Verliebt in einen Fremden
giggelte sie, mit ihrem langen, perfekt manikürten Zeigefinger vorwurfsvoll auf seine Brust tippend. »Ich sehe dich um sieben, Schätzchen.« Nachdem sie Zack noch einen weiteren Kuss auf die Wange gehaucht hatte, stieg sie, Camille wie Luft behandelnd, in ihren Sportwagen und rauschte die Auffahrt entlang davon.
»Hübsches Auto«, bemerkte Camille noch spitz, bevor sie die Stufen zum Hauptportal hochging. Sie vernahm Zacks gedämpftes Fluchen, als er hinter ihr durch die renovierungsbedürftige Eingangstür stapfte.
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Zack kam erst spät in der Nacht nach Hause. Camille hätte um nichts in der Welt zugegeben, dass sie nicht einschlafen konnte, bis sie endlich das leise schnurrende Motorgeräusch des Lincoln hörte, als er die Auffahrt hinaufglitt.
Was hatten er und Erica bis in die frühen Morgenstunden gemacht? Ihr selbst war der Spaà über die Nähe und Intimität des gemeinsam verbrachten Tages gründlich vergangen über den Anblick der selbstbewussten Erica und die Art, wie diese Frau Zack vor vollendete Tatsachen stellte. Ohne groà nachzudenken hatte er sich bereit erklärt, sie auf eine Party zu begleiten! Und das, nachdem er Camille Augenblicke zuvor mit atemberaubender Hingabe geküsst hatte! Gab er Ericas Forderungen immer so schnell nach? Was hatte er noch zu ihr, Camille, sagen wollen, bevor die Ankunft des silbernen Porsches ihn abgelenkt hatte? Liebte er diese oberflächliche, blöde Kuh etwa? Und wenn nicht, wieso war er dann bis halb vier morgens mit ihr zusammengeblieben?
Diese Ãberlegungen marterten ihr Hirn, bis sie schlieÃlich erschöpft in einen unruhigen Schlaf fiel.
6
Am Sonntagvormittag begleitete Camille Rayburn zum Gottesdienst. Sie saà neben ihm in der Kirchenbank und versuchte krampfhaft, während der Predigt nicht einzunicken. Zack war natürlich nicht mitgekommen, und sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie sich bis zu seiner Rückkehr schlaflos herumgewälzt hatte. Er lag jetzt friedlich schlummernd im Bett, und Camille war hundemüde, weil sie sich wegen seines nächtlichen Dates mit Erica Hazelett den Kopf zerbrochen hatte.
Als sie zurückkehrten, saà Zack im Salon, umgeben von abgedeckten Möbeln, abgeschmirgelten Holzpaneelen und nackten Wänden, an denen noch Tapetenreste klebten. Er hatte sich den einzigen intakten Stuhl genommen und las, die Beine übereinander geschlagen, die Sonntagszeitung, eine Tasse Kaffee neben sich am Boden.
»Guten Morgen«, rief er, als sie aus der Halle zu ihm steuerten. »Setzt euch, wenn ihr noch einen freien Stuhl findet.« Er lachte unbefangen, und Camille wäre ihm liebend gern an die Gurgel gegangen.
»Guten Morgen, mein Junge. Gibt es heute Nachmittag irgendeine gute Footballübertragung im Fernsehen?«, erkundigte sich Rayburn, nachdem er Hut und Mantel in der Halle abgelegt hatte.
»Ja, eine ganze Reihe. Nach dem Mittagessen muss ich noch kurz zur Plantage rausfahren, aber zur zweiten Halbzeit bin ich spätestens zurück.«
»Schön«, strahlte Rayburn, und Camille kam sich plötzlich ausgegrenzt und überflüssig vor in diesem Männerhaushalt. Was machte sie überhaupt hier? Wie hatte sich das Ganze so entwickeln können? Wann hatte sie die Kontrolle über ihr Leben verloren?
Dann traf ihr Blick erstmals an diesem Tag auf Zacks. Sie war schockiert, wie eindringlich er sie fixierte, seine blauen Augen voll unverhohlener Zuneigung.
»Wie gehtâs denn so, Camille?« Sein vertraulicher Ton lieà fast den Eindruck entstehen, als wären sie allein im Zimmer, allein auf der Welt. Er klang sanft und zärtlich weich. Dieser Idiot hatte wirklich Nerven, hier den Einfühlsamen zu spielen, nachdem er bis halb vier morgens mit Erica zusammen gewesen war!
»Ich fühle mich groÃartig«, beteuerte sie strahlend.
Zweifellos bemerkte er ihre Augenringe und die eingefallenen Wangen und konnte sich demnach denken, dass sie schwindelte.
Zack versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken, als er leichthin sagte: »Freut mich für dich.«
Sie kehrte seinem feixenden Gesicht den Rücken und schlenderte zu dem Flügel, der in der anderen Hälfte des Raums stand. Nachdem sie die Schutzhülle abgenommen hatte, setzte sie sich auf die Klavierbank und spielte aus dem Gedächtnis einige Melodien, bis Dearly sie zum Mittagessen rief.
Seit sie auf Bridal Wreath war, wusste
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