Verliebt in eine Diebin - Roman
und dachte: Eines Tages werde ich sterben und mein Körper wird das alles weitermachen, und niemand wird etwas bemerken.
Zu ihrer Rechten schien die Sonne durch die gesprungene Schaufensterscheibe herein und an der Decke tanzte die gelockerte
Blechfliese lautlos im Luftzug der Klimaanlage, während die Shirelles »I Met Him On A Sunday« sangen. Sie sollte Simon auf die gesprungene Glasscheibe hinweisen. Der hatte den Unterhaltungswert von Columbus offenbar ausgeschöpft, seit Louise verschwunden war, und wanderte nun im Haus umher und notierte, welche Sicherheitsvorkehrungen man verbessern müsste. »Dieses Gebäude ist der Wunschtraum aller Einbrecher«, hatte er behauptet.
»Und was sollten sie stehlen?«, hatte sie gefragt und auf die Finsters gezeigt.
Auch Davy war seit zwei Tagen schlecht gelaunt, was an seinem gestohlenen Geld oder an Tilda liegen musste. Da war sich Gwen nicht so sicher. Nur eins wusste sie - es verhieß nichts Gutes. »Er ist beim FBI«, schärfte sie Tilda ein, »also mach ihn glücklich - egal, wie.«
»Die Mutter des Jahres bist du sicher nicht«, erwiderte Tilda.
Stundenlang spielte er in irgendwelchen Kneipen Billard, mit Leuten, die tiefe Taschen hatten. »Damit könnten Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen«, schlug Gwen eines Abend vor, als er nach Hause kam und ihr noch mehr Muffin-Geld gab.
»Dann würde es keinen Spaß mehr machen«, erklärte er und stieg die Treppe zu Tildas Zimmer hinauf.
Und Ford, der ihr täglich Pina Coladas brachte, ohne die Miene zu verziehen... Allerdings blieb er manchmal stehen, um über die Galerie zu reden. Dass er so viel über Gwens Leben wissen wollte, schmeichelte ihr. Aber es gab so wenig zu erzählen, und das bedrückte sie. Die Pina Coladas halfen ihr über die Scham hinweg. Inzwischen besaß sie vier Schirmchen - rosa, blau, grün und gelb. Die verwahrte sie im Bleistiftständer, damit sie sie immer sehen konnte, denn sie glaubte, näher würde sie wohl niemals mehr an blaues Wasser und weißen Sand herankommen.
Wie erbärmlich, dachte sie, und das erinnerte sie an Mason, der am Montag und am Dienstag angerufen hatte, um ihr für den Lunch zu danken und wehmütig über die Galerie zu plaudern. Offenbar arbeitete er auf eine Frage hin, die er ihr stellen wollte, und mittlerweile ahnte sie, was er anstrebte - er plante, die Galerie zu kaufen. Heiliger Himmel, sagte sie sich. Aber es war unmöglich, und deshalb hielt sie’s für sinnlos, auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Wenigstens erlebte sie neuerdings etwas mehr. Statt sich jeden Tag auf ein Double-Crostic zu freuen, freute sie sich jetzt auf ein Double-Crostic, ein Telefongespräch mit Mason und ein Papierschirmchen von Ford. »Wow«, murmelte sie und öffnete das Rätselbuch, »wahnsinnig aufregend.«
Bis Mittag hatte sie »geschmeidig« für »schlangenartig« eingetragen, »rationalisierbar« für »überflüssig«, »einwickeln« für »in Binden hüllen« (einhüllen), und sie fühlte sich etwas besser. Natürlich war jeder, der »Spaßmeierei« statt »witzige Apparaturen« sagte, eindeutig verrückt. Aber das interessierte die Rätselmacher nicht. Und sie ärgerte sich immer noch über den Blödsinn, »toffee« mit »y« zu schreiben...
»Grandma?«
Sie blickte auf und sah eine ernsthafte Nadine vor der Theke stehen, mit Ethan an ihrer Seite. »Ich dachte, du malst mit Tilda zusammen das Wandgemälde.«
»Ich habe gestern geholfen, den Untergrund aufzutragen, und das war so langweilig, dass ich nun doch keine Freskenmalerin werden will.«
»Gute Idee. Und jetzt?«
Nadine sah Ethan an. »Also - Ethan und ich machen uns Sorgen. Wegen deines neuen Mieters, Mr. Brown.«
»Warum?«
»Weil Tante Tilda gesagt hat, das sei ein falscher Name.«
»Da wollte sie nur scherzen.« Gwen beugte sich wieder über ihr Rätsel.
»Das glaube ich nicht. Ethan und ich haben sein Telefon angezapft.«
Ruckartig hob Gwen den Kopf. »Nadine!«
» Das ist schon okay, Mrs. Goodnight«, versicherte Ethan, »wir haben das Telefon nicht beschädigt.«
»Und es war ganz einfach«, sagte Nadine. »Vielleicht werde ich Detektivin.«
»Ihr werdet im Knast landen«, seufzte Gwen. »So was ist illegal. Hört sofort damit auf!«
» Uns wird niemand verhaften«, betonte ihre Enkelin. »Nach allem, was wir rausgefunden haben...«
»Was denn?« Gwen wollte es eigentlich gar nicht wissen. Die kleinen Schirme gefielen ihr. Und die Pina Coladas schmeckten köstlich.
»Mr. Brown
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