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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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perlende Harfenklänge, von wo anders her ertönt eine Klarinette. Wir schauen uns die Innenhöfe der Colleges an, wandern durch einen ganz hindurch, gehen über eine Brücke und befinden uns am Ufer des Cam. Dort wandern wir dem Wasserlauf entlang und genießen die Aussicht auf die alten Gebäude aus größerer Entfernung.
    Irgendwann erreichen wir Jens' Auto wieder.
    „Jetzt könnten wir den Tag mit einem netten Abendessen abrunden“, sagt der hoffnungsvoll.
    Aber ich erwidere: „Nein, das geht nicht, denn ich habe heute Abend schon ein Date.“
    „Ein Date?“, wiederholt Jens, dabei wirkt er sichtlich enttäuscht, „Ach so.“
    Dann sagt er kühl: „Na, da möchte ich dir natürlich nicht im Weg stehen. Ich merke, dass ich jetzt überflüssig bin. Steig ein. Ich bringe dich zurück zu deinem Quartier.“
    Ich überlege, dass es besonders charaktervoll wäre, mich hier und jetzt von ihm zu verabschieden und sein Angebot abzulehnen, aber ich habe keine große Lust, wieder vierzig Minuten lang über harten Asphalt zur Somerset Close zu laufen, also setzte ich mich in das Auto.
    Als Jens losfährt, sage ich sanft: „Bitte sei mir nicht böse, Jens. Du bist hier überraschend aufgekreuzt. Du konntest nicht erwarten, dass ich vor Begeisterung zerfließen würde. Ich gebe zu, mir hat unsrer gemeinsamer Tag viel Spaß gemacht, aber mehr nicht. Alles Andere zu behaupten wäre unehrlich.“
    Jens erwidert darauf nichts. Er schweigt überhaupt die ganze Strecke bis zu meinem Quartier. Ich beschließe, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich weiß, dass ich ihm wehtue, aber er muss da durch. Er ist nicht der erste Verehrer, den ich in meinem bisherigen Leben einen Korb gegeben habe.
    Vor der Tür sehe ich ihn noch einmal von der Seite an. Er ist schon ein lieber Kerl. Gerne wäre ich einfach so mit ihm befreundet.
    Aus einem Impuls heraus sage ich: „Das muss ja jetzt kein Abschied auf ewig sein. Vielleicht können wir uns ein anderes Mal wieder treffen, einfach so.“
    Jens wendet sein Gesicht ab und sagt heftig: „Nein, Lea, das möchte ich lieber nicht. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich in dich verliebt habe, aber wenn das nur von dem Einen ausgeht, ist das alles nur Mist. Ich sage jetzt Tschüss und ich wünsche dir, dass du auch denjenigen findest, den du so sehr leiden magst, wie ich dich.“ Er wischt sich hastig mit der Hand über das Gesicht. Dann zieht er die Beifahrertür von innen zu, startet wieder den Motor und fährt weg.
    Ich sehe dem Auto nach, als es die Straße hinunter verschwindet und denke über seine Worte nach. Was der arme Jens nicht weiß, aber vielleicht doch ahnt: ich habe schon längst den Mann gefunden, den ich so sehr liebe, wie Jens mich.
    Mein Herz macht einen kleinen Freudenhüpfer, als ich diesen Gedanken für mich ergänze: Und ich bin mir fast sicher, dass der sich auch in mich verliebt hat.
    Ich beschließe, alle Gedanken an Jens und seinen Liebeskummer energisch zu verdrängen. Sie sollen nicht meine Vorfreude auf den tollen Abend mit Ethan verderben, der immerhin – ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr – in etwa einer Stunde kommt, um mich dafür abzuholen.
    Es gibt noch viel zu tun, denn ich will heute Abend einfach umwerfend aussehen.
     
    Punkt sechs Uhr stehe ich in der unmöglichen WG im Eingangsflur und warte auf Ethan. Die Tür platzt auf, und eine dunkelhaarige Version von meiner Friseuse steht vor mir.
    „Oh, Hi, du musst Lea sein“, begrüßt sie mich freundlich, „wow, und schick siehst du aus. Geht es heute noch wo hin?“
    „Hallo, Emmy, und danke, dass ich bei euch wohnen darf“, sage ich.
    „Ist schon okay“, winkt sie ab, „wir haben immerfort Gäste in der Kammer. Aber übermorgen musst du leider wieder ausziehen.“
    Ich sehe sie ungläubig an. Wieso denn das? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?
    Emmy sieht mein verblüfftes Gesicht und liefert gleich die Erklärung: „Da sind wir Bewohner alle weg. Ich fahre mit meinem Freund zu seiner Familie“, (mit dem Bärtigen, denke ich), „und die anderen zwei sind auch alle weg. Sorry, aber da lassen wir keinen hier wohnen.“
    Na toll!, denke ich, das ist ja wohl eine richtig blöde Wendung. Jetzt hatte ich mich auf eine schöne Woche hier in Cambridge gefreut, und schon schmeißt man mich wieder aus meinem Quartier heraus.
    Ich zerbreche mir schon den Kopf, wie es weitergehen soll, da hält ein Auto vor der Tür. Emmy steckt ihren Kopf neugierig heraus, dann ruft sie: „Oooo. Da steht aber

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