Verliebt in eine Gottin
gemischt?«
»Das ist doch zumindest einen Gedanken wert, oder? Ich meine, Hunde sprechen hören und so?« Daisy stellte den Laptop ab und nahm sich einen Keks aus dem angebotenen Beutel. Sie biss hinein, und die Aromastoffe breiteten sich in ihrem Mund in kleinen, zuckersüßen Explosionen aus – Honig und Butter und ein Hauch von Exotik. »Oh mein Gott , Abby. Die schmecken ja köstlich.«
Auch Shar nahm sich einen Keks. »Tja, hat sich bei euch sonst noch etwas Interessantes ereignet? Seit gestern Abend?«
»Nein.« Abbys Stimme klang wachsam. »Sollte da was passieren?«
Shar seufzte. »Gestern Abend ist in meinem Schlafzimmer ein Gott zum Leben erwacht.«
»Ha«, machte Abby. »Ich hab nur einen meckernden Matheprofessor abgekriegt.«
»Das war nicht bildlich gesprochen«, entgegnete Shar. »Gestern Abend ist am Fußende meines Bettes in einem Blitz von goldenem Licht ganz aus dem Nichts heraus ein Gott erschienen. Schaut her.«
Sie ging wieder zu der Rückwand und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf eine männliche Figur direkt neben der Göttin in der Mitte, und Abby folgte ihr.
»Oooh!«, rief sie aus. »Wer ist das?«
»Er ist dort an der Wand?« Daisy, die noch immer an dem Schloss des Laptops fummelte, nahm ihn kurzerhand mit und warf ebenfalls einen Blick auf die Wand.
Shar nahm sich noch einen Keks aus Abbys Beutel. »Das ist Samu-la-el.« Sie starrte das Relief an. »Er erstand vor meinen Augen und erklärte mir, er suche Kammani, und da habe ich ihn nach L.A. geschickt, damit er sie nicht findet. Die Sache ist die: Entweder sind Sam und Kammani die abgefeimtesten Schwindler diesseits des Euphrat, oder sie ist wirklich die Göttin Kammani, und er ist wirklich der alte Gott-König Samu-la-el.«
»Sie sind es wirklich«, sagte Wolfie von unten, und Bailey hopste in die Höhe und bellte: »Wirklich!«
»Dann sollten wir lieber herausfinden, was sie vorhaben.« Shar biss in ihren Keks und starrte weiter den Gott an.
»Ja!«, stimmte Daisy zu, und in diesem Augenblick gab das Schloss des Laptops nach.
»Was ist das?«, fragte Shar.
»Kammanis Laptop«, antwortete Daisy und drückte auf den Einschaltknopf. »Und ihre teuflischen Pläne stehen hundertprozentig alle in dem Ordner für temporäre Dateien.« Sie warf Abby einen Blick zu. »Niemand denkt daran, diesen Ordner je zu löschen.«
Abby biss in einen Keks, und Shar drehte den Laptop und
betrachtete den Schädel und die gekreuzten Knochen auf der Rückseite.
»Das ist Minas Computer. Sie hat ihn immer bei den Seminaren dabei.«
»Tja, jetzt steht er hier. Vielleicht hat Kammani ihn gestohlen, oder Mina kriecht ihr in den Arsch. Sie ist doch, ehrlich gesagt, eine Arschkriecher-Type.« Daisy brachte den Laptop zum Altar zurück. Er bootete bis zu einer Passwort-Maske. »Mist. Was meint ihr, welches Passwort sie wohl hat?«
Shar zuckte die Achseln und wandte sich wieder ihrer Wand zu. »Ich weiß nicht. SchnitterTod666?«
Daisy versuchte es. »Nöö.«
»Mach dich nicht verrückt damit«. Shar machte eine weitere Aufnahme von der Wand. »Da drin sind die Antworten bestimmt nicht.«
Daisy entgegnete ärgerlich: »Hör mal, Computer sind etwas Reales. Göttinnen nicht. Deswegen lautet meine Theorie immer noch – Betrüger.«
»Sam brannte heute Morgen ein Loch in die Stirn von jemandem«, sagte Shar. »Mit seinem Finger. Ich halte ihn nicht für einen Schwindler.«
»Da haben wir einen Laptop auf einem Altar. Götter brauchen keine Technologie.« Daisy tippte mit den Fingern auf den Stein und starrte auf die dumme Passwort-Maske. »Ich bleibe bei den Betrügern.«
»Können wir das bei mir zuhause diskutieren?«, mischte Abby sich ein. »Mein Teig geht in die Höhe. Und ich will hier raus.«
Daisy gab versuchsweise Wörter ein. Tod. Rigor mortis. Zersetzung . Nichts. »Verdammt. Ach … verdammt noch mal .« Wieder schlug sie auf die Tasten; ohne Erfolg. »Ich hasse diese blöde Kuh.«
»Ihr müsst euch das hier mal ansehen!«, rief Shar. Sie deutete auf die ersten beiden Figuren des Reliefs. »Erinnert euch das an jemanden?«
Auch Daisy ging hinüber und betrachtete die beiden rundlichen, hirnlos wirkenden Gesichter. »Sehen aus wie Gen und Bun, Version 1.0.«
Abby blickte ihr über die Schulter. »Steht da neben ihnen in diesen Hieroglyphen so was wie ›Oh mein Gooott‹?«
»Nein«, erwiderte Shar. »Da steht ›Fruchtbarkeit‹ und ›Geburt‹.«
»Na ja, dann sehen sie eben aus wie Gen und Bun, na und?…«
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