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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Bäumen, auf einer winzigen Anhöhe, thronte ein Pavillon als Aussichtspunkt.
    »Lasst uns bis zum Morgen warten«, sagte Matt. »Das gibt uns noch ein bisschen Zeit.«
    »Zeit«, wiederholte Cullum, und Matt warf ihm einen finsteren Blick zu. »Für ein klein wenig Vorbereitung«, fügte er flüsternd hinzu.
    Das Feuer knackste, und Emily sah den Funken nach, die sich in kleinen Explosionen von den Spänen lösten und gen Abendhimmel verpufften, durch das offene Dach der Stallruine, in der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden und wärmte sich auf, denn es zog in dieser Baracke, und es roch nach Moder, und Emily war froh, dass sich ganz allmählich der Duft nach verbranntem Holz in ihrer Nase festsetzte.
    Durch die glaslosen Fenster erkannte sie die Umrisse der zwei Pferde, die vor den Mauern grasten, die Kutsche hatte Matt auf der anderen Seite geparkt. Für die Tiere hatte es Hafer aus einem Leinensack gegeben und für sie alle Wasser aus einem nahegelegenen Flussbett. Sie hatten den trockenen Kuchen gegessen, den Rose ihnen für die Fahrt eingepackt hatte, und nicht über den Vorfall gesprochen – nicht über das, was Cullum gesagt hatte, und nicht über Matts halsbrecherische Reaktion darauf.
    Cullum hatte entspannt vor sich hingesummt und Matt sein grimmigstes Gesicht aufgesetzt.
    Emily hatte nachgedacht.
    Du hast mich angelogen .
    Meine Mutter hat nicht das Herz von Josh gebrochen, sie hat dir etwas angetan. Etwas, das du ihr nicht verzeihen konntest.
    Bloß was?
    Was?
    Inzwischen war der Nachmittag in den Abend übergegangen, und Emily war immer noch nicht klüger. Also starrte sie in die Flammen und grübelte darüber nach, wie sie Matt dazu bringen sollte, mit ihr zu reden.
    Er kniete neben ihr und legte Holz nach. Mittels Tannenzapfen und Rinde, Steinen und Zweigen hatte er das Feuer entzündet, und Emily überraschte nicht, dass er zu so etwas fähig war, ganz und gar nicht. Was sie überraschte, war ihre eigene Reaktion auf ihn: Sie fühlte sich mehr zu Matt hingezogen als je zuvor, so als hätten Cullums Warnungen und Chloes Andeutungen und Matts dauernd abweisende Haltung exakt das Gegenteil dessen bewirkt, wozu sie gedacht waren.
    Sie konnte ihn nicht haben, und jetzt wollte sie ihn umso mehr.
    Und sie wollte ihn nicht nur, sie wollte ihn beschützen. Vor Cullum und seinen düsteren Anspielungen. Vor seiner eigenen Traurigkeit. Vor ihren aufkommenden Zweifeln.
    Was wollte Cullum ihr sagen? Dass Matt nicht der war, der er vorgab zu sein? Dass er gefährlich war? Dass er sie belogen hatte? Wer war dieser Cullum, dass sie ihm mehr vertrauen sollte als Matt? Und wer war Chloe, dass sie ihn ihr ausreden konnte, wo ihm doch offensichtlich gar nichts an ihr lag?
    Du willst ihn küssen, Emily.
    So einfach ist das.
    »Es tut mir leid, dass du wütend auf mich bist«, sagte sie schließlich, und Matt blickte auf. Sie sah in seinen Augen, dass er die Worte erkannte, die er selbst benutzt hatte, gestern, im Sonnenaufgang bei den Ponys. Zum ersten Mal seit diesem Zeitpunkt lächelte er, ein kleines, müdes Lächeln.
    »Ich bin nicht wütend auf dich«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Sie schwiegen. Das Feuer knackte. Draußen war die Sonne bereits untergegangen, und sie warteten auf Cullum, der von irgendwoher irgendetwas zu essen bringen wollte. Matt legte mehr Zweige nach, dann setzte er sich im Schneidersitz neben Emily. Und dann begann er zu sprechen: »Was Cullum da gesagt hat, in der Kutsche …«
    Er brach ab, und Emily sagte nichts. Hatte er gehofft, sie würde ihn bremsen? Ist schon gut, du musst es mir nicht erklären. Nicht, wenn du nicht möchtest?
    Matt seufzte, dann raufte er sich die Haare, seine immer gleiche Reaktion auf Situationen, mit denen er nur schwer umgehen konnte, so viel wusste sie inzwischen.
    Sie sah Matt an. Es wurde Zeit, dass er ihr die Wahrheit sagte. Jetzt.
    »Du hast mich angelogen, damals beim Billard, oder? Du bist nicht fortgegangen aus Hollyhill, weil sie Josh das Herz gebrochen hat. Du bist gegangen, weil sie dir etwas angetan hat. Richtig?« Emilys Herz klopfte einen seltsamem Rhythmus. Aber sie musste es wissen.
    »Was war das, Matt?«, fragte sie leise.
    »Es hat mit meinen Eltern zu tun«, antwortete er. »Mit der Nacht, in der sie starben.« Seine Stimme klang ruhig und gefasst, sein Blick war auf das Feuer gerichtet.
    »Wir waren in den 1920er-Jahren«, begann er, »ein Gaunerpärchen hatte sich ins Crooked Chimney eingemietet, wir

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