Verliebt in eine Diebin - Roman
Verbrechen an der Kunst.«
»Wirst du damit aufhören?«
»Nein.« Tildas Brot sprang im Toaster hoch. Mit spitzen Fingern nahm sie es heraus - ganz vorsichtig, um sich nicht zu verbrennen. »Wir müssen eine Hypothek abbezahlen. Deshalb werde ich noch einige Fresken malen.«
»Obwohl du sie hasst... Wie lange wird’s dauern, bis du damit Schluss machen und glücklich sein darfst?«
»Wenn ich alle zwei Wochen eins male?« Tilda bohrte das Palettenmesser in die Erdnussbutter. »Oh, etwa fünfzehn Jahre. Nächstes Jahr ist deine Mom fertig mit der Lehrerausbildung, das wird die Dinge ein bisschen beschleunigen. Und das Double Take läuft ganz gut.«
»In fünfzehn Jahren bist du neunundvierzig.«
»Wie sind wir eigentlich von Burton auf die Wandgemälde gekommen?«
»Also, ich werde mir den richtigen Beruf aussuchen. Ich will nicht irgendwas machen, das mich anwidert, nur damit die Familie was zu essen hat.« Nach einem kurzen Blick auf das Erdnussbutterglas fügte Nadine hinzu: »Natürlich möchte ich die Familie unterstützen. Aber es sollte ein Job sein, den ich wirklich mag.«
»Keine Bange, du musst die Goodnights nicht unterstützen.« Tilda gab ihr einen Erdnussbuttertoast. »Dafür bin ich zuständig.«
»Das kannst du nicht ewig tun. Blicken wir den Tatsachen ins Auge - als Nächste bin ich dran.«
»Nein.« Tina bestrich gerade die zweite Toastscheibe mit Erdnussbutter. Abrupt hielt sie inne. »Nein, du musst nicht …«
»… Mom und Dad und Grandma vor dem Armenhaus bewahren? Wer denn sonst, wenn nicht ich? Das Double Take trägt sich kaum. Allzu viel verdienen Lehrer auch nicht. Seit Grandpas Tod beschäftigt sich Grandma nur noch mit ihren Rätselbüchern. Die Finsters wird sie nicht los. Und bis ich von der High-School abgehe, werden dich die Fresken in den Wahnsinn getrieben haben. Also bleibt’s an mir hängen.«
»Das kriege ich schon hin. Wirklich, Nadine, du musst nicht …«
»Doch - und ich tu’s gern. Aber ich brauche einen Job, der mir Freude macht. Ich will nicht...«
»Was?«
»…so unglücklich werden wie du. Mit vierunddreißig möchte ich immer noch lachen.«
»Ich lache ja.«
»Wann?«
»Letzten Dienstag, als ich Buffy im Bann der Dämonen gesehen habe.« Tilda kümmerte sich wieder um ihren Toast. »Da habe ich regelrecht gegluckst vor Lachen, daran erinnere ich mich ganz genau.«
»Ich würde gern singen. Und Burtons Band ist gut. Das sagt sogar Dad, obwohl er Burton nicht ausstehen kann. Und der Junge mag mich. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit...«
»Hast du dir Burton angelacht, weil du als Sängerin Geld verdienen willst?« Seufzend nahm Tilda ihr Saftglas und den Teller mit dem Toast. »Hör mal, ich muss jetzt runtergehen und mich auf das neue Wandgemälde vorbereiten. Das ist nächste Woche dran. Würdest du inzwischen auf Steve aufpassen?«
»Klar, er kann mir beim Anziehen zuschauen.«
»Mach die Augen zu, Steve. Oh, Nadine - wenn du Davy siehst, sag ihm, die Notizen über die restlichen Bilder liegen in der obersten Schreibtischschublade.«
»Okay. Welche restlichen Bilder?«
»Das willst du gar nicht wissen.« Tilda ging zur Kellertür und balancierte das Glas auf ihrem Teller. »Übrigens, Nadine, ich bin nicht unglücklich.«
»Natürlich nicht«, stimmte das Mädchen gönnerhaft zu.
8
Tilda schaltete das Licht im Studio ihres Vaters ein. Zum ersten Mal fiel ihr der grelle, sterile Glanz der weißen Wände und Schränke auf. Davy hatte ihr weißes Schlafzimmer mit einem »Tiefkühllager« verglichen. Als sie sich im blitzsauberen Studio umsah, verstand sie, was er meinte. Monochromatisches Weiß bot einen wundervollen Hintergrund für Gemälde. Für
leere Räume eignete es sich weniger gut. Vielleicht sollte sie sich eine Woche freinehmen und einen Dschungel auf die Wände ihres Dachbodens und das Bettgestell malen - üppige grüne Blätter und Ranken. Diesmal ohne Adam und Eva, die waren viel zu kitschig. Stattdessen würde sie einen Dschungel malen, in dem Steve sich verstecken konnte.
Dann verdrängte sie den Gedanken. In den nächsten Jahren durfte sie sich keine einzige Urlaubswoche gönnen. Und wenn sie’s tat, würde sie keinen Dschungel malen. Das waren Kindereien. Für Nadine wäre das ein geeigneter Zeitvertreib. Nein, sie würde den Dachboden in hübschem Hellblau streichen, die Zimmerdecke vielleicht mit ein paar Sternen verzieren, die Wände mit Wolken - und im Himmel schlafen …
Lächerlich. Geh endlich an die Arbeit,
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