Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
reifen um ihre Hände vielleicht zerbrechen konnte, und selbst wenn das der Fall war, ob sie dann auch schnell genug wäre, um aus dem Lieferwagen auszubrechen, bevor Pudge nach seinem Pflock-Schussgerät greifen konnte - was immer das sein mochte. Die Idee eines Fluchtversuchs war verführerisch, aber der Gedanke, angeschossen zu werden, obwohl er ihr Herz vermutlich verfehlen würde, ließ sie frösteln. Rachel verabscheute Schmerzen. Sie hielt schon eine ganz normale Gewehrkugel für schlimm genug. Wie würde sich da erst ein Pflock anfühlen? Sie konnte ausgesprochen wehleidig sein, wenn es um Schmerzen ging, eine schreckliche Zimperliese. Also beschloss sie, es lieber nicht zu wagen.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Rachel verbrachte die Zeit damit, einen Fluchtplan zu entwickeln. Sie hatte keine Ahnung, wieso Pudge sie mitgenommen hatte. Er hatte einen Schutzschild gewollt, zumindest anfänglich, aber sobald Etienne eingeschlossen gewesen war, war das nicht mehr nötig gewesen. Rachel war überrascht, dass er sie nicht einfach getötet hatte.
Vielleicht lag es ja an seinen Schuldgefühlen ihr gegenüber, denn sein Angriff war immerhin ausschlaggebend für ihre Wandlung gewesen. Aber auch das führte nur wieder zu der Frage, was er mit ihr vorhatte. Dazu fiel ihr nichts Gutes ein.
Flucht war wohl wirklich das Beste. Sie musste unbedingt eine Gelegenheit dafür finden.
Wahrscheinlich würde er sie irgendwo hinbringen und sie dann wieder mit seinem Messer bedrohen. Diesmal würde sie wohl das Risiko eingehen müssen, verletzt zu werden, auch wenn es wehtat. Darauf freute sie sich nicht gerade, aber sie würde vielleicht mehr leiden müssen, wenn sie die Dinge einfach weiterlaufen ließ.
Das Rumpeln des Wagens hatte aufgehört. Zeit zu fliehen. Sie spürte, wie sich ihr ganzer Leib anspannte, als sie an einem Ruckeln erkannte, dass Pudge ausstieg. Dann hörte sie, wie er die Fahrertür zuwarf. Sie zog probeweise an den Handschellen und war überrascht, das Kreischen von Metall zu hören. Sie wollte gerade ernsthaft daran zerren, als sie hörte, wie die hinteren Türen aufgerissen wurden.
Sie verfluchte ihr Zögern, wartete erstarrt und zuckte zusammen, als ihr plötzlich das Tuch vom Kopf gerissen wurde. „Diese Garage hat keine Fenster. Sie sind vor der Sonne sicher”, verkündete Pudge stolz. Als hätte er diese Garage und das Haus, das zweifellos daneben stand, eigens für ihren Schutz so gebaut.
Rachel fand das alles nicht sonderlich beeindruckend. Ihr Blick klebte an der Waffe in seiner Hand. Das Pflock-Schussgerät war offenbar eine Armbrust mit einem Holzpflock statt eines Bolzens. Doch das war nicht so wichtig. Wichtig war, dass diese Waffe tatsächlich tödlich sein konnte. So viel also zum Thema Flucht. Jedenfalls in diesem Augenblick.
„Kommen Sie.” Pudge trat zurück und hielt dabei die Waffe sorgfältig auf ihr Herz gerichtet. Mit der freien Hand bedeutete er ihr, aus dem Auto zu steigen.
Rachel zog bei diesem Befehl vorwurfsvoll die Brauen hoch und rasselte mit der kurzen Kette, die sie an das Auto fesselte.
„Oha.” Pudge zögerte einen Moment, dann kam er offenbar zu dem Schluss, dass er ihr nicht zu nahe kommen sollte, um nicht überwältigt zu werden, und warf ihr einen Schlüsselbund zu.
Rachel konnte sie zwischen Arm und Oberkörper auffangen, dann machte sie sich ans Werk. Zum ersten Mal konnte sie einen Blick auf die Handschellen werfen, und was sie sah, erschreckte sie. Er hatte keine Witze gemacht, als er sagte, sie seien zehn Zentimeter stark, nur waren sie dafür verhältnismäßig leicht. Rachel nahm an, dass das ebenfalls mit ihrer neu erworbenen Kraft zu tun hatte. Sie hätte es wirklich versuchen und sich losreißen sollen, sagte sie sich, als sie die Handschellen aufschloss.
„Jetzt kommen Sie endlich”, drängte Pudge. Sie erinnerte sich daran, dass er Etienne angeschossen hatte, weil dieser nicht schnell genug reagiert hatte, und sprang rasch aus dem Lieferwagen. Sie hielt Pudge den Schlüsselbund hin, aber er schüttelte den Kopf. „Sie brauchen ihn, um die Tür zu öffnen.” Er zeigte nach links.
Rachel drehte sich um, um in die angegebene Richtung zu schauen, und sah sofort die Tür, die ins Haus führte. Es war eine Garage für ein einziges Auto, und der Lieferwagen ließ kaum mehr als einen halben Meter Platz bis zur Wand. Rachel ging an der Beifahrerseite entlang und blieb stehen, als sie einen Knoblauchkranz mit einem Kreuz in der Mitte entdeckte, der an
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