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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Sicherheitsdienst, nachdem er mir angeboten hatte, mich nach Hause zu bringen. Ich lehnte meinen Kopf gegen das Seitenfenster seines Wagens, kaum in der Lage, aufrecht zu sitzen.
    Â»Nein«, antwortete ich. »Grauenvoll.«
    Graham schnalzte mitfühlend. Dann sagte er: »Margot hat den Laden am Laufen gehalten, nicht wahr? Hat sich richtig ins Zeug gelegt!«
    Ich stierte abwesend auf die Massen von Fußgängern, die vor uns den Leith Walk, Edinburghs längste Shoppingmeile, überquerten. »Ja. Alles scheint bestens zu sein. Ich denke, sie hat ihre Sache großartig gemacht. Wirklich großartig.«
    Â»Sie ist schon ein Prachtweib«, fügte Graham verschmitzt hinzu.
    Ich warf ihm einen fragenden Seitenblick zu. »Ein Prachtweib?«
    Er grinste. »Jawoll. Ich finde, sie sieht ziemlich gut aus.«
    Ich zögerte, bevor ich den Schlüssel in das Schloss an meiner Eingangstür steckte, unsicher, wie ich mit dem flatterhaften Wrack umgehen sollte, zu dem Sam seit der Trennung von Yvonne mutiert war. In den fünf Tagen nach seiner überraschenden Verkündigung hatte er zu viel getrunken, weshalb sein Gesicht nun aufgedunsen und ungesund gerötet war; auch mit seiner abendlichen Kocherei war es vorbei, billiges Weißbrot und Nutella standen wieder auf dem Speiseplan. Ich hatte angefangen, unsere Plaudereien bei lappigen Käsemakkaroni, Kohl- und Edamersalat und bizarrem Gebäck zu genießen, doch nun blieb es still in der Wohnung, abgesehen von trauriger Musik, die aus seinem Zimmer drang.
    Kurz gesagt: Sam war absolut am Boden zerstört. Er hatte mir lediglich mitgeteilt, Yvonne habe ihn bei einem Seitensprung erwischt. Wann, wie oder mit wem, musste ich noch herausfinden, dennoch war ich schockiert gewesen, nicht so sehr darüber, dass er sie betrogen hatte, sondern darüber, dass ihm das gelungen war, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte. Wie hatte er das bloß geschafft? Kleinigkeit , wurde mir klar. Er ist schließlich ein Profi!
    Die Vorstellung, dass sich die quirlige, alberne, zarte Yvonne mit ihrem erregten Gequietsche nun vermutlich in ein Häuflein Elend verwandelt hatte, war unsagbar traurig. Das arme Mädchen. Hätte ihre zierliche Mutter nicht gedroht, Sam »windelweich« zu prügeln, sollte er sich in ihre Nähe wagen, hätte ich wohl versucht, sie anzurufen.
    Zögernd steckte ich den Schlüssel ins Schloss. Bitte, lieber Gott , betete ich, lass Sam nicht in einer Wolke des Verderbens und übler Gerüche dasitzen, bitte, bitte, bitte.
    Ich trat ein. Und zum ersten Mal an diesem Tag wurden meine Gebete erhört. Sam saß nicht in einer Wolke des Verderbens und übler Gerüche da. Auf dem Couchtisch lagen anstatt des üblichen Weißbrots mit Nutella die kompletten Werke von Shakespeare, und aus dem Badezimmer drang seine Stimme, tiefer als sonst, die irgendetwas über hasenfüßige Jünglinge zum Besten gab.
    Ich fing an zu grinsen. Ich kannte diese tief dröhnende, ach-so-vornehme Stimme! Es war seine Bowes-Schauspielerstimme, kurz BSS . Hailey und ich hatten sie so genannt, nachdem wir ihn in einer Uniproduktion den Ödipus hatten spielen sehen. An jenem Abend hatten wir uns gekrümmt vor Lachen.
    Kichernd humpelte ich zum Kühlschrank, nahm zwei Fertigmahlzeiten aus dem Gefrierfach und stellte sie in die Mikrowelle. Ich hatte die BSS lange Zeit nicht mehr gehört.
    Â» CHAS «, donnerte Sam und schritt dramatisch durch die Badezimmertür.
    Â»Hallo, Schauspielersamuel, hallo, BSS . Was ist mit dem schmollenden Bowes passiert?«
    Sam ließ sich schwungvoll auf den Sessel fallen, einen zufriedenen, doch leicht verlegenen Ausdruck auf dem Gesicht. »Samuel Bowes gliedert sich wieder in den Kreislauf des Lebens ein«, verkündete er etwas weniger dröhnend.
    Ich sah nach unserem Mikrowellenessen. Im Grunde hieß ich Mikrowellenessen nicht gut, doch da Sam seine verrückten Kochsessions aufgegeben hatte und ich nicht lange stehen konnte, mussten wir uns wohl oder übel damit zufriedengeben. »Du versuchst also, Arbeit zu finden?«, schlussfolgerte ich vorsichtig. Sams Schauspielkarriere war ein Minenfeld. Er hasste es, darauf angesprochen zu werden, doch wenn man nicht fragte, beschwerte er sich, dass man ihn als Schauspieler nicht ernst nahm.
    Â»Ich werde es versuchen.« Ich sah zu ihm rüber, und genau wie ich es erwartet hatte, war sein Gesicht von

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