Verliebt in eine Gottin
einmal einen Tag der offenen Tür, und meine Mutter nahm mich mit und zeigte es mir.« Sie blickte zu Kammani auf. »Ist das wichtig?«
» Ja «, erwiderte Kammani und wünschte, sie könnte jemanden vernichten. Es löste endlich das Rätsel, wo der Rest ihres Tempels geblieben war und warum Samu-la-el nicht zu ihr in den Altarraum gekommen war. Er war sicherlich wie sonst in dem obersten Stock des Tempels auferstanden, hatte Sharrat erblickt und war dort geblieben, um sein Glück zu versuchen.
»Ich habe dein Symbol an meine Schlafzimmerwand gemalt«, betonte Mina. » Ich selbst habe es gemalt. Frau Professor Summer kennt dich nicht, aber ich habe seit meiner Geburt auf dich gewartet.«
Kammani fühlte sich … sie suchte nach dem passenden Wort … traurig. Nein, verloren. Nein, hoffnungslos … Nein das war es auch nicht.
Sie seufzte. Mina gehörte ihr, und Bon und Gen würden ihren Befehlen gehorchen, aber das war nicht genug. Samu-la-el war bei Sharrat auferstanden, nicht bei ihr, und niemand versammelte
sich, um sie anzubeten, abgesehen von den Worthams, die zwar eine große Familie waren, nicht aber in die Tausende gingen, nicht so viele an der Zahl waren wie die, die ihren Namen gerufen hatten, um sie auferstehen zu lassen. Sie brauchte diese Tausende …
Mina packte Umma und zerrte sie unter Kammanis Stuhl hervor.
Umma kläffte: »Lass mich los, du Schwachsinnige!«, und sträubte sich, bis Bikka ihr zubrummelte: »Ist schon gut.«
»Ich bin deine treueste Priesterin«, erklärte Mina und ließ Sonnenschutzlotion auf Umma tropfen.
Kammani dachte wieder an die Drei. Wenn sie sie bei sich hätte … »Hat denn keine der Drei eine Familie, Kinder?«
»Nein.« Sorgfältig massierte Mina die Lotion in Ummas Haut. »Sie sind nichts als Kinder, und sie sind alle die Letzten in ihren Familien.« Sie lächelte über den kleinen Kopf des Hundes hinweg. »In der Familie Wortham gibt es viele Nachkommen. Wir sind stark.«
Welch Glück , dachte Kammani. Viele Minas .
Sie musste die Drei bekommen. »Was tun sie? Und was sind ihre Lebensträume?«
Mina verdrehte die Augen. »Ein Kaffeehaus führen, Websites schreiben und Geschichte lehren. Sie haben keine Träume.« Ihre Stimme klang belegt vor Verachtung. »Sie sind … einfach da.« Sie ließ Umma los, die sich wieder unter Kammanis Stuhl verkroch, ebenfalls in eine Duftwolke von Kokosnuss gehüllt. » Ich dagegen …«
»Frau Professor Summer möchte das Buch ihrer Großmutter zu Ende bringen«, erklang plötzlich Gens Stimme neben ihnen, und Kammani schrak auf, überrascht, dass Gen ihnen zugehört hatte. »Sie spricht von nichts anderem, wenn sie nicht unterrichtet. ›Dieses verdammte Buch‹, sagt sie.« Gen tätschelte ihren kleinen Foxterrier. »Kann das so schwer sein, ein Buch zu Ende zu bringen?«
»Du hast nicht mal dein Arbeitspapier für ihr Seminar zu Ende geschrieben«, kicherte Bun.
»Das ist was anderes«, erwiderte Gen und kicherte ebenfalls. »Ich war immer von anderen Dingen abgelenkt .«
»Von Jungs «, verbesserte Bun und stieß sie in die Seite.
»Ja, klar, aber ich glaube nicht, dass Frau Professor Summer an Jungs denkt«, meinte Gen, und beide bogen sich in einem Lachanfall.
»Warum nicht?«, fragte Kammani.
Bun und Gen kicherten noch lauter.
»Sie ist schon alt«, antwortete Mina und zog Kammanis Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Sie ist schon fast fünfzig . Die Tage, die ihr noch bleiben, um dir zu dienen, sind gezählt, ich aber bin …«
»Ich bin mehr als viertausend Jahre alt«, entgegnete Kammani.
»Ja, aber du bist eine Göttin«, erwiderte Mina und neigte ihren Kopf. »Du bist für immer und ewig jung.«
»Ich lebe immer und ewig«, versetzte Kammani. »Jung sein hat nichts damit zu tun.«
Mina lehnte sich zurück. »Nun ja, und was hast du geplant? Dann kann ich …«
»Geplant?« Kammani runzelte die Brauen. »Meine Priesterinnen werden in vier Tagen zum Tempel zurückkehren und ihr Schicksal erkennen, und dann werden wir alle Menschen dieser Welt zusammenholen, die mich zu sich gerufen haben.«
»Genau«, stimmte Mina zu. »Und wie holen wir die Menschen zusammen?«
»Sie riefen mich«, erwiderte Kammani ärgerlich. »Ich bin ihre Göttin. Sie müssen kommen. Sie sind dazu geboren, mir zu dienen.«
»Tja, das hat sich geändert«, meinte Mina. »Die Menschen leben nicht mehr, um zu dienen. Sie haben jetzt einen freien Willen.«
Kammani runzelte wieder die Brauen. »Was?«
»Durch den freien Willen hat
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