Verliebt in eine Diebin - Roman
übernehmen.«
»Hm?«
»So war’s schon immer. Louise ist Meg Ryan, und ich bin Carrie Fisher. Sie ist Melanie Griffith, und ich bin Joan Cusack. Sie ist die schöne Heldin, die den schönen Helden kriegt. Und ich bin die superschlaue Freundin, die ihr gute Ratschläge gibt.«
»Celeste Holm in Die Nacht vor der Hochzeit «, ergänzte Davy und drehte den Kopf zu ihr. Wie winzige Fragezeichen ringelten sich die dunklen Locken auf dem Kissen, und die Decke zeichnete hübsche Rundungen nach. Es fiel ihm immer schwerer, sauer auf sie zu sein. Sicher war sie nackt unter dem T-Shirt. »Mir haben die besten Freundinnen seit jeher besser gefallen. Ich verstand nie, was Cary in Katharine Hepburn gesehen hat, wo doch gleichzeitig Celeste Holm mit ihrer Kamera herumulkte. Viel mehr Charakter.«
»Vermutlich legte Cary keinen Wert auf Charakter, eher auf Schönheit und Sexappeal.«
»Oh, Celeste Holm war sehr sexy - und außerdem eine Frau, auf die man zählen kann. Eine, die mit ihrer Kamera jemandem den Schädel einschlagen würde, um dir zu helfen.«
»Okay. Gut. Und du bist Ralph Bellamy in Mein Mädchen für besondere Fälle , ein netter, verlässlicher Mann.« Mal sehen, wie dir das gefällt, besagte ihr Tonfall.
»Nein, ich bin nicht Ralph Bellamy, sondern Cary Grant. Hör mir gefälligst zu, Frau!«
»Wenn du Cary Grant bist - warum liegst du dann mit Celeste Holm im Bett?«
»Weil ich klüger geworden bin. Wahrscheinlich hat sich Katharine Hepburn als Nervensäge entpuppt.«
»Aber der Sex war fantastisch. Was man von uns nicht behaupten kann.«
»Oh, ich hatte meinen Spaß«, entgegnete Davy sanft. »Und da ich schon mal hier bin, würde ich’s gern noch mal versuchen. Was hältst du davon?«
»Oh ja! Plötzlich verspüre ich den überwältigenden Drang zu schreien: ›Vergewaltige mich, Ralph!‹«
»War nur ein Angebot.«
»Besten Dank, nein. Wir würden Steve stören. Gute Nacht, Ralph.«
»Gute Nacht, Celeste. Hoffentlich weißt du, was dir entgeht.«
Tilda kehrte ihm den Rücken, und Steve rollte sich zwischen ihnen zusammen. Eine Zeit lang lagen sie reglos im Mondschein, bis Davy sie seufzen hörte. »Wenn du neben mir nicht schlafen kannst, gehe ich runter«, schlug er vor, von Gewissensbissen geplagt. »Inzwischen müssten die beiden fertig sein.«
»Da kennst du Louise schlecht«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. »Das ist schon okay. Bleib hier.«
Davy starrte die Dachfenster an und nahm sich fest vor, Simon zu erwürgen.
Nach einer Weile drehte sich Tilda zu ihm um, das Gesicht weiß im sanften Licht, das sich in ihren unbeschreiblichen Augen spiegelte. »Es war meine Schuld.«
»Was? Simon?«
»Nein, ich meine den lausigen Sex.« Auf einen Ellbogen gestützt, blickte sie ihn an. Unter ihrem T-Shirt bewegte sich alles, und plötzlich verflog auch der letzte Rest seines Grolls.
»Klar, es sieht so aus, als hätte ich immer alles unter Kontrolle«, fuhr sie mit ernster, leiser Stimme fort. »Aber das stimmt nicht. Nur Heuchelei. Ich bin die geborene Fälscherin.«
»Zu gar nichts bist du geboren, Matilda. Du tust, was du tust, weil du immer du selbst bist. Wenn du Lust auf wilden Sex hast, gib mir Bescheid. In der Zwischenzeit leg dich hin und hör auf, dich unter diesem T-Shirt zu bewegen.«
»Nichts für ungut«, murmelte sie, schlüpfte wieder unter die Decke und beunruhigte damit den Hund.
Mich beunruhigt sie auch, Steve, dachte Davy. In dieser Nacht werde ich wohl kaum einschlafen... Vielleicht sollte er Schäfchen zählen. Oder Gemälde. Davon gab’s hier eine ganze Menge. »Tilda?«
»Ja?« Sie drehte sich wieder zu ihm.
»Diese Scarlet-Hodge-Bilder. Wie viele gibt’s davon?«
»Sechs...«, antwortete sie zögernd.
»Also könnte ich noch dreimal das Falsche stehlen, bevor ich das Richtige erwische.«
»Würdest du’s denn noch mal versuchen?«, fragte sie und setzte sich auf.
Davy starrte das T-Shirt an. Rund und prall im Mondschein. »Oh ja.«
»Da ich die geschäftlichen Unterlagen habe, können wir rausfinden, wer sie gekauft hat«, erklärte sie eifrig.
Davy riss seinen Blick von ihrem T-Shirt los. »Du willst alle haben?«
»Ja. Das wusste ich vorher nicht. Erst heute Nacht ist es mir klar geworden - ich brauche alle …« Ihre Stimme verebbte, und Davy wappnete sich gegen eine Lüge. »Weil sie fehlerhaft sind. Natürlich ist es zu viel verlangt...«
Während sie sprach, neigte sie sich zu ihm, und der Duft von Zimt und Vanille stieg ihm in die Nase.
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