Verliebt in eine Gottin
Straßenseite flutete nun, nachdem Daisy sie geputzt hatte, das Sonnenlicht herein, und die Decken waren hoch und …
»Mir gefällt’s hier«, bellte Wolfie.
Bailey machte einen Luftsprung und blaffte: »Gefällt’s hier!«, und Abby kam aus der Küche, um nachzusehen, was da vor sich ging.
»Ich versuche, mir eine rationale Erklärung für Kammanis Erscheinen und die sprechenden Hunde auszudenken«, sagte Shar, während sie sich bückte, um den nächsten Stuhl zu entstauben. »Und da fällt mir nur Betrug oder Täuschung oder dämonische Besessenheit ein …« Aber das Basrelief ist echt. Und ich habe gesehen, wie Sam Ray strafte …
Die Tür zur Straße wurde geöffnet, und ein Mann in einer Windjacke trat ein.
Daisy eilte hinüber, um ihn aufzuhalten. »Wir haben geschlossen!«, rief sie und trat ihm in den Weg. »Wir öffnen erst um sieben.«
»Hier drin riecht es so gut«, sagte er. »Wie Butterplätzchen, nur …«
»Wir haben geschlossen .« Daisy schob ihn zur Tür hinaus und drehte den Schlüssel um. Während sie sich abwandte, erspähte Shar draußen eine Frau in grauer Strickjacke und Tweedrock, die stehen blieb, um mit dem Windjacken-Mann zu sprechen. Dann kam hinter ihr ein Typ in einer Jacke mit Flicken an den Ellbogen zum Stehen, und sie drehte sich zu ihm um und lächelte errötend; und schließlich reihte sich auch noch ein Junge mit Baseball-Kappe ein, der ein ungeduldiges Gesicht machte.
»Was haben diese Leute nur?«, fragte Daisy. »Was wollen die alle?«
»Ist mir egal«, versetzte Shar und ließ das Staubtuch sinken, mit dem sie die Stuhlsitze gesäubert hatte. »Ich will lieber wissen, was Kammani vorhat und wie sie das alles bewerkstelligt. Eine einfache, vernünftige, nicht übernatürliche Erklärung …« Sie nahm sich einen Keks vom Ladentisch und biss hinein. Eigentlich sollte sie lieber dem Kaffeehaus fernbleiben, denn in Abbys Nähe schien sie immer hungrig zu sein. Sie nahm noch einen Bissen – buttrig und leicht und himmlisch – und dachte an Sam, der da groß und breitschultrig und bronzefarben und mit dunklen Augen …
Ich hätte Sam nicht fortschicken sollen. Ich will ihn zurückhaben .
Wieder biss sie ab, kaute schneller und dachte an die krausen Locken auf seiner Stirn, erinnerte sich an die Andeutung von ebenfalls krausem Brusthaar in seinem Hemdausschnitt, und ihre Fantasievorstellung bewegte sich abwärts …
Ich will Sam .
Shar nahm den nächsten Bissen, bevor sie auch nur hinuntergeschluckt hatte, hielt dann inne und betrachtete den Keks verwirrt.
»Was ist los?«, fragte Daisy. »Du staubst ja gar keine Stühle mehr ab.«
»Es war alles in Ordnung mit mir, bevor ich diesen verdammten Keks gegessen habe.« Shar legte das restliche Stückchen auf den Ladentisch. Dann holte sie ihren Laptop aus der Aktentasche, öffnete ihn und lud die Bilder auf dem Handy von dem Basrelief auf den Bildschirm.
»Was für ein Keks?«, fragte Daisy und kam näher. »Ist da ein Keks in deinem Laptop?«
»Ich habe auf dem Relief die Inschrift neben Abbys Urvorfahrin gelesen, und es bedeutete ›Hunger‹.«
»Da hast du den Salat«, sagte Daisy zu Abby. »Du bist die Priesterin des Hungers.«
»Ich?« Abby machte große Augen.
»Deine Urvorfahrin war es«, verbesserte Shar und griff geistesabwesend nach dem Rest ihres Kekses. »Und immer wenn ich bei dir bin, habe ich Hunger.« Sie schob den Keks in den Mund und kaute, und sofort erschien Sam vor ihrem geistigen Auge, diesmal ohne Hemd. Sie starrte Abby an. »Gib mir bitte keine von deinen Keksen mehr.«
»Na gut«, meinte Abby und blinzelte sie verwirrt an.
»Wo ist meine Inschrift?«, fragte Daisy und beugte sich näher zum Bildschirm.
»Gleich hier«, antwortete Shar und versuchte, die Zeichen
zu entziffern. »Sie bedeutet so was wie einen Haufen Action, Chaos oder so ähnlich.«
Daisy nahm sich noch einen Keks. »Ach, das beunruhigt mich gar nicht. Und wie lautet deine?«
Shar öffnete das Sharrat-Foto. »Ende, beenden …«
»Was? Wie der Tod?«, rief Daisy erschrocken aus.
»Nein, das ist Mina.« Shar lud alle Fotos und änderte ihre Größe, so dass sie alle sieben auf dem Bildschirm aufgereiht waren. »Ich glaube, jede Priesterin stellt grundlegende Eigenschaften der menschlichen Existenz dar. Zum Beispiel diese beiden Teenager, Bun und Gen. Die eine Urvorfahrin war die Fruchtbarkeit, also hat sie sich wahrscheinlich um die Leute gekümmert, die Kinder kriegen wollten. Die der anderen …«
»Bun«, warf
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