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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Kamera zu zücken.
    Jetzt schweigen die Glocken und der Chor beginnt zu singen.
    Der Gesang ist überirdisch schön – ganz rein und klar. So einen guten Chor habe ich live noch nie gehört. Ich schließe meine Augen und gebe mich ganz dem Genuss hin, diese wunderbare Musik geboten zu bekommen.
    In Momenten wie diesen, kommt mir unweigerlich die Erinnerung an das, was mir vor einigen Jahren widerfahren ist. Dann gelingt es mir, frei und offen daran zu denken, ohne es in meinen Kopf zurückzudrängen. Ich sende ein stummes Gebet zum Himmel, in dem ich mich dafür bedanke, dass ich am Leben bin, und dass mir das Geschenk des Lebens damals nicht genommen worden ist. Ich lebe so gerne! Nur Menschen, die etwas Vergleichbares erlebt haben, können nachvollziehen, wie kostbar das Leben auf einmal wird, wenn man es fast verloren hätte.
    Vor innerer Bewegung bekomme ich ganz feuchte Augen. Du meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass ich am Abend dieses so aufregenden Tages noch so ein Erlebnis geschenkt bekommen würde. Ich bin tief dankbar und froh.
    Verstohlen tupfe ich meine Tränen mit dem Taschentuch weg, aber ich hätte mir meine Verlegenheit sparen können, denn ich sehe, dass der ein oder andere Kirchengast auch das Taschentuch zückt. Die Klänge des Chores treffen direkt ins Herz. Das kommt von der ungeheuren Perfektion dieser Stimmen.
    Als der Gottesdienst zu Ende ist, drängt die Gemeinde wieder hinaus ins Freie. Dort ist es mittlerweile Nacht geworden. Kalte Luft schlägt mir ins Gesicht. Auf der Straße ist deutlich weniger Publikumsverkehr. Ich richte meine Schritte hin zu der Bushaltestelle, an der ich am Nachmittag ausgestiegen bin. Diesmal achte ich darauf, dass ich gleich die richtige Straßenseite ansteure.
    Auf dem ausgehängten Busplan kann ich erkennen, dass der nächste Bus erst in einer Stunde fährt. Na toll. Jetzt stehe ich hier und friere.
    Kurzentschlossen fasse ich meine Einkaufstüten fest an ihren Griffen und wandere die Straße hinunter, vorbei an dunklen Hausfassaden, in denen die Fenster warm und einladend leuchten, vorbei an kleinen Vorgärten, in denen der Herbstwind das trockene Laub raschelnd durcheinander wirbelt.
    Es dauert ganze vierzig Minuten, bis ich an der Einfahrt der Somerset Close ankomme, doch ich sage mir, dass die Bewegung mir gut getan hat, ich die Buskosten gespart habe, und dazu auch noch einen längeren Aufenthalt in der Abstellkammer vermieden habe. Was will man mehr?
    Ich klopfe an die Tür von Emmys WG.
    Nach einer ganzen Weil nähern sich Schritte. Jetzt guckt ein bärtiger Mann mit einem Pferdeschwanz heraus.
    „Ja bitte?“, fragt er sichtlich genervt, so als ob ich eine Vertreterin oder so etwas wäre.
    „Hi, ich bin Lea. Ich darf hier ein paar Tage wohnen.“
    „Okay, dann komm halt rein.“ Der Kerl dreht sich um und verschwindet wieder. Ich bekomme ihn den restlichen Abend nicht zu sehen, wie auch sonst keine Bewohner dieser sonderbaren WG. Eine Stunde später liege ich in „meinem“ Bett, das genauso klamm und ungemütlich ist, wie es auch aussieht, kringle mich um meine Wärmflasche und versuche, das Quieken und Kichern und Gejohle zu ignorieren, das begleitet mit viel Badewasser-Geplansche aus dem benachbarten Badezimmer tönt. (Etwa Emmy und der Bärtige? Wahrscheinlich.) Später hört man rhythmisches Bettfeder-Knarren und wohliges Stöhnen. Irgendwann schlafe ich todmüde ein.
     
    Am nächsten Morgen bin ich ganz alleine in dem Haus. Es ist merkwürdig. Dieses Gebäude kommt mir vor wie ein Geisterhaus. Ab und zu erscheinen gruselige Spukgestalten, dann sind sie wieder weg. Irgendwie passt es, dass beim ersten Hahnenschrei und Sonnenstrahl alles leer und verlassen ist.
    Im Badezimmer ist es noch chaotischer als gestern. Auf dem Boden trocknen noch die Wasserpfützen vom gestrigen Plantsch-Vergnügen. Nasse Handtücher liegen auf den Fliesen dort, wo man sie hat fallen lassen.
    Ich mache eine Katzenwäsche und gehe dann hinunter in die Küche. Ein Zettel mit krakliger Schrift liegt auf dem Tisch zwischen schmutzigem Geschirr. Darauf steht:
    Hi Lea. Help yourself. Key is under doormat if u r late. Em
    Okay, immerhin ein Willkommen. Man scheint zu wissen, dass es mich gibt.
    Help yourself.
    Betrifft das auch die Naturalien in dieser Küche? Mein Magen knurrt. Immerhin liegt der Zettel extrem nah an einer Wheetabix-Packung. Also suche ich nach einer sauberen Müsli-Schüssel – ein längeres Unterfangen – und fülle mir etwas davon ein. Ich

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