Verliebt in einen Fremden
zuckersüÃ. »Ich hab dir einen Snack mitgebracht. Kaltes Roastbeef-Sandwich, einen Apfel und selbstgebackene Kekse. Und jetzt iss«, kommandierte
sie ihn. Nach kurzem Zögern lieà er sich froh und dankbar in einen Besuchersessel fallen. Sie schob ihm ein Tischchen hin und breitete den Imbiss vor ihm aus. »Ich hole dir schnell ein Glas Milch. Ich bin gleich zurück. Für heute hast du nämlich genug Kaffee in dich hineingeschüttet.« Sie kümmerte sich nicht um seinen Protest, sondern steuerte entschlossen zur Tür und warf beim Hinausgehen energisch den Kopf zurück.
Als sie mit der Milch zurückkehrte, hatte Zack das Sandwich bereits verputzt und knabberte an dem Apfel. Er versuchte, geräuschlos zu kauen, um nur ja keinen Lärm zu machen. Darüber musste sie schmunzeln, womit sie sich einen weiteren finster-vernichtenden Blick einhandelte. Schweigend aà er die leichte Mahlzeit und stürzte die Milch in langen Zügen hinunter.
»Das hat gut getan. Danke.« Zack wischte sich den Mund an der mitgebrachten Papierserviette ab und warf das Einwickelpapier in den Abfallkorb.
»Freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Ich bin sofort wieder da.« Wieder verlieà Camille das Zimmer, um kurz darauf zurückzukommen. Zack hatte erneut seinen Platz am Fenster eingenommen und rieb sich mit einer Hand den verspannten Nacken, während er mit der anderen erfolglos versuchte, ein Gähnen zu verstecken. Camille betrat das Zimmer in Begleitung einer Krankenschwester, die ein Tablett mit einer furchterregend langen Injektionsspritze trug.
Bestimmt ging Zack davon aus, dass die Infusion für seinen Vater gedacht wäre. Als Camille und die Schwester zu ihm ans Fenster traten und ihm quasi jeden Fluchtweg abschnitten, bemerkte sie seine entgeisterte Miene.
»Hose runter, Zack.« Ob ihn ihr Befehlston oder ihre Wortwahl irritierte, wusste sie nicht einzuschätzen, auf
jeden Fall wirkte sein verdutztes Gesicht richtig komisch. Es kostete sie Mühe, nicht laut loszuprusten. Mühsam kontrollierte sie ihre Wangenmuskulatur und machte ein ernstes Gesicht.
»Verflucht, was soll das Ganze?«, schnaubte er.
»Ich sagte âºHose runterâ¹. Wir geben dir jetzt eine hübsche, kleine Spritze, damit du schlafen kannst.« Ihre Stimme klang wie flüssiger Sirup und so gespielt freundlich, wie Krankenschwestern sie bei ihren schwierigsten Patienten einsetzen.
»Einen Teufel werdet ihr tun«, knirschte Zack.
»Es ist eine Anordnung von Dr. Daniels. Wenn du darauf bestehst, in diesem Zimmer zu übernachten, dann musst du auch schlafen. Und jetzt benimm dich wie ein netter, braver Junge, oder sollen wir einen Krankenpfleger rufen, der dich gewaltsam festhält?«
An diesem Punkt war sie sich sicher, dass er sie am liebsten eiskalt abgemurkst hätte. Wer einen Mann wie Zack Prescott manipulierte, musste über kurz oder lang mit empfindlichen Konsequenzen rechnen.
Er blickte von ihr zu der Schwester, die mit einem düsteren Stirnrunzeln die Arme in der steif gestärkten weiÃen Tracht über einem gewaltigen Busen verschränkte. Ihr Blick hatte die Härte von Diamanten, ihr Gesicht schien in Granit gemeiÃelt. Trotz seiner Entrüstung schluckte Zack beim Anblick der Nadel, und Camille unterdrückte einen weiteren Lachreiz.
»Verdammt noch mal, ich lass mir doch hier keine Spritze verpassen. Nicht einmal, wenn Hippokrates persönlich die Nadel ansetzen würde!« Seine Kinnmuskulatur mahlte nervös, unbewusst ballte er die Fäuste und löste sie wieder. Camille erkannte die Signale. Er stand kurz vor einem Tobsuchtsanfall.
»Ich wüsste da noch eine Alternative«, sagte sie schnell und wandte sich zu der Nachtschwester. »Bitte bringen sie das Bett.« Nach einem missfälligen Schnauben in Zacks Richtung schlüpfte die Schwester geräuschlos aus dem Zimmer. Trotz ihrer Leibesfülle bewegte sie sich erstaunlich flink.
»Ich hab darum gebeten, dass man dir ein Klappbett zur Verfügung stellt. Ich bleibe wach und habe derweil ein Auge auf Mr. Prescott. GroÃes Ehrenwort, Zack, aber du musst dir wirklich ein bisschen Ruhe gönnen. Bitte, tu mir den Gefallen. In deinem eigenen wie auch im Interesse deines Vaters. Ihr habt beide nichts gewonnen, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Wenn er sich Sorgen um dich macht, wird er nämlich nicht gesund. Ich hab ihm versprochen, dass ich
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