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Verliebt in einen Fremden

Verliebt in einen Fremden

Titel: Verliebt in einen Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Magengegend aus, während sie im Laufschritt über die Terrasse düste.
    Das Fliegengitter schnappte blechern hinter ihr zu, als sie in Richtung Küche weiterlief und die Tür wegen der kühlen Witterung rasch hinter sich zuzog. Sie drehte sich um und musste einen entsetzten Aufschrei unterdrücken.
    Rayburn lag auf dem Küchenboden. Er hatte die Augen geschlossen; die sonst von kleinen Fältchen umzogenen Lippen hingen schlaff herunter; das weiße Haar, für gewöhnlich akkurat gekämmt, stand ihm wirr um den Kopf; seine Gesichtshaut hatte eine kränklich-gelbgraue Färbung angenommen. Es sah aus, als hätte er einen Atemstillstand. Simon hatte ihm das Hemd aufgeknöpft, Gürtel und Hose gelöst, nun massierte er Rayburns Herzgegend. Mit den Handballen verabreichte er dem Brustkorb kräftige Stöße in regelmäßigen Intervallen. Dearly stand am Telefon, rang die Hände und weinte.
    Camille erfasste die Situation mit einem Blick und erkundigte sich spontan: »Hat schon jemand den Notarzt angerufen?«
    Â»Ja«, erwiderte Simon, ohne seine Wiederbelebungsversuche zu unterbrechen. »Versuchen Sie schleunigst, Zack zu finden. Er ist auf der Plantage. Fahren Sie direkt mit ihm in die Klinik. Der Krankenwagen wird in ein paar Minuten hier sein. Wir fahren mit – so oder so.«

    Â»Und das Telefon …?«
    Â»Er geht nicht ran.« Simons Stimme klang gefasst, obwohl ihm vor Anstrengung Schweißperlen auf der Stirn standen. Er seufzte erleichtert auf, als Rayburn nach Luft schnappte und er einen schwachen Puls fühlte. »Gott sei Dank«, murmelte er.
    Heimlich schloss sich Camille seinem Dankgebet an, verlor jedoch keine Zeit und rannte zu ihrem Wagen, der neben Zacks Lincoln in der Garage stand.
    Sie sprang hinein und startete. Sobald der Motor lief, steuerte sie das Auto sicher aus der Garage und die Auffahrt hinunter. Wusste sie noch den Weg zur Plantage? Sie musste einfach! Über die Mississippi-Brücke, durch Vidalia und dann nach Norden. Ja, jetzt erinnerte sie sich wieder. Aber wie lange würde sie brauchen und wo sollte sie Zack auf dem Riesengelände suchen? Bitte, lieber Gott, lass mich nicht zu spät kommen! Entschlossen umklammerte sie das Lenkrad und zwang sich zur Ruhe. Nur nicht nervös werden! Sie musste stark sein – für Zack. Das Ganze würde ihn fürchterlich mitnehmen, und sie musste ihm eine Stütze sein, ganz egal, was ihn im Krankenhaus erwartete. Was, wenn Rayburn … Nein! Daran durfte sie gar nicht denken! Immerhin hatte Simon mit seiner Herzmassage Erfolg gehabt. Der Krankenwagen war schon unterwegs gewesen und inzwischen bestimmt eingetroffen. Sicher würde alles getan, damit er die entsprechende medizinische Behandlung bekam.
    Sie überquerte die Brücke und raste durch die Kleinstadt, heilfroh, dass an diesem friedlichen Sonntagnachmittag kaum Verkehr herrschte. Friedlich? Wie schnell konnte es geschehen, dass jemand krank, ein Menschenleben jählings ausgelöscht wurde. Bitte, lieber Gott, lass Rayburn nicht sterben!

    Sie erreichte die Abzweigung zur Plantage schneller als erwartet und bog, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, in die von Bäumen gesäumte Allee. Und nun? Aufs Geratewohl steuerte sie den Wagen zu den Pferdeställen. Weit und breit war niemand, den sie nach Zack hätte fragen können. Gut möglich, dass seine Leute die Footballübertragungen im Fernsehen verfolgten. Konnten sie nicht selbst draußen an der frischen Luft spielen? Es war ungerecht von ihr, trotzdem ärgerte sie sich maßlos über solche Passivsportler. Vor allem in dieser Situation , dachte sie bitter. Okay, ihre Überlegungen entbehrten jeder Logik, halfen ihr aber, nicht ständig an Rayburns leblos daliegenden Körper auf dem Küchenboden zu denken.
    Als sie den alten Pick-up vor einer der Scheunen erspähte, parkte sie ihren Wagen dicht daneben. Sie ließ den Motor laufen, schaltete die Warnblinkanlage ein und rannte zu dem Holztor. Laut Zacks Namen brüllend, lief sie mitten durch die Scheune und stieß im Dämmerlicht mit einem Mann zusammen.
    Â»Was zum …«
    Â»Wo ist Zack?« Aufgebracht baute sie sich vor dem Fremden auf. »Es ist dringend. Wo ist er?«
    Offensichtlich las er die Panik in ihren Augen. Er antwortete wenig mitteilsam: »Er ist auf einer der Stuten ausgeritten.«
    Â»Wohin?«
    Â»In diese Richtung.«

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