Verliebt in einen Unbekannten
isst.« Ich fühlte mich elend.
Ich griff gerade in die Schachtel mit den Fotos, verzweifelt bemüht, nicht länger an Sam zu denken, als mein Handy erneut zum Leben erwachte.
» HÃR AUF !«, brüllte ich. » ICH WILL DICH NICHT SPRECHEN !« Doch natürlich blickte ich trotzdem aufs Display. Es war nicht Sam.
Es war Hailey.
Ich war mir nicht sicher, ob ich rangehen sollte. Sie war gestern Morgen mit Ness zusammen nach London gefahren, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen. AnschlieÃend wollten sie sich in Schale werfen und zu Sams Premiere gehen. Ich fürchtete, dass sie mich anrief, um mir von Sams neuer Freundin zu berichten.
Dennoch meldete ich mich, nur für den Fall, dass sie angenehmere Neuigkeiten für mich hatte. »Hails?«
»Hallo!«, rief sie aufgeregt. Im Hintergrund war ein StraÃensänger zu hören, der »Winter Wonderland« zum Besten gab, auÃerdem das lärmige Treiben der festlich gestimmten Londoner. Das Wohnzimmer meiner Eltern fühlte sich plötzlich ziemlich weltabgeschieden an.
»Ãhm, wie gehtâs euch beiden? Habt ihr eine schöne Zeit?«
Hailey ging nicht auf meine Frage ein. »Chas«, sagte sie. »Ich rufe an, weil ich ziemlich sauer auf dich bin. Du solltest verdammt noch mal hier sein! Es ist superaufregend! AuÃerdem ist Sam total enttäuscht, weil du nicht kommst!«
Ich erstarrte. Die blöde Ausrede, die ich Sam aufgetischt hatte, stimmte nicht mit dem überein, was ich Hailey und Ness erzählt hatte. Ich hoffte, sie hatten sich diesbezüglich nicht ausgetauscht.
»Tja, so ist das nun mal«, seufzte ich und versuchte, bedauernd zu klingen.
»Geh mir nicht auf die Nerven«, schimpfte Hailey, »erklär mir lieber noch mal, warum du nicht kommen kannst?«
Ich wechselte das Thema. »Wie geht es Sam?«, fragte ich. »Ist er nervös?«
»Oh, der macht sich fast in die Hose. Wir haben gestern mit ihm zu Mittag gegessen, und er ist mindestens zwanzigmal aufs Klo gerannt. Der Arme!«
Mein Herz fing an zu schmelzen.
»William und Shelley waren auch dabei«, fügte Hailey hinzu. »Das ist vielleicht ein Paar!«
NEIN ! Hailey und Ness waren auch bei dem gemütlichen Pärchen-Lunch gewesen! Pfui! Shelley und William, Sam und Katia Wunderschön ⦠in heiterer Runde mit meiner Zwillingsschwester und meiner besten Freundin. Das war einfach ekelhaft. Zu grausam, um es in Worte zu fassen.
»Da hast du recht«, sagte ich abwesend. »Wie findest du die zwei?«
Hailey kicherte. »Ganz schön seltsam. Laut, selbstbewusst, die erinnern mich an zwei Dampfloks, auch wenn ich sagen würde, Shelley ist definitiv der Boss. Was für eine Kombination! Die beiden zusammenzubringen war wirklich eine Supersache!«
Ich wollte sie gerade nach Katia und Sam fragen, doch sie redete weiter: »Shelley hat wieder nach dir gefragt. Ist sie eine Lesbe oder was? Sie hört ja gar nicht mehr auf!«
»Nein, sie ist bloà ein bisschen seltsam und direkt.« Ich wappnete mich. »Und ⦠ähm ⦠wie war Katia?«
»Ganz nett«, antwortete Hailey skeptisch, »obwohl ich finde, dass sie eine ziemlich arrogante Tussi ist, Chas. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr Mann es mit ihr aushält.«
Der StraÃensänger im Hintergrund stimmte »Santa Claus Is Coming To Town« an. »Ihr WAS ?«, versuchte ich ihn zu übertönen.
»Hä?«, brüllte Hailey.
»Hailey, sagtest du gerade, sie sei verheiratet? KATIA WUNDERSCHÃN ?«
Hailey fing an zu lachen. »Ach, das ist ein guter Name! Ja, sie ist verheiratet.«
»Sie ist nicht mit Sam zusammen?«
» NEIN !«, schrie Hailey, aufrichtig entsetzt. »Wie kommst du denn darauf?«
»Shelley hat einen Artikel in der Stage erwähnt«, erwiderte ich zögernd. »Ãber Sam und Katia, das heiÃeste Paar im West End oder so ähnlich.«
»Ach, ja, Bowes hat ihn mir gezeigt. Aber das war doch auf die Bühne bezogen, nicht auf das Privatleben! Er hatte nie was mit ihr. Sie ist eine total blöde Kuh, Chas! Selbst Bowes kennt Grenzen!«
»Richtig«, sagte ich benommen.
»In Wahrheit hat Bowes momentan einen ziemlichen Durchhänger. Seit drei Monaten hat er keine Frau mehr abgeschleppt â ich weià auch nicht, was mit ihm los ist, er â¦Â«
Doch ich hörte ihr nicht länger zu. Ich hatte alles
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