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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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beiden jungen Männern auftürmte.
    Noch einen Moment lang herrschte tödliche Stille, dann wandte sich Matt ab und richtete den Blick auf Rose: »Wie viele Kutschen haben wir?«, fragte er, und Rose antwortete prompt: »Nur eine. Plus die, mit der Amber gekommen ist, doch da muss erst das Rad repariert werden.«
    Matt nickte und wandte sich in Richtung Tür. »Ich kümmere mich darum, dann können wir gleich am Morgen starten. Adam und Eve in die eine Richtung, Chloe und Joe in die andere. Wir spannen euch je zwei Pferde ein, dann seid ihr etwas schneller, als es Amber war. Cullum und ich können reiten.« Er hatte den Türknopf bereits in der Hand, als Emily Luft holte.
    »Matt.«
    Während der gesamten Szene hatte Matt Emily keines Blickes gewürdigt, doch als sie jetzt seinen Namen aussprach, sah er sie überrascht an. »Was? Bleib bei Rose, in Hollyhill. Du solltest gar nicht hier sein.«
    Arrogant und stur und reichlich rot im Gesicht.
    Cullum legte den Kopf schief. »Das kann interessant werden«, sagte er leichthin. »Hat außer mir sonst noch jemand eine Ahnung, wie dieses Gespräch hier ausgehen wird?«
    Er grinste Emily an, und Emily ignorierte ihn.
    »Ich sollte mitkommen«, sagte sie zu Matt.
    »Nein.«
    Emily seufzte. »Ich bin ohnehin dort, oder nicht?« Sie sah Matt fest in die Augen. »Ich schaue aus dem Fenster, und ich sehe Cullum, und nachts sehe ich im Nebel ein Mädchen ums Haus schleichen.«
    Emily spürte die Gänsehaut, die ihre eigenen Worte in ihr auslösten.
    Doch es war so wahr wie unausweichlich.
    Sie war dort gewesen.
    Sie würde dort sein.
    Matt starrte sie an, dann drehte er sich um, stapfte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

6
    D er Wagen rumpelte über den zerfurchten Weg, und Emily hielt sich eine Hand vor den Mund. Gott, ihr war übel. Wer hatte eigentlich je behauptet, so eine Kutschfahrt sei gemütlich? Romantisch? Wer auch immer es war, hatte offensichtlich nicht den Schimmer einer Ahnung. Die Straßen waren uneben und schmutzig, genau wie Harry gesagt hatte, die Räder spritzten den Dreck an die Scheiben, und das Holz ächzte und grollte unter ihnen, als wollte es jeden Augenblick auseinanderbrechen.
    Ob es klüger gewesen wäre, die Pferde zu nehmen? Emily wusste es nicht. Sie hatte absolut keine Lust gehabt, es auszuprobieren, und als sich Joe und Chloe am Morgen wie selbstverständlich aufmachten, den Weg nach Exeter zu reiten, hatte sie diese Entscheidung nicht hinterfragt.
    Sie selbst waren ebenfalls im Morgengrauen aufgebrochen, inzwischen musste es schon weit nach Mittag sein. Demnach kauerte Emily bereits seit Stunden in einer Ecke dieser Droschke, so weit entfernt von Cullum wie möglich, der ihr auf diesem engen Raum gegenübersaß. Er hatte die Augen geschlossen und den Zylinder ins Gesicht gezogen. Er atmete ruhig und gleichmäßig und sagte kein Wort, weshalb Emily davon ausging, dass er schlief.
    Du Glücklicher , dachte sie, während sie zum gefühlt hundertsten Mal die Sitzposition wechselte. Ihr Hintern schmerzte, ihr Rücken, ihr Kopf. Sie fragte sich, ob Mr. Darcy wohl auch so unbequem hatte reisen müssen, verwarf den Gedanken allerdings wieder. Ganz sicher hatte er nicht auf blanken Holzbänken sitzen müssen. Und ganz sicher musste er nicht in einer Art Holzkiste schlafen, deren Matratze aus zusammengepresster Wolle bestand.
    Emily dehnte ihren Nacken und lehnte den Kopf gegen die Rückwand ihres ruckelnden Gefährts. Sie hatte also eine fast schlaflose Nacht hinter sich, eine Begegnung mit einer Schüssel kalten Wassers für die Morgentoilette, sie war gezwungen gewesen, sich mit einem dünnen Ästchen und einem seltsamen weißen Pulver die Zähne zu putzen, und durfte sich schließlich von Joe eine Standpauke darüber anhören, wie sich normale erwachsene Frauen in aufwändigen Kleidern zu benehmen pflegten. Diese nämlich wälzten sich nicht in Laub und Matsch. Als hätte sie sich gestern absichtlich auf den Boden fallen lassen.
    Gedankenverloren zupfte sie an dem Stoff des Kleids, das ihr Joe heute früh gebracht hatte. Es war deutlich schlichter als das rote von gestern Abend, ein grober dunkelgrauer Stoff mit robusten Puffärmeln, der ganz offensichtlich weniger leicht zu zerstören war als der vorherige. Darüber trug sie eine schwarze Jacke, eine Art Bolero, und auf dem Kopf eine lächerliche Haube aus Stroh und Stoff, die Joe Bonnet nannte und die offenbar absolute Grundvoraussetzung war, wollte man als anständiges Mädchen im

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