Verliebt in eine Diebin - Roman
ein schmerzloser Dentist. Das ist sehr wichtig. In solchen Dingen sind die Goodnights praktisch veranlagt.«
»Ja, das sehe ich.« Davy warf einen kurzen Blick auf die Fotos von den Rayons und dem Double Take. Dann öffnete
er die Schublade und fand mit einem Band zusammengebundene Karteikarten. Auf der obersten stand: »Scarlet Hodge.«
Nadine stellte das Glas auf den Tisch. »Wie Grandma zu sagen pflegt - man darf Flair nicht mit einer unpraktischen Lebensweise verwechseln.« Ernsthaft schaute sie ihn an. »Da gibt’s einen gewaltigen Unterschied.«
»Tatsächlich?« Davy ergriff die Karten und schloss die Schublade. »Also bist du eine 40-Jährige, die sich als 16-Jährige verkleidet.«
»Nein, ein freier Geist. Beurteilen Sie mich nicht nach konventionellen Maßstäben.«
»Sicher, das wäre ein Fehler.« Er steckte die Karten in die Tasche seines Hemds und kostete den Saft. Süß, mit einem besonderen Kick, wie Tilda.
Andrew kam herein und nickte Davy zu, ohne sein Missfallen zu verbergen. »Wann hast du deinen Termin, Nadine?«, fragte er und stellte eine Einkaufstüte vom Bäcker auf den Tisch.
»In einer halben Stunde. Ich gehe zu Fuß hin. Frische Luft. Sehr gesund.«
»Hübsche Lucy«, bemerkte er und zeigte auf das Kleid.
»Danke.« Strahlend lächelte sie ihn an.
Was für ein guter Dad, dachte Davy.
»Willst du heute Abend mit mir das Peggy-Lee-Medley proben?«, schlug Andrew vor.
»Nein.« Nadine entwickelte plötzlich ein heftiges Interesse für die Zimmerdecke.
»Wieder ein Rendezvous mit dem Doughnut?« Kopfschüttelnd wandte er sich zu Davy. »Warten Sie, bis Sie eine Tochter haben, die Jungs nach Hause bringt. Dann werden Sie sich nur noch fragen: ›Was habe ich falsch gemacht?‹«
Vielleicht lag’s an der Marilyn-Verkleidung, überlegte Davy und schämte sich dafür, obwohl ihm Andrew einen betont
geduldigen Blick zuwarf. »Gar nichts haben Sie falsch gemacht«, beteuerte er, »sie ist ein fabelhaftes Mädchen.«
»Warten Sie nur, bis Sie den Doughnut kennen lernen.«
»Meinen Sie Burton?«, fragte Davy, und Andrew nickte. »Den habe ich schon getroffen. Mein Beileid.«
»Iss einen gesunden Vollkorntoast«, riet Andrew seiner Tochter im Hinausgehen. »Du brauchst Ballaststoffe.«
»Tante Tilda hat vorhin einen Toast für mich gemacht. Und er ist kein Doughnut!«, rief sie dem Rücken ihres Vaters nach. Zum ersten Mal, seit Davy sie kannte, benahm sie sich wie ein Teenager.
»Doughnut?«, fragte Davy.
Seufzend öffnete Nadine den Schrank und nahm einen Laib Vollkornbrot heraus. »Laut Grandma gibt’s zwei Arten von Männern auf der Welt - Doughnuts und Muffins.«
»Ist in deiner Familie irgendjemand normal?«
»Definieren Sie normal.« Nadine schnitt zwei Scheiben Brot ab und steckte sie in Gwens gelben Toaster.
»Schon gut. Also Doughnuts und Muffins.«
»Doughnuts sind die Jungs, die man anschmachtet«, erklärte Nadine und holte das Erdnussbutterglas aus dem Schrank. »Ganz fantastisch und knusprig, mit Schokoladenglasur. Wenn man einen sieht, muss man ihn haben. Und wenn man ihn nicht kriegt, denkt man den ganzen Tag dran. Dann läuft man extra zurück, um ihn sich zu holen. Eben weil er ein Doughnut ist.«
»Röstest du mir auch zwei Scheiben, wenn deine Brote fertig sind?«, bat Davy, von plötzlichem Heißhunger erfasst.
Nadine schob die Einkaufstüte zu ihm hinüber. »Da drin sind Muffins mit Ananas und Orange.«
»Schwärmt ihr für Orange und Ananas?« Davy zog einen Muffin hervor.
»Fürs Würzige. Wir mögen’s pikant.«
»Das habe ich schon gemerkt. Also auf Doughnuts ist man scharf.«
»Genau. Muffins dagegen sitzen einfach nur schwerfällig rum. Furchtbare Langweiler. Die sehen alle gleich aus. Und haben keine Schokoladenglasur.«
Davy musterte seinen Muffin. Goldbraun, kein bisschen langweilig. Achselzuckend biss er hinein. Würzig.
»Und obwohl Muffins köstlich schmecken können, besonders die mit Ananas, sind sie keine Doughnuts.«
»Offenbar sind nur Doughnuts cool«, erwiderte Davy im Plauderton.
»Ja - die erste Nacht.« Nadines Brotscheiben sprangen aus dem Toaster, in den sie zwei für Davy steckte. Dann bestrich sie ihre Toasts fingerdick mit Erdnussbutter. »Aber am nächsten Morgen sind sie nicht mehr knusprig, die Glasur ist klebrig geworden, und sie schmecken grässlich. Einen Doughnut kann man nicht über Nacht aufheben.«
»Ah - aber einen Muffin...«
»Der schmeckt am nächsten Tag sogar noch besser. Muffins kann man auf
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