Verliebt in einen Fremden
nichts.«
»Okay, dann wird es eben eine Ãberraschung. Auch gut.«
»Einverstanden.« Er grinste.
»Wenn es so wird, wie ich es mir vorstelle, gefällt es ihm bestimmt. Ich werde mein ganzes Können in diese Aufgabe stecken. Vermutlich wird es die Sensation des Hauses.« Sie lachte. Ihre Begeisterung wirkte ansteckend, und Zack fiel in ihr Lachen mit ein. Es war richtig motivierend, wie er nach dem ganzen Stress entspannte. Die dunklen Schatten um seine Augen lieÃen erkennen, dass er müde war und vermutlich die ganze letzte Zeit schlecht geschlafen hatte.
Die Sache in der Halle, am Abend nach Rayburns Herzanfall, hatte beide vorsichtig gemacht. Sie waren wie zwei Bühnenakteure, die in einem obskuren Stück mit Worten und Emotionen balancierten. In Gegenwart Dritter benahmen sie sich wie enge Freunde, teilten ihre Besorgnis um einen geliebten Menschen. Fühlten sie sich unbeobachtet, waren sie gereizt, einsilbig, reserviert.
Genau genommen hatte Camille weniger Angst vor Zack als vor ihrer eigenen Reaktion. In der besagten Nacht war sie in ihr Zimmer gestürmt, hellauf entsetzt, dass sie Zack beinahe wieder nachgegeben hätte. Seiner Liebe? Grundgütiger, nein! Liebe spielte bei seinen Zärtlichkeiten keine Rolle. Hatte er nicht selber gesagt, dass er sie lediglich brauchte . Für den Augenblick. »Ich brauche dich heute Nacht«, hatte er leise gestöhnt. Er brauchte eine Frau, eine willige Gespielin. Und Camille Jameson war zufällig die Einzige, die gerade verfügbar war.
Und wenn er gesagt hätte »Ich liebe dich«? Was hätte sie dann gemacht? Zerknirscht gestand sie sich selbst ein, dass sie sich ihm dann an den Hals geworfen und gebettelt hätte,
er möge sie nie verlassen. Ihre Liebe zu ihm war wie ein Teil von ihr, und sie würde ihn immer lieben, wenn Zack ihre Gefühle auch niemals erwiderte. Und dass sie ihn liebte, war ihr, wie sie inzwischen einsah, schon seit Snow Bird klar.
Es war nicht fair von ihm, dass er dauernd versuchte, sie zu verführen, und dabei keinerlei Rücksicht auf ihre Empfindungen nahm. Sie erinnerte sich wieder an das Gefühl seiner Lippen auf den ihren, auf ihrer Haut, wie fordernd und gleichsam zärtlich seine Hände sein konnten und wie lustvoll sein Körper auf ihre sexuellen Reize reagierte. Camille musste zugeben, dass ihr körperliches Verlangen einen nicht zu unterschätzenden Anteil an ihrer Liebe hatte. Aber ohne Liebe wurde die Lust zur Farce, ein Ersatz für echte, groÃe Gefühle, und ohne die ging bei Camille gar nichts, nicht einmal mit Zack.
Sie durfte nicht noch einmal in eine Situation geraten, entschied sie, in der sie empfänglich für seine Avancen wäre. Sie wollte ihren Auftrag tipptopp ausführen und Zack in dieser schweren Zeit eine gute Freundin sein, aber mehr nicht. Dass sie ihn liebte, war ihr Geheimnis, ein wohl gehüteter Schatz. Weder er noch andere sollten jemals davon erfahren.
Obwohl Rayburn rund um die Uhr medizinisch betreut wurde, bestand Zack darauf, bei seinem Vater im Krankenzimmer zu übernachten.
»Sie haben die Schläuche und Apparate entfernt, und jetzt ist er auf sich allein gestellt. Ich möchte bei ihm sein, falls ⦠falls irgendetwas passiert.« Zack legte sich mit sämtlichen Krankenschwestern an und später noch mit Dr. Daniels, aber er blieb hart.
Camille machte sich Sorgen um ihn. Man merkte seinem ausgezehrten Gesicht und der gereizten Stimme an, dass er
erschöpft war, mit den Nerven am Ende. Viel fehlte nicht, und er hätte den armen George Daniels angeschnauzt.
»Also gut, Zack. Sie sind ein erwachsener Mensch, noch dazu gröÃer und stärker als ich, weshalb ich physisch nicht gegen Sie ankomme«, räumte Dr. Daniels zähneknirschend ein.
»Ich kann mich tagsüber ausruhen, wenn Dad von den Schwestern und dem Ãrzteteam versorgt wird.«
Dem war nichts mehr hinzuzufügen, die Sache somit entschieden.
Tagsüber war Camille zu sehr in die Renovierungsarbeiten eingebunden, um Rayburn entsprechend häufig besuchen zu können. Als er sich bitter darüber beklagte, richtete sie es so ein, dass sie sich für einen kurzen Besuch im Krankenhaus freimachen konnte. Es fiel ihr schwer, ihm die Ãberraschung mit dem neuen Apartment nicht zu verraten, zumal diese UmbaumaÃnahme einen GroÃteil ihrer Zeit verschlang. SchlieÃlich sollten die Räume rechtzeitig
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