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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Ärger gekriegt –, aber ich schreibe verdammt gute Liebesbriefe.
    Ich schnappte nach Luft. Dieses Talent lag offenbar in unserer Familie! Unsicher, ob ich lachen oder weinen sollte, gab ich ein merkwürdiges Geräusch von mir. Mein Großvater hatte ein ganz ähnliches Geschäft betrieben wie ich! Ich wühlte weiter in der Schachtel, begieriger denn je, ein Foto von ihm zu finden.
    Bald schon wurde ich belohnt. In einem Umschlag, beschriftet mit » HOCHZEIT HELEN / JACK «, steckten Fotos von den glücklichsten Menschen, die ich je gesehen hatte. Fasziniert betrachtete ich die Bilder meines Großvaters. Granny Helens schöner Soldat hatte seine Frau anscheinend über alles auf der Welt geliebt. Hier war nichts von der typischen Reserviertheit der 1930er-Jahre zu finden: Granddad Jack hielt seine Braut fest im Arm und küsste sie auf fast allen Fotos auf die Wange. Auch Granny Helen hatte ihr Glück nicht verbergen können. Ihr Lächeln schien all die herausgeputzten Leute um sie herum anzustecken.
    Â»Hallo«, flüsterte ich ihnen zu, während eine Träne auf Dads alten Pulli tropfte. Einen dicken Kloß im Hals, wandte ich mich wieder dem Brief zu.
    Du wirst dich fragen, warum ich so gut im Schreiben bin. Welcher Veterinär schreibt schon Liebesverse?
    Die Antwort, meine Liebe, ist, dass ich schreibe, wie ich schreibe, weil ich dir begegnet bin. Du hast mich zu diesem schwärmerischen Schreiberling gemacht. Du hast mein unbeholfenes Geschwafel in Poesie verwandelt. Weil ich dich liebe, mein Mädchen. Ich verzehre mich nach dir! Es ist nicht gerade einfach, dich zu lieben, das kann ich nicht leugnen. Würde ich mir meine Traumfrau ausmalen, wäre sie bestimmt nicht wie du. Sie wäre zum Beispiel ein bisschen respektvoller! Doch das ist egal, meine Helen. Du bist die Einzige für mich. Übermorgen beginnt mein Urlaub, mein Schatz! Ich werde zu dir kommen!
    Nun liefen mir die Tränen ungehindert über die Wangen. Ich drehte das Blatt um, um nach dem Datum zu sehen: der 13. Dezember 1941. Granddad Jack war am nächsten Tag ums Leben gekommen. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit war er auf der Suche nach einer in Not geratenen Maschine übers Mittelmeer geflogen – und war selbst abgeschossen worden.
    Ich versuchte, mir das Ausmaß dieser Tragödie vorzustellen, zumal ich nun wusste, wie sehr die beiden einander geliebt hatten. Kein Wunder, dass Granny Helen nie mehr geheiratet hatte. Kein Wunder, dass sie ein so streitsüchtiger alter Stinkstiefel geworden war.
    Â»Es tut mir so leid, Granny Helen«, flüsterte ich. »Du Arme!«
    Der nächste Brief stammte von Staffelführer Tom Derbyshire, der erklärte, was passiert war, und die Briefe meiner Großmutter an ihren Mann beilegte. Er schrieb, Granddad Jack sei ein tapferer Pilot gewesen, der für sein Land das höchste Opfer gebracht habe. Dann fügte er in persönlicherem Ton hinzu, dass Jack bei den Jungs der 238. Staffel sehr beliebt gewesen sei, nicht zuletzt, weil er ihnen beim Schreiben ihrer Liebesbriefe geholfen habe. Granny Helen habe allen Grund, stolz auf ihn zu sein.
    Ich ließ die Briefe sinken, um sie nicht mit meinen Tränen zu verschmieren, konnte ich doch diese Tragödie, den schrecklichen Verlust nicht ertragen. Meine arme Granny, im sechsten Monat schwanger und fast verrückt vor Liebe, hatte ihren schönen jungen Ehemann nie wiedergesehen.
    Malcolm blickte mich unbehaglich an, während ich weinte.
    Ich betrachtete noch einmal die Hochzeitsfotos, ihr ansteckendes Lächeln. »Gott sei Dank weißt du, wie viel er für dich empfunden hat«, flüsterte ich. Darin lag ein gewisser Trost.
    Mein Tränenfluss wurde gebremst vom Piepen meines Handys, das eine eingehende SMS ankündigte. Ich fuhr mir mit dem Ärmel übers Gesicht und öffnete die Nachricht.
    Sie war von Sam. Schniefend versuchte ich, mich zu konzentrieren: Wollte nur noch einmal sagen, wie traurig ich bin, dass du heute Abend nicht kommst. Dir würde das Stück gefallen, ich sehe die meiste Zeit über aus wie ein Volltrottel. Wenn wir schon dabei sind, von Volltrotteln zu sprechen: Du bist ein Volltrottel, weil du nicht kommst. Ich vermisse dich. XXX .
    Â»Lass mich in Ruhe«, sagte ich laut. »Wirfst mir Krumen von deinem schicken Designertisch zu, an dem du dein dämliches Londoner Frühstück mit der dämlichen Katia Wunderschön

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