roman
diese grässliche Mrs. Goodnight, fragte sie sich.
Wäre Gwen zwanzig, würde es einen Sinn ergeben. Clea blickte in den Spiegel. Nicht einmal jahrelange sorgsame Pflege konnten eine 45-Jährige in eine 20-Jährige verwandeln, und der Gedanke, wie leichtfertig sie ihre Jugend vergeudet hatte, erschreckte sie. So viele reiche Männer waren verrückt nach ihr gewesen. Aber sie hatte sich eingebildet, sie müsste Schauspielerin werden, und allen zeigen, wie wichtig sie war.
Darin lag das Problem - um wichtig zu sein, brauchte man Geld.
Viel Zeit hast du nicht mehr, warnte sie ihr Spiegelbild. Du hast idiotische Entscheidungen getroffen und jetzt tickt die Uhr. Dieser Mann muss der Richtige sein. Tu was, dumme Kuh.
Die Stirn gerunzelt, bemerkte sie, wie sehr sie sich selbst verachtete - was noch gut zehn Jahre hinzufügte. Sie glättete ihre Stirn, kämpfte die Wut nieder, und zurück blieb nurmehr Angst.
Nein. Clea straffte die Schultern und lächelte sich an. Immerhin musste sie gegen keine 20-Jährige antreten, sondern gegen Gwen. Und die war alt . Vielleicht ging’s nur um die Galerie, nicht um Gwen. Wenn das stimmte - warum kaufte er den verdammten Laden nicht. Also wirklich, Männer .
Das Telefon läutete, und sie griff danach - entschlossen, jeden in die Hölle zu schicken, der sie jetzt zu behelligen wagte.
»Clea, Darling«, meldete sich Ronald.
Arschloch. »Sag mir, dass Davy Dempsey auf dem Weg nach Tibet ist«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Was soll er denn in Tibet?«
»Du musst ihn loswerden, Ronald. Oh Gott, wie bitter du mich enttäuschst!«
» Keine Ahnung, wo er steckt…« In seiner Stimme schwang wachsende Furcht mit. »Aber das ist okay, ich hab mit jemandem geredet...«
»Du sollst nicht mit irgendwem reden, sondern Davy aus dem Weg räumen. Ruf mich erst wieder an, wenn er verschwunden ist !«
» Aber ich...«
Voller Genugtuung warf sie den Hörer auf die Gabel. Diese Telefone, bei denen man auf eine Taste drückte, wenn man ein Gespräch beenden wollte, würden sich nicht lange halten. Weil man einen Knalleffekt brauchte, um lästigen Narren klarzumachen, wann sie es zu weit trieben. Narren wie Ronald. Ihre Augen wurden schmal. Und Gwen Goodnight.
Sie brauchte einen Notfallplan. Ein paar Sekunden lang klopfte sie mit dem Fuß auf den Boden, dann nahm sie den Hörer ab und tippte auf die Rückruftaste. »Ronald?«, flötete sie. »Tut mir so Leid. Wenn ich nicht solche Sorgen hätte - Davys wegen...« Am anderen Ende der Leitung erklangen beruhigende Geräusche. Ja , ja, ja, dachte Clea. »Du weißt doch alles und kennst unzählige Leute, du musst mir helfen. Wärst du so lieb, und würdest möglichst viel über Gwen Goodnight und die Goodnight Gallery herausfinden? Vor allem über Gwen Goodnight.« Ungeduldig unterbrach sie Ronalds enthusiastischen Wortschwall. »Wirklich? Oh, danke, Darling, ich werde an dich denken.«
Sicher kriegt er was raus, beruhigte sie sich und legte auf. In gewissen Dingen war er verlässlich - sein einziger Vorzug. Ihr Blick glitt zum Spiegel. Schon wieder Stirnfalten. Wie vierzig sah sie aus. Kaltes Grauen verzerrte ihre Züge. Nein, noch war sie nicht alt, sie würde sich Geld beschaffen und niemals einsam und arm sein... Und dann holte sie tief Atem. Lächelnd schaute sie in den Spiegel.
Ein Engel lächelte zurück.
»Tu das nie wieder«, ermahnte sie den Spiegel und ging zum Kleiderschrank. Für diesen Abend musste sie etwas ganz Spezielles aussuchen. Wenn Mason sie darin sah, würde er alle Galerien und Gwen Goodnight vergessen.
Erbost betrachtete Tilda den Mann, der seelenruhig auf dem Boden saß, an die Tür gelehnt, und ihr den Weg in die Freiheit
versperrte. Für einen Einbrecher sah er viel zu gut aus. »Ich will nicht mit dir reden. Geh da weg!«
»War dein Dad etwa ein Gauner, Matilda?«, fragte Davy grinsend.
»He!«, rief sie und hoffte, dass ihre Miene empört wirkte. »Hör mal, mein Vater genoss einen untadeligen Ruf. Meine ganze Familie ! Seit Generationen ! Bei uns liegt das im Blut. Wir sind Goodnights .«
»Welch ein Glück für dich...« Zum ersten Mal schien er ihr leicht verunsichert. Steve trottete zu ihm, beschnüffelte ihn, und David zog ihn auf seinen Schoß. Wie einen Schutzschild hielt er den Hund fest.
»Vor einigen Gemälden warnte er die Interessenten.« Allmählich kam Tilda in Fahrt. »Er riet Ihnen, ein Gutachten abzuwarten...« Als Davy ruckartig den Kopf hob, verstummte
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