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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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so wunderschön gesund aus in ihren hochtaillierten Shorts und der gestreiften Weste. Neben ihr fühlte ich mich riesig und unbeholfen. »Doch, Charley, du musst einmal zur Ruhe kommen«, protestierte sie. »Du hast dir immerhin das Bein gebrochen …«
    Aber davon wollte ich nichts wissen. »Du verstehst das nicht«, jammerte ich, wohl wissend, wie erbärmlich kindisch ich klang, doch ich konnte seltsamerweise nicht aufhören. Entsetzliche Panik wallte in mir auf, die sich jede Sekunde Bahn brechen würde. »Du weißt nicht, was es bedeutet, so eingespannt zu sein wie ich. Na gut, vielleicht tue ich manchmal tatsächlich zu viel, und vielleicht sollte ich das künftig überdenken, aber im Augenblick, Nessie, muss ich arbeiten. Ich – ach Gott, es bringt ja ohnehin nichts …« Ich verstummte gequält. Was nutzte es, meinen Terminplan zu erklären oder gar zu rechtfertigen, wenn mein Gegenüber dem Luxus eines Acht-Stunden-Tags frönte? Wer konnte abends schon in der Badewanne hocken, sich was zu essen kochen und Brettspiele spielen? Herrgott noch mal!
    Â»Das ist alles allein deine Entscheidung«, bemerkte Hailey sanft, als würde sie meine Gedanken lesen.
    Ich ignorierte sie, dann fing ich mit neuerlicher Verzweiflung an zu schluchzen, als mein Blick auf meinen Moleskine fiel, in dem sämtliche privaten Termine nun mit Haileys pinkfarbenem Stift durchgestrichen waren. »Ich kann das nicht«, schluchzte ich. »Im wahrsten Sinne des Wortes: Ich kann das nicht. Wenn ihr das nicht versteht, gut, aber ihr müsst mir glauben, wenn ich euch sage, dass das hier ein absolutes Desaster ist.«
    Haileys Gesichtsausdruck zeigte, dass sie mir nicht wirklich Glauben schenken wollte. Ness gab sich etwas mehr Mühe, doch auch sie scheiterte. Und so gab ich auf. Und fühlte mich völlig alleingelassen. Weinend schlug ich die Hände vors Gesicht. Ich weinte und weinte und hörte auch nicht damit auf, als der Höhlenmensch nebenan mich eine »dämliche Loserin« nannte, woraufhin Hailey aus der Kabine stampfte, um ihm eins überzubraten, während Ness sie mühsam zurückzerrte.
    Zunächst weinte ich aus reinem Frust, auf unbestimmte Zeit in einem Gips gefangen zu sein, doch dann schossen mir jede Menge weitere Gründe für meine Verzweiflung durch den Kopf, bis ich irgendwann den Eindruck hatte, einer sarkastischen Kabarett-Innenshow beizuwohnen. Ich weinte über die Qual, die es mir bereitete, meinen kostbaren Job Margot Pearson zu überlassen, über den Verlust meiner Unabhängigkeit, über die Möglichkeit, dass mein Bein vielleicht dauerhaften Schaden genommen hatte. Ich weinte über all die Jahre, die ich mit sinnloser Verzweiflung um John gekämpft hatte, um all den Naturreis, die teuren Haarschnitte, die so mühevoll verfassten witzigen E-Mails. Alles umsonst! John hatte sich entschieden, einer verheirateten Frau einen Antrag zu machen, einer Frau, mit der er eine Affäre begonnen hatte, kurz nachdem er vor drei Jahren in der Besenkammer über meine Brüste hergefallen war. Du Schwachkopf! , krähte die Stimme in meinem Kopf. In der Zeit, die du damit verplempert hast, um ihn herumzuschwarwenzeln, hättest du längst heiraten können. Ein Kind kriegen können! Ein weiteres Instrument erlernen, glücklich sein können! Deshalb weinte ich, und mir fielen immer mehr Gründe ein.
    Ich weinte, bis meine beste Freundin und meine Schwester nach einer guten halben Stunde aufgaben und die Krankenschwester riefen. »Könnten Sie ihr bitte etwas Starkes zur Beruhigung geben?«, fragte Hailey höflich.
    Die Schwester war nur zu froh, endlich einschreiten zu dürfen.
    Irgendwann in der Nacht erwachte ich, nachdem das aufdringliche Klingeln des Krankenhaustelefons neben meinem Bett mich aus meinen seltsamen Träumen gerissen hatte. Benebelt öffnete ich die Augen und fixierte das rote Licht, das munter oben auf dem Hörer blinkte.
    Ein, zwei Sekunden überlegte ich, ob ich es einfach ignorieren sollte. Niemand rief mitten in der Nacht im Krankenhaus an. Doch was, wenn es John war, der mich von Kalifornien aus zu erreichen versuchte, um mir mitzuteilen, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte? Dann würde ich froh sein, den Anruf angenommen zu haben, dachte ich, streckte die Hand aus und griff nach dem Hörer.
    Â»Hallo?«, flüsterte ich verstohlen. Unter

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