Verliebt in einen Fremden
zu seiner Klinikentlassung fertig werden, als ihr Begrü-Ãungsgeschenk für ihn.
Er hatte ihr gleich nach ihrer Ankunft erzählt, dass er während der Wintermonate sämtliche Pflanzen hereinholte, die sich dann wie ein grüner Dschungel im Haus drängten. Diese Idee aufgreifend, beschloss Camille, die hintere Veranda architektonisch in ihre Lösung mit einzubeziehen, damit Rayburn eine Wohnung im Parterre bekäme. Sie nahm Kontakt zu einem Handwerker auf, der die baulichen Veränderungen durchführte. Statt der Fliegengitter wurden Glasscheiben in die Rahmen eingesetzt, so dass der freie Blick nicht verloren ging. Camille bestellte Jalousetten aus geflochtenem Bast, die Rayburn je nach Befindlichkeit hochziehen oder herunterlassen konnte. Auf jeden Fall sollte er ungestört die Aussicht genieÃen können, die er so liebte.
Den so entstandenen lang gestreckten Wohnraum unterteilte Camille. Eine Hälfte war Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad, die andere gemütlich kleiner Salon. Der Boden wurde mit rustikalem Terrakotta gefliest, sein geliebter Schaukelstuhl neu aufgepolstert mit einem strapazierfähigen Stoff in den warmen Erdtönen, die die junge Innenarchitektin ausgesucht hatte. Sein Fernseher, Bücher und persönlichen Dinge wurden von oben heruntergeholt, auÃerdem mit Zacks vehementer Zustimmung einige neue Möbel besorgt. Camille und Simon schmückten den Salon mit Pflanzen. Sie installierte einen Luftbefeuchter, der sowohl für Rayburns Wohlbefinden sorgen sollte wie auch für die tropischen Gewächse angenehm war. Alle waren an dem Projekt beteiligt und arbeiteten fieberhaft an der Fertigstellung. Camille war zufrieden mit dem Ergebnis und fand es nur schade, dass die herrlichen Rosenholzmöbel von oben nicht mehr zum Einsatz kamen. Allerdings war Rayburns Gesundheit wichtiger als irgendwelches Mobiliar.
Zack fand die Neugestaltung optimal. Tagsüber wäre sein Vater künftig in Rufweite von Dearly, die meistens in der Küche hantierte. Zudem waren die Räume im Parterre eine Erleichterung für die Mitchells, die â schlieÃlich auch nicht mehr die Jüngsten â Rayburn versorgten. Alles in allem bot Camilles Idee die Lösung für sämtliche Probleme, und sie errötete, als Zack sie nach Fertigstellung des Apartments über den grünen Klee lobte.
Er war fünf Nächte hintereinander im Krankenhaus geblieben, und als er nach Hause kam und hastig das Abendessen hinunterschlang, nahm Camille mit Bestürzung wahr, wie müde und abgespannt er aussah.
Später, im Witwendomizil, lief sie nervös in ihrem Zimmer auf und ab, denn mittlerweile sorgte sie sich um Zack
ebenso wie um Rayburn. Der junge Prescott wollte einfach nicht einsehen, dass er seinem Vater keinen Gefallen damit tat, wenn er selbst ebenfalls erkrankte. Sie hatte den Fehler gemacht, ihn auf diesen Umstand hinzuweisen, woraufhin er sie auf das Heftigste kritisierte. Dearly und Simon hatten sie nach seiner Verbalattacke getröstet. Es war eine hässliche Szene gewesen, in deren Verlauf Zack sich seine Jacke geschnappt hatte und aus dem Haus gestürmt war.
»Macht nichts«, beschwichtigte sie die älteren Leute. »Er ist so erschöpft, dass er nicht mehr weiÃ, was er sagt.«
Sie wurde nicht ruhiger, und schlieÃlich überzeugt, das einzig Richtige zu tun, ging sie in die Küche des Haupthauses, erledigte ein Telefonat, plünderte den Kühlschrank und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.
Leise, aber entschlossen öffnete Camille die Tür zu Rayburns Krankenzimmer. Bis auf ein schwaches Nachtlicht war es dunkel im Raum. Seine gleichmäÃigen Atemzüge verrieten ihr, dass Rayburn tief und fest schlief. Zack stand am Fenster. Seine Hände auf das Fensterbrett aufgestützt, lehnte er mit der Stirn an der kühlen Glasfläche.
Als sie hereinkam, drehte er sich zu ihr um, und sie nahm das Erstaunen auf seinem abgespannten Gesicht wahr. »Ich dachte, du wärst die Nachtschwester. Was machst du hier? Ist zu Hause irgendetwas passiert?« Seine Stimme klang müde.
»Nein. Alles in bester Ordnung. Aber um dich mache ich mir Sorgen. Du siehst absolut fertig aus.« Er funkelte sie unter gesenkten Lidern hinweg an, und sie unterdrückte einen plötzlichen Impuls zu kichern.
»Danke, das baut mich so richtig auf«, knurrte er.
»Keine Ursache«, erwiderte sie
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