Verliebt in einen Fremden
weiÃhaarigen Südstaaten-Gentleman rissen.
Camille besuchte Rayburn weiterhin jeden Tag, obwohl die Umgestaltung des Hauses sie stark beanspruchte. Selbst die Profis unter den von ihr engagierten Handwerkern hatten unzählige Fragen an sie. Häufig wollten sie auch Camilles Rat oder ihre Zustimmung einholen. Zwar fand sie diese dauernde Kontrollfunktion nervenaufreibend, aber besser einmal zu viel als einmal zu wenig gefragt und dann kostbare Stunden für Nachbesserungen verplempert.
Diese letzten Phasen der Umgestaltung gaben bereits einen klaren Eindruck davon, wie schön das Haus nach Fertigstellung sein würde. Camille war zufrieden mit sämtlichen ausgewählten Materialien und gespannt darauf, was Rayburn wohl zu den Früchten ihrer gemeinsamen Planung sagen würde. Zacks unverständliches Geknurre interpretierte sie als Zustimmung dazu, dass sie seinen Geschmack getroffen hatte. Sie war sicher, dass sie ihren Auftrag in Bridal Wreath spitzenmäÃig erledigt hatte, und gratulierte sich heimlich für ihren hervorragenden Geschmack.
Dann platzte die Bombe.
Eines frühen Nachmittags bemerkte sie Zack in der weitläufigen Halle. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er breitbeinig in seinen abgewetzten Stiefeln da und schaute in das Speisezimmer. Offenbar war er erst kurz zuvor von der Plantage zurückgekehrt, denn er trug noch seine schmutzgesprenkelte Jeans und die alte Jeansjacke. In einer Hand hielt er einen verbeulten Cowboyhut. Unwillkürlich wurde Camille wieder an ihren ersten Tag in Bridal Wreath erinnert, als er ihr in demselben Outfit begegnet war. Augenblicklich beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl.
»Miss Jameson«, sagte er schroff, als sie näher kam. »Was zum Teufel soll das da darstellen?«
Camille schrumpfte förmlich in sich zusammen, als er sie mit seinen stechend blauen Augen fixierte, und spähte zum Esszimmer. Worauf wollte er bloà hinaus? Sie sah, dass die Maler die erste Zimmerwand fast fertig gestrichen hatten.
»Sie streichen die Wände«, antwortete sie schlicht. »Wir hatten doch beschlossen, keine Tapeten zu kleben. Die alten wurden schon vor Wochen â¦Â«
»Ich weiÃ, was sie da machen. Und mir ist durchaus gewärtig, dass die alte Tapete entfernt wurde.« Er redete so geduldig und gönnerhaft auf sie ein, als hätte er eine Geistesgestörte
vor sich, der nicht mehr zu helfen war. »Ich spreche von dieser unsäglichen Farbe, die da gerade auf meine Wände geschmiert wird!«
Camille hatte das tiefe Jagdgrün ausgesucht, nachdem sie exakt diese Farbe im Esszimmerteppich entdeckt hatte. Der kostbare Aubusson-Teppich war ein Original und noch immer wunderschön. Sie wollte ihn im Raum belassen, der Innenausstattung aber trotzdem einen modernen Touch geben. Die Sitzkissen der Esszimmerstühle sollten neu aufgepolstert werden, in einem hellen beige-pfirsichfarbenen Ton, der ausgezeichnet zu dem dunklen Grün passte. Die Farbstellung war durchaus gängig und harmonierte hervorragend mit der Kolonialarchitektur des Hauses.
Sie erwiderte Zacks vernichtendes Starren und sagte so beiläufig wie eben möglich: »Die Farbe heiÃt Jagd â¦Â«
»Ist mir schnurzegal, wie sie heiÃt. Ich finde sie abscheulich. Da kommt man sich ja vor, als würde man in einem Abwasserkanal essen. Ich hab weià Gott schon appetitlichere Grüntöne gesehen als den da!« Hektisch gestikulierte er mit einer Hand. Dabei lieà er unbeabsichtigt seinen Hut los, der daraufhin quer durch das Zimmer segelte und in einen offenen Eimer grüne Farbe klatschte. Zack fluchte wie ein Kesselflicker. Camille hätte laut losprusten mögen, als sie zusah, wie der Hut allmählich im Farbeimer versank, doch blieb ihr das Lachen im Hals stecken, als sie sein aufgebrachtes Gesicht wahrnahm.
Sie schluckte und erklärte ihm mit eisern kontrollierter Stimme: »Zack, es wirkt bei weitem nicht mehr so dunkel, wenn die Holzpaneele weià gestrichen sind. Die schweren Ãbergardinen kommen weg, dafür habe ich schmale Schals in derselben Farbe wie die Sitzpolster nähen lassen und zarte weiÃe Gardinen als Dekoration für die Fenster. Es
wird wunderschön, du wirst sehen. Das Grün ist eine sehr beliebte, angenehme Farbe.«
»An Heiligabend vielleicht. Und was ist mit den restlichen dreihundertvierundsechzig Tagen?«
Sein Sarkasmus blieb nicht ohne
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