Verliebt in eine Gottin
Schokoriegel bleiben lassen«, meinte Mina wegwerfend.
»Wer rennt schon bewundernd hinter einer fetten Kuh her?«
Der Raum knisterte vor Zorn, als Kammani sie mit einem Blick buchstäblich erstarren ließ – Minas Augen quollen noch weiter hervor, als ihr bewusst wurde, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
»Du solltest nicht vergessen«, flüsterte Kammani ihr zu, »dass ich eine wirkliche Göttin bin. Hast du das vergessen, Mina?«
Die Furcht in den Augen des Mädchens war deutlich, aber nicht mehr so stark wie beim ersten Mal.
Sie weiß, dass ich ihr nichts antun werde , dachte Kammani, und Sam meinte: »Du kannst sie töten, aber du kannst ihr nicht ihren eigenen Willen nehmen. Sie wird immer denken, was sie denken will. Diesmal ist alles anders. Du kannst hier nicht herrschen.«
»Ich kann überall herrschen«, versetzte Kammani scharf. »Nächsten Samstag, zur Sonnenwende, wirst du zur Opferung zu mir kommen …«
»Nein«, widersprach Sam, und es klang endgültig. »Wenn du uns nach Kamesh zurückbringst und diese Welt hier in Ruhe lässt, dann werde ich dort noch ein letztes Mal für dich bluten und sterben, um die Welt dort und hier zu retten. Wenn du nicht zurückgehst, werde ich die Jahre, die mir bleiben, mit Shar zusammen verleben.«
Ich weiß nicht, wie ich nach Kamesh zurückkehren kann , dachte Kammani, dann wurde ihr bewusst, dass sie es nicht tun würde, selbst wenn sie könnte. In Kamesh gab es keine Limonade, keine Kühlschränke, keine Klosetts mit Wasserspülung, kein Fernsehen, das ihr Millionen von Anbetern verschaffen würde …
»Nein«, entgegnete sie. »Du darfst nicht deine eigene Sterblichkeit akzeptieren. Bei Sonnenwende wirst du ein Mensch, und wenn ich nicht eingreife, wirst du für immer ein Sterblicher, wenn du hierbleibst.«
Er schüttelte den Kopf. »Auch wenn wir für die Opferung nach Kamesh zurückkehren: Ich werde hier wiederauferstehen. Ich gehöre jetzt hierher.«
Er wandte sich ab und entfernte sich von ihr, und sie schrie ihm nach: »Sei doch kein Dummkopf! Ich werde dich nie wieder auferstehen lassen .«
Er wandte sich an der Tür zu ihr um und lächelte in dem gedämpften Licht des Tempels, selbstsicher wie ein Gott, der er ja auch war. »Ich werde wiederauferstehen.«
» Nicht ohne mich! «, kreischte Kammani. » Du kannst nicht ohne mich wiederkommen .«
»Für dich werde ich bluten, aber für sie werde ich wiederkommen«, erklärte Sam und verschwand, und Kammani ließ sich auf die Kante des Altarpodests sinken, hastig atmend vor Ärger und Anstrengung, und dachte: Verflucht, verflucht, verflucht .
Umma tapste heran. »Mina«, sagte sie.
»Was?«, fuhr Kammani auf und starrte die kleine Hündin an. »Ach so.« Sie erlöste Mina aus ihrer Starre.
Mina entspannte sich, streckte sich ein wenig, vorsichtig, aber keineswegs eingeschüchtert. »Er verdient es zu sterben.«
»Ja, und das wird er auch, am Samstag«, schnarrte Kammani.
»Ich glaube nicht, dass er zu der Opferung erscheinen wird«, meinte Mina ungeduldig. »Er ist jetzt ein Teil dieser Welt. Hier werden sowieso die meisten Männer, die so gut aussehen wie er, wie Götter behandelt, also passt er gut hierher.« Sie beugte sich vor. »Du könntest das auch. Du bist wunderschön, und schon allein deswegen würden die Leute dir hinterherrennen. Wenn du nur mit diesen Bienenschwärmen und Plagen aufhören würdest …«
Mina setzte ihren Monolog fort, und Kammani dachte daran, sie wieder einzufrieren, diesmal für immer, aber sie hatte schon jetzt zu wenige Priesterinnen, und sie brauchte die Worthams noch. Außerdem wusste Mina wahrscheinlich, wie sie dieses verdammte Übergewicht wieder loswerden konnte. Hölle und Teufel.
Aber das Hauptproblem: Was würde Sam veranlassen, zum Tempel zu kommen, um geopfert zu werden?
Sharrat .
Was würde Shar und die anderen hierherbringen?
»Ich brauche die Drei«, sagte sie zu Mina.
»Die sind alle ziemlich sauer wegen der Plage«, erklärte Mina. »Eine von Gens kleinen Kusinen ist sehr krank.«
Kammanis Gesicht leuchtete auf. »Tödlich krank?«
»Nein«, erwiderte Mina. »Das sind doch bloß die Masern . Die haben wir im Griff.«
Kammani betrachtete sie mit finsterer Miene und sah dann näher hin. »Du bist nass.«
»Es regnet.« Mina strich die verdammte Kostümjacke glatt. »Es war nicht einmal Regen angekündigt, aber irgendwie geht in letzter Zeit alles schief.« Sie unterbrach sich und blickte Kammani prüfend an. »Du hast doch wohl
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