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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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sein, denn es wirbelt so viel durch meinen Kopf, so wie gerade noch die Funken im Nachthimmel.
    Wenn es wirklich so ist, dass man seinen Liebsten nicht verändern kann und es auch nicht tun sollte, weil das ja nicht gerade ein Kompliment für den ist, dann wäre mein toller Plan, mit Ethan nach meiner Heimkehr anders umzugehen, schon mal eine Totgeburt. Na toll, denke ich verzweifelt, und was dann?
    Was soll ich bloß machen? Weiter die fügsame, unemanzipierte kleine Mücke spielen und Ethan künstlich anhimmeln? Und das am Ende ein ganzes, langes Eheleben lang, (falls er mir tatsächlich einen Heiratsantrag machen will, woran ich allmählich ziemlich zweifle)? Schon in dem Moment, wie ich es denke, bekomme ich Bauchschmerzen. Nein, das kann und will ich nicht mehr. Ethan soll mich, die echte Lea die ich bin, lieben, sonst...
    Ja sonst...
    Es fällt mir schwer, den Gedanken weiter zu denken. Denn eins ist mir mittlerweile klar geworden; Ich bin süchtig nach Ethan. Ich habe aus Sucht nach ihm all die vielen Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen – mich verstellt, mein wahres Wesen herunter geknüppelt, ihm vorgeheuchelt, dass ich eine Andere bin.
    Während ich die Steinstufen zu unserem Haus keuchend heraufsteige, formt sich ein feierlicher Entschluss in meinem Herzen.
    Ich werde Ethan einen Brief schreiben und diesen Brief als E-Mail versenden, gleich heute Nacht noch. Ich werde ihm darin schreiben, wer ich eigentlich bin. Ich werde ihn bitten, sich genau zu überlegen, ob er mich, unter diesen Bedingungen, noch immer haben will.
    Ich weiß, ich gehe damit ein hohes Risiko ein, aber seit diesen Ferien weiß ich auch, dass ich meine Maskerade nicht mehr spielen will. Ich habe zu meinem alten Wesen zurückgefunden und fühle mich dadurch glücklicher, ausgeglichener, als in den ganzen vergangenen Monaten.
    Ich strecke meinen Rücken und hebe meinen Kopf.
    Ich will das nie, nie wieder aufgeben, für keinen Mann in der Welt.
     
    Als wir im Haus sind, findet jeder seinen gewohnten Platz im Wohnzimmer. Denise hockt sich mit ihrem Strickzeug auf einen der Esszimmerstühle, Catherine und Inez sitzen je in einer Ecke vom Sofa, ich besetze den einen Sessel, ziehe meine Beine unter mich und beginne, meine Nachricht an Ethan zu verfassen.
    Es ist wahnsinnig anstrengend, denn ich möchte jedes Wort genau richtig setzen. Ich fange immer wieder an, lösche alles und beginne wieder. Wenn ich auf Papier schreiben würde, läge schon ein riesiger Berg zerknüllter Blätter auf dem Boden neben mir.
    Meine Freundinnen erzählen sich irgendetwas, aber ich blende ihre Stimmen ganz aus und nehme sie nicht mehr wahr.
    Ich schreibe:
    „Ich muss dir etwas sagen: Als wir uns vor fast einem Jahr kennengelernt haben, da hast du dich gewundert, warum ich ein so ein übermütiges, lebensfrohes Wesen habe. Ich finde es wichtig, dass du den Grund jetzt erfährst, obwohl es mir schwer fällt, darüber zu sprechen und ich deshalb das Thema immer gemieden habe.
    Mir ist noch zur Schulzeit etwas Schreckliches geschehen; Meine Freundin Mia hatte gerade ihren Führerschein gemacht. Ich habe mich mit ihr über die bestandene Prüfung wahnsinnig gefreut, und als sie mich gefragt hat, ob ich Lust habe, sozusagen ihre 'Jungfernfahrt' mit ihr mitzumachen, habe ich natürlich sofort 'Ja' gesagt. Wir sind von ihrem Elternhaus im Süden von Bielefeld aus Richtung Stadtmitte gefahren. Dazu muss man auf einer Passtrasse über den Kamm des Teutoburger Waldes fahren. Diese Straße ist gefährlich, denn sie hat viele unübersichtliche Kurven. In solch einer Kurve hat Mia die Kontrolle über das Auto verloren und das Auto ist frontal gegen einen Baum geknallt. Mia war auf der Stelle tot. Ich war ein halbes Jahr lang im Koma. Später erfuhr ich, dass man mich schon aufgegeben hatte. Wider Erwarten, bin ich zurück ins Leben gekehrt. Ich musste eine mühsame Reha machen, bis ich wieder sprechen und laufen konnte.
    Die Tatsache, dass ich diesen Unfall überlebt habe, hat mir ein tiefes Gefühl dafür gegeben, wie kostbar das Leben ist, und damit auch jeder Moment, den ich auf dieser Erde leben darf. Davon kommt meine übermütige, quirlige Natur, die du so ungewöhnlich findest. Jeder, der mit mir zusammen ist, wird ertragen müssen, dass ich so bin, denn diese unbändige Lebensfreude gehört seitdem zu mir, wie meine Arme, Beine, Füße, halt alles. Wenn man sie mir verbieten würde, wäre es wie eine Amputation. Der Phantomschmerz würde mich umbringen und

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