Verliebt in eine Gottin
kleiner Pekinese Mort flüchtete schwerfällig, wild hechelnd und keuchend.
Kammani beobachtete Mina. Ihre früheren Priesterinnen hätten niemals gewagt, ihr nicht zu gehorchen. In den guten alten Zeiten hatte sie alle sieben um sich gehabt, und kein faules Früchtchen unter ihnen.
Faules Früchtchen ? Sie schüttelte den Kopf. Diese neue Welt und ihre Wörter.
Mina ächzte und rang noch immer nach Luft.
»STEH AUF.«
Mina rappelte sich auf, noch immer schwer keuchend.
»WER BIST DU?«
Mina tat einen langen, zittrigen Atemzug und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich bin … Mina Wortham.«
Kammani nickte. »WENN DU MIR NOCH EINMAL NICHT GEHORCHST, KENNE ICH KEINE GNADE MEHR.« Mina nickte, und ihr Brustkasten hob und senkte sich schwer.
»WENN DU MIR GEHORCHST, WERDE ICH DEINE MACHT STäRKEN.«
In Minas Augen kehrte ein Funken des gierigen Glitzerns zurück.
Kammani trat näher an Mina heran, und Umma kam mit ihr und drückte sich eng an sie, während sie nun in sanftem Ton zu sprechen begann.
»Vergiss das nie, Mina. Du dienst mir . Du hast keinen freien Willen, du hast überhaupt keinen eigenen Willen, denn du bist meine Magd, meine Dienerin, meine Sklavin, und meine Wünsche sind die einzigen Wünsche, die du kennst. Wenn du dich nicht bezähmen kannst, wenn du noch einmal an dich denkst, anstatt an mich, werde ich dir ein Ende setzen und mir aus deiner Familie eine andere erwählen.«
Mina blickte mit einem ärgerlichen Ausdruck in den Augen auf, und Kammani versuchte es mit anderen Worten.
»ICH BIN DIE GöTTIN ALLER DINGE, ICH BRINGE DIESER WELT DAS LEBEN UND DEN TOD, UND ALLE DINGE SIND, WIE ICH SIE WÜNSCHE. VERSTEHST DU?«
Mina nickte.
Sie würde auch nicken, wenn ich sagte: Ich bringe dieser Welt Cola und Kaugummi , dachte Kammani und wunderte sich darüber, was eigentlich Cola und Kaugummi bedeuteten.
Mina stand zitternd vor ihr, und Kammani hatte Mitleid mit ihr.
»Mina, geh jetzt nach Hause und mach deinen Plan, wie meine Anbeter zu meinem Tempel kommen. Du kannst mir morgen davon berichten. Und töte unterwegs nichts und niemanden.«
Mina hob Mort auf und stolperte den Treppenstufen zu, während Kammani die übrigen Studenten auf dem Dach aus ihrer Starre erlöste.
Im letzten Moment blickte Mina zurück. »Ich werde dich nicht enttäuschen, oh meine Göttin, denn ich bin deine Dienerin, der Tod.«
Einige der Sonnenanbeter blickten bei diesen Worten auf, erkannten Mina und widmeten sich kopfschüttelnd wieder den wärmenden Sonnenstrahlen.
Als Mina fort war, blickte Kammani Umma an. »Meine Dienerin, der Tod, lernt sehr langsam.«
»Verrückt«, kommentierte Umma.
Kammani nickte. »Aber die Worthams sind die Einzigen, die an mich glauben. Solange wir die Tausende nicht finden, die mich gerufen haben, ist es allein ihr Glaube, der mich ganz macht …« Erinnerungen an Jahrtausende unfreiwilligen Schlafs unter dem Sand stiegen in ihr auf. Nie wieder. Selbst wenn das hieß, Mina bei sich zu behalten, niemals wieder .
Bikka suchte sich einen Weg zwischen den in der Sonne bratenden
Körpern, um sich zu den beiden zu gesellen. Ihre kleine, weiße Schnauze war orangefarben gepudert.
»Chips«, sagte sie, und Kammani blickte sie mit gerunzelter Stirn an.
Mit einem Seufzer legte Umma sich wieder auf den warmen Steinboden, und Kammani ließ sich in ihrem Gartenstuhl nieder und dachte über ihre Rückkehr zur Macht nach.
Ich brauche die Drei , dachte sie und überlegte kopfschüttelnd, dass sie nie zuvor etwas gebraucht hatte. Etwas gewollt, ja; sich etwas genommen, ja; aber gebraucht …
Während sie ihre Limonadenflasche hob, empfand sie wieder dieses … seltsame neue Gefühl.
»Ich hasse diese Welt«, sagte sie zu Umma und tröstete sich damit, die Beherrschung dieser Welt zu planen.
Um Viertel nach sechs blickte Shar sich im Kaffeehaus um und dachte: Kammani mag vielleicht unsere Gehirne auffressen, aber diese Gaststube sieht zumindest gut aus .
Der Kaffeeladen war innen größer, als es von draußen angesichts der schäbigen, kleinen, lavendelfarbenen Ladenfront den Anschein hatte, denn die Gaststube reichte von den Ladenfenstern aus gut zehn Meter bis zur Rückseite hin. Die Kuchenregale und Ladentische bestanden aus kunterbunt zusammengewürfelten alten, hölzernen Auslage- und Schaukästen, und das Linoleum wölbte sich an den Rändern auf, wobei dem Boden die alten Tapeten von oben herab entgegenkamen. Aber durch die großen Fensterscheiben an der
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