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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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angelaufen und schmutzig.
    Emily besah sich das Geldstück und verschränkte dann demonstrativ die Hände vor ihrem Körper.
    »Was bist du – ein Trickbetrüger?«, fragte sie.
    Sie würde niemals – wenn nicht noch länger – mit Cullum über Matt sprechen. Nie.
    Du kannst Gedanken lesen?, dachte sie. Dann nimm das! Das Zeichen, das sie ihm in ihrer Vorstellung bedeutete, hätte Joe sicherlich in die Ohnmacht getrieben.
    Cullum lachte. »Ein Betrüger – willst du mich beleidigen? Rhetorische Frage.« Er grinste sie an. »Einst war ich Taschenspieler«, fuhr er theatralisch fort, »und darin gar nicht so übel.«
    Emily starrte ihn an, und Cullum lachte noch lauter. Er lehnte sich zurück und ließ die Münze in seiner Westentasche verschwinden, dann sagte er laut, sehr laut: »Ich freue mich jedenfalls, dass es dir gelungen ist, diese elende Fehde zu beenden.«
    Emily atmete ein und stieß dann geräuschvoll die Luft wieder aus. Sie wollte sich nicht provozieren lassen, wollte sich nicht auf Cullums Spielchen einlassen, aber …
    »Was für eine Fehde?«, fragte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Cullums Augen leuchteten auf. »Ich persönlich war der Meinung, er würde deiner Mutter nie verzeihen, wir alle dachten das, aber nun …« Er zuckte mit den Schultern. »Die dunkelste Stelle in Matts Herzen scheint erleuchtet. Bravo, Liebchen.«
    Bei der letzten Silbe machte die Kutsche einen Satz nach vorn und mit ihr Emily, die beinahe von ihrer Bank gerutscht wäre.
    »Ho«, murmelte Cullum und stützte sie mit einer Hand. Emily schüttelte ihn ab. Sie spähte aus dem Fenster. Waren sie schneller geworden? Es holperte schlimm wie nie.
    »Was konnte er meiner Mutter nie verzeihen?« Emily schaukelte auf ihrer Bank hin und her, ihr Kopf wippte, sie musste lauter sprechen jetzt, weil das Klackern der Hufe jedes Gespräch übertönte. »Was?«, rief sie.
    Cullums Grinsen wurde breiter und breiter, während die Kutsche immer mehr an Fahrt aufnahm, schließlich lachte er laut auf. »Ist ja gut!«, rief er und hämmerte mit seiner Faust gegen die Decke des Wagens, »ganz ruhig, mein Junge!«
    Diese Mahnung allerdings kam ein bisschen zu spät. Emily kreischte, als sie mit voller Wucht nach hinten geschleudert wurde. Sie ratterten bergauf, schneller und schneller, sie rasten förmlich, und dann, ganz plötzlich, kam der Wagen zum Stehen.
    Emily rutschte von ihrem Sitz, direkt in Cullums Arme, der sie auffing, immer noch lachend. Für einige Sekunden schloss sie die Augen und rührte sich nicht. Dann stieß sie Cullum von sich, rappelte sich auf und versuchte hektisch, die Tür der Kutsche zu öffnen.
    Matt riss von der anderen Seite daran. Er fing sie auf, als Emily herausstolperte, und er hielt sie im Arm, während er Cullum anfunkelte.
    Dieser zeigte sich unbeeindruckt, während er ausstieg und sich imaginären Staub von den Ärmeln klopfte. »Du hast sie repariert«, erklärte er, »du darfst sie auch wieder kaputtmachen.«
    Der Kutsche fehlte nichts, stattdessen waren sie endlich an ihrem Ziel angekommen. Hier, von einem kleinen Hügel aus, hatte man einen umfassenden Blick auf das Gut, das Travestor House sein musste.
    Es lag in einer Senke, ein schnörkelloses Haus, kantig, mit hohen Kassettenfenstern, einer breiten Steintreppe, knorrigen Pflanzenranken an der ockerfarbenen Hauswand und einer niedrigen Mauer, die den Vorgarten einfasste. Das Haus selbst hatte die Form eines liegenden L’s und gegenüber der kurzen Seite erkannte Emily das Stallgebäude, das sie in ihrem Traum gesehen hatte. Es war weiß getüncht, von schweren, hölzernen Toren durchbrochen, und es schien sich unter dem vom Wind zerzausten Reetdach zu biegen. Das Wiehern von Pferden drang zu ihnen herauf.
    Emily fand, dass das Haus anheimelnd wirkte, weniger stattlich oder herrschaftlich, wie man sich diese Häuser womöglich vorstellte, sondern freundlich und einladend, trotz der braun-grauen Novemberlandschaft, die es umgab.
    »Das ist es, denke ich«, sagte sie leise, und Matt nickte.
    Sie beobachteten eine Frau, die das Wohnhaus an der Rückseite verließ und den Weg durch einen in das L eingebetteten Garten einschlug. Sie steuerte auf ein Glashaus zu, das vermutlich ein Gewächshaus war, und hielt eine runde Schale in Händen. Emily ließ den Blick über sie und das Haus hinwegschweifen, über eine Wiese mit vereinzelten Obstbäumen zu einer Gruppe Tannen, die fast ein kleiner Wald war. Ein See glitzerte in dessen Mitte. Zwischen den

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