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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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ich wohl auch einen so starken Akzent habe? Nun, dafür sind wir ja hier in England, um das wenn möglich zu ändern.
    Wir verabreden uns, zu Mittag gemeinsam in die Schulkantine zu gehen.
    Dort treffen wir uns pünktlich um eins, nachdem wir beide noch in verschiedenen Unterrichtsstunden hospitiert haben.
    Der Lärm in der Kantine ist enorm. Bestimmt um die neunzig Schüler befinden sich auf einmal in dem großen Speisesaal, Es wird gelärmt, getobt und quer über die Tische gerufen.
    Catherine und ich holen uns unser Essen an der Theke und suchen einen freien Tisch, was gar nicht leicht ist. Wir versuchen, uns gegenseitig von unseren Erfahrungen in den eben besuchten Klassen zu erzählen, aber wir können fast unser eigenes Wort nicht verstehen, und müssen uns gegenseitig anbrüllen, als säßen wir in einer Diskothek mit extrem lauter Musik.
    Das Essen ist so-la-la, halt Kantinenessen. Ich sehe, wie sehr viele Schüler, besonders die Jungen, das einigermaßen schmackhafte Hauptgericht ignorieren und sich Suppenteller voll Pommes Frites holen. Ob die Eltern wohl wissen, wie ungesund ihre Kinder sich hier ernähren? Und wenn sie es wüssten, würde es sie belasten, oder wäre es ihnen egal?
    Ich will Catherines Meinung dazu hören, aber die versteht mich akustisch nicht und zuckt nur bedauernd mit den Schulter.
    Als wir zu Ende gegessen haben, fliehen wir vor dem Lärm auf den Flur.
    Catherine fragt: „Sehen wir uns heute Abend?“
    Ich erwidere: „Gerne, aber wo?“
    Catherine lächelt mich breit an. „In Brantwood!“
    „Wieso?“, frage ich.
    „Da findet doch der Kurs für die 'Cambridge Certificate for the Proficiency in English' statt.“
    Jetzt fällt es mir wieder ein: bei meinen Anmeldeunterlagen für das Assistentenjahr war der Kurs erwähnt worden. Mit besagtem „Certificate“ hat man eine weitere Qualifikation für sein Berufsleben, eine, die nicht uninteressant ist und jeder Bewerbung stärkeres Gewicht verleiht. Ich hatte mich sogar dazu angemeldet, aber es schlichtweg
vergessen.
    „Ach ja, natürlich“, sage ich „wann geht der Kurs nochmal los – und wo genau?“ Mir ist es unangenehm einzugestehen, dass ich diese Informationen wohl irgendwann bekommen habe, aber mir nichts davon gemerkt hatte.
    „In der Volkshochschule in Brantwood. Weißt du was? Wir treffen uns im Linienbus, der kurz vor acht in Brantwood hält. Dann gehen wir dort zusammen hin.“
    „Klar“, sage ich und füge noch hinzu: „Ich freue mich schon.“
    „Ja“, sagt Catherine, „unter uns gesagt, finde ich es ziemlich langweilig, die Abende mit meinen Gastgebern vorm Fernseher zu verbringen. Ich freue mich schon darauf, die anderen Sprachassistenten kennenzulernen, die in dieser Ecke von England gelandet sind.“
    „Stimmt“, sage ich, obwohl ich insgeheim denke, dass es bei den Seafields gar nicht sooo langweilig ist, und dass ich mich schon darauf gefreut habe, einen weiteren Film mit den seltsamen Deutschen in ihren Pickelhauben zu sehen.
     
    Nach Schulschluss treffen Linda und ich uns wie verabredet zum Heimweg. Linda ist müde und relativ wortkarg. Ich kann das gut verstehen. Die Comprehensive School ist eine Ganztagsschule und der Tag kann für Schüler lang und quälend sein, bis sie endlich nach Hause dürfen, um sich in der heimischen Umgebung zu entspannen. Mr. Henley hat mir gegen Ende des Schultags meinen Stundenplan vorgelegt. Er ist ziemlich überschaubar. Insgesamt werde ich nur etwa zwölf Schulstunden pro Woche anwesend sein müssen, also effektiv zwei bis drei Stunden pro Schultag. Dagegen ist das, was ein Schüler so leisten muss, beinharte Knochenarbeit.
    Eine Frage beschäftigt mich, und während wir an der Straße entlanggehen, vorbei an Läden, dann Häusern und zuletzt nur noch an Feldern, frage ich Linda: „Sag mal, gibt es eigentlich einen Lehrer bei euch, den ich womöglich neulich bei meiner Ankunft in Brantwood gesehen habe?“
    Linda runzelt die Stirn.
    „In Brantwood? Wer soll das denn gewesen sein?“
    Ich beschreibe ihr den Mann: groß, breitschultrig, ziemlich gutaussehend, dunkle Augen.
    Linda bleibt stehen und überlegt.
    „Hm. War er eher älter? Wenn ja, dann war es vielleicht Mr. Jones. Der gibt Physikunterrricht. Obwohl – breitschultrig ist der nicht, eher fett.“
    Ich beharre. „Nein, dieser Typ war athletisch gebaut. Er sah auch noch ziemlich jung aus, ich schätze ihn auf etwa achtundzwanzig.“
    „Ahhh“, sagt Linda jetzt, als ob ihr plötzlich ein Licht

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